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Pablo Ruiz Vivancos - Killerfish Customs

Pablo Ruiz Vivancos ist der Mann hinter Killerfish Customs, einer alteingesessenen Boardschmiede auf Gran Canaria. Wir haben den Shaper interviewt:

Wann hast du angefangen Boards zu bauen?
Ich habe mit 17, also sehr früh begonnen. Erst habe ich meine armen alten kaputten Boards repariert. Es war damals wirklich schwierig Harz zu finden und Epoxy war total selten zu bekommen. Ich hatte schon immer handwerkliches Geschick und dann entschied ich mich mein erstes Board mit Epoxy und sehr dichtem EPS Schaum zu bauen... Es war ein totales Desaster, da ich fast nichts über Shapes und Biegelinien wusste.

Das zweite Board hatte nur im Unterwasserschiff ein Sandwich und es ging schnell kaputt. Der Shape war aber schon optimal, denn den hatte ich kopiert. Das dritte Board habe ich komplett als Sandwich gebaut und es fährt noch immer!

Ich fing damals in der Garage meiner Eltern an, dort habe ich vier bis fünf Boards pro Jahr für mich und meine Freunde gebaut.

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Dann, nachdem ich die Uni beendet hatte, lud mich ein Freund nach Gran Canaria ein, um dort den Sommer zu verbringen. Ich bin immer noch dort...

Am Anfang habe ich bei lokalen Shops Boards repariert. Nach einigen Monaten fing ich an Bretter zu bauen und nach zwei, drei Jahren habe ich meine eigene Marke gehabt.

Wieviele Bretter baust du pro Jahr?
Ich mache meist zwischen 35 und 40 Boards pro Jahr und einige Surfboards und SUPs. Meist arbeite ich alleine in der Produktion und habe nur Hilfe bei den Reparaturen, die viel Zeit benötigen.

Ich bin sehr gewissenhaft beim Bau und ich gebe ungerne Arbeitsschritte in andere Hände ab. Vielleicht ist das ein Grund, warum die Kunden gerne bei mir kaufen. Sie wissen, dass ich jeden Schritt überwache. Ich bevorzuge es nicht so viele Boards zu bauen, aber im Gegenzug die Qualität zu erhöhen.


Pablo Ruiz Vivancos - Killerfish Customs

Was ist der Unterschied zwischen deinen Boards und denen aus der Fabrik?
Erstens gibt es einen großen Unterschied im Bezug auf die Konstruktion und die verwendeten Materialien. Ich halte Kontakt mit Freuden aus dem Segelbootbau und wir tauschen uns über die technischen Fortschritte aus. Ich versuche den Serienbrettern so immer einen Schritt voraus zu sein.

Ich denke, dass Serienboards, die in einer Form gebaut werden, viel unnützes Material zum Füllen der Form benötigen. Oft wird auch gespart, denn bei größeren Auflagen können die Ersparnisse für die Firmen enorm werden. Ich bevorzuge es nicht beim Material zu sparen. Meine Custom Boards werden in einem vierstufigen Vakuumprozess gebaut. Zwei Mal beim Sandwich und zwei Mal beim Laminieren. Dieses Verhältnis von Haltbarkeit und Gewicht wird von Serienboards nicht erreicht.


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Zweitens geht es um die Shapes. Der Bau von Customs ändert sich jeden Tag. Bei jedem Board kann ich Details verändern. Ein paar Millimeter hier und dort, ein paar Veränderungen in der Konstruktion, bei den Farben, im Shape. All diese kleinen Änderungen summieren sich im Lauf eines Jahres. Wir können neue Ideen täglich umsetzen und so ist ein Custom Board immer das Beste, was du zu diesem Zeitpunkt bekommen kannst. Serienboards sind etwa zwei Jahre hinter den Customs zurück.

Drittens können wir uns genau auf den Kunden einlassen und jedes Detail nach Kundenwünschen adaptieren. Viele Kunden kommen zu mir, weil sie alles andere kaputt machen und bei den Serienboards nicht finden, was sie mögen.


Pablo Ruiz Vivancos - Killerfish Customs

Welche Board-Typen verkaufst du am meisten?
Seit einem Jahr arbeite ich an kurzen, breiten und kompakten Boards. Ich nenne sie "Rockets" wegen der Form des Hecks. Ich habe ein Board für sehr windarme Wellenreit-Bedingungen gemacht, das mir sehr gut gefallen hat. Das habe ich dann für Pozo adaptiert, das Heck und die Kanten geändert und es ist wirklich erfolgreich.

Die hintere Fußschlaufe sitzt sehr weit am Heck, was dir in schlechten Bedingungen kürzere Turns erlaubt. Es gleitet früh an und ist sehr einfach zu fahren. Diese Boards kommen bei meinen Kunden sehr gut an. Klassische Boards baue ich auch, aber die sind meist für große Wellen. Ich habe drei verschiedene Rocker-Linien für diese Boards, je nach Bedingungen, in denen der Kunde fahren möchte.

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Was für ein Board würdest du für durchschnittliche europäische Bedingungen empfehlen?
Meine Rockets. Je mehr ich sie nutze, desto mehr erkenne ich, dass sie perfekt für europäische Bedingungen sind. Als ich in meinem Heimatort war und mit meinen alten Freunden gefahren bin, dachte ich, dass es die perfekten Boards sind.

Obwohl ich verschiedene Windsurfbretter im Van habe, nutze ich meist nur dieses eine. Du kannst sie in einem sehr breiten Bereich nutzen. Sie vertragen auch größere Segel und bei starkem Wind funktionieren Rockets auch. Du brauchst nicht unbedingt mehr Volumen, aber die Breite - und so funktioniert das auch bei viel Wind.



Pablo Ruiz Vivancos - Killerfish Customs

Was wird uns die Zukunft im Board-Design bringen?
Täglich gibt es neue Materialien und Technologien. Vor ein paar Jahren wurden all das nur für Flugzeuge und Formel 1 Autos hergestellt, aber seit einiger Zeit haben wir Zugriff auf die unterschiedlichsten Gewebe: Biaxial, Basalt, Dyneema und Carbon.

Das ist erst der Anfang. Viele Firmen arbeiten an unglaublichen Materialien. Aber manchmal scheint bevorzugt zu werden, dass die Boards nicht unzerbrechlich sind, das beobachte ich gerade in der Surf-Industrie. Sie haben das Wissen und die Technik unzerstörbare Boards zu bauen, aber sie machen das nicht. Die Kunden kaufen dort sehr oft neue Boards.

Ich denke, in der Zukunft werden die Boards einfacher zu fahren sein und es wird bessere Allrounder geben, die nicht perfekt in einzelnen Bedingungen sind. Boards, die man überall nutzen kann. Es geht um Boards, die du einfach mitnimmst, ohne über die Bedingungen nachzudenken.

Denkst du, dass CAD eine Rolle spielen wird?

Ja, klar. Ich sage immer, dass es keine Zeit spart, aber dass es mir erlaubt alle Details zu kontrollieren. Du machst die Arbeit einmal und kannst sie dann replizieren. Die Maschinen sind ziemlich teuer, aber schon günstiger als vor acht oder zehn Jahren. Es wird sie günstig geben, so wie es gerade den Boom bei 3D-Druckern gibt.


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Welches Finnen-Konzept ist das Richtige?
Oh, wir haben jetzt viele verschiedene Optionen, aus denen wir die beste für den Einsatszweck aussuchen können. Wir haben so viele Parameter die wir nutzen können. Das ist viel Arbeit, aber wir können damit großen Einfluss auf das Verhalten des Boards nehmen, um dir das zu geben, was du brauchst.

Was magst du an deinem Job?
Nun, Shapen war mein Hobby und jetzt ist es mein Job. In der Vergangenheit war ich Agraringenieur. Ich habe für andere gearbeitet und nicht viel verdient. Jetzt arbeite ich nur für mich und verdiene auch nicht viel, aber mir macht jede Arbeitsstunde in der Werkstatt Spaß.

Ich liebe meine Arbeit. Ich produziere und stelle etwas her. In anderen Jobs arbeitest du und siehst nie wofür eigentlich. Das kann ziemlich frustrierend und nervtötend sein. In meinem Job ist es zum Glück anders und ich bin stolz auf das, was ich täglich erschaffe...



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