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Steven van Broeckhoven
Steven van Broeckhoven ist neuer Freestyle Weltmeister. Damit gelang dem Belgier nach seinen Erfolgen auf der European Freestyle Pro Tour in 2009 und 2010 jetzt die große Sensation im PWA World Cup. Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt steht wieder ein Europäer an der Spitze der Freestyle Weltelite.
Anna Jeske und Matt Pritchard haben Steven getroffen und stellen euch den 25-jährigen Belgier in einem Interview vor.

Anna: Wie lange stehst du schon auf dem Windsurfboard und wie wird man zum Profi?
Steven: Als ich 9 Jahre alt war hat alles in Belgien angefangen. Freestyle wurde interessant als ich ungefähr 17 war, aber lange nur zum Spaß. Kapstadt, Bonaire und Brouwersdam sind meine Lieblingsspots. Die Europäische Tour bin ich dann in 2008 zum ersten mal mitgefahren, die erste PWA Teilnahme folgte ein Jahr später, dort bin ich direkt 'Rookie of the Year' geworden. Als Profi habe ich mich da noch nicht gesehen.

0 Anna: In 2009 und 2010 warst du bereits Europäischer Freestyle Champion, in der PWA Tourwertung schon auf den Plätzen 5 und 4. Was hattest du dir für 2011 vorgenommen?
Steven: Trotz meiner Verletzung beim ersten Event in Vietnam lief das weitere Jahr gut an, obwohl ich die Bedingungen in der Karibik als schwierig empfand - dort zu gewinnen war dementsprechend etwas Besonderes. Fuerteventura dagegen liegt mir, ist einer meiner Lieblingsspots. Ich habe gefühlt, dass ich es hier schaffen kann, war mir da im Gegensatz zu den Vorjahren sogar etwas sicherer. In die Top 5 kommen wollte ich hier auf jeden Fall.

Steven van Broeckhoven
Matt: Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden auf dem 14. Platz beim Auftakt in Vietnam warst du in der Rolle des Jägers. Hatte deine Verletzung im Nachhinein etwas gutes?
Steven: Eher weniger... schon für Vietnam hatte ich mir viel vorgenommen, da mir schwierige Bedingungen liegen. Nach meiner Verletzung dachte ich bereits die Saison wäre vorbei, aber nach sechs Wochen gab es das OK vom Doktor. Podersdorf war der erste große Test und ich habe gewonnen! Ich bin direkt weitergeflogen nach Bonaire, hatte dort aber fast keinen Wind zum Trainieren. Ohne Verletzung wäre ich also noch besser vorbereitet gewesen.

Matt: Auch beim Windsurfen ist nicht immer alles Sonnenschein. Wie gehst du mit Problemen um? Gab es Tiefs?
Steven: In diesem Jahr meine Verletzung und auch das Problem mit dem Materialtransport. Zu einigen Zielen war der Transport meines Stuffs mit sehr hohen Kosten verbunden. Es ist also nicht immer alles Glanz und Glamour. Zum Glück kann ich mich schnell wieder auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

0 Matt: Welche Rolle spielt das Material?
Steven: Das passende Material zu haben ist eine der wichtigsten Voraussetzungen. Es hat auch Einfluss auf den Style, aber das wichtigste ist immer der Surfer, der damit das Beste herausholen muss. Das Gaastra Pure ist ein sehr kraftvolles Segel und gleichzeitig extrem stabil bei allen Bewegungen des Riggs nach Luv. Dieses 'Ducking' ist eine der wichtigsten Eigenschaften für die neuen Powermoves. Selbst bei 40 Knoten habe ich mit meinem Material dabei keine Probleme.

Anna: Wie bist du mit dem Druck umgegangen, die theoretische Chance auf den Titel bestand ja bereits vor dem Event?
Steven: Ich versuche den Druck, das Ranking anzuführen, nicht an mich heran zu lassen, sondern einfach mein Ding durchzuziehen. Ich gebe mein Bestes und wenn ich dann gegen jemand Gutes verliere, ist das OK für mich.

Steven van Broeckhoven
Matt: Gollito hat drei Jahre am Stück gewonnen - was hattest du dir ausgedacht, um zu kontern?
Steven: Gollito ist Top auf Fuerteventura und Lanzarote, wenn starker Wind und Wellen vorherrschen. Ich habe im letzten Jahr viel in Wellen trainiert. Kiri dagegen ist der King im Flachwasser. Ich habe versucht mit meinem eigenen Style so nah wie möglich zu ihm aufzuschließen. Auf Fuerteventura konnte ich ihn dann zwei Mal bezwingen.

Matt: Kiri Thode ist Konkurrent und Teamkamerad zugleich. Wie geht man damit um, trainiert ihr zusammen?

Steven: Kiri ist ein sehr guter Freund, er ist sicher der technisch beste Freestyler. Im Wettbewerb ist die Entscheidung dann Sache der Judges.

0 Matt: Jetzt hast du den 2011er Freestyle Titel geholt und der Druck ist weg. Kommen jetzt die Emotionen raus?
Steven: Ist schwierig zu beschreiben - ich habe etwas erreicht, was ich mir lange nicht vorstellen konnte. Das war ein ziemlich hartes Stück Arbeit, deshalb bin ich zum einen überglücklich, aber auch motiviert noch mehr zu trainieren, um es vielleicht zu wiederholen.

Steven van Broeckhoven
Anna: Wie geht es für dich in der Saison 2012 weiter?
Steven: Im kommenden Winter möchte ich gerne an verschiedenen Spots trainieren, um mit unterschiedlichen Bedingungen besser klar zu kommen und mehr anderen Sport neben dem Windsurfen betreiben, um konditionell besser trainiert zu sein. Auch die anderen Disziplinen werde ich angehen - Windsurfen in der Welle ist für mich das Größte, nicht nur Spaß, sondern auch das Adrenalin bei hohen Sprüngen. Darum mag ich Südafrika, wo ich Wave und Freestyle 50/50 trainieren kann. Auch Slalom liegt mir, ich mag es mit anderen um die Wette zu fahren - mach ich bereits regelmäßig und bin dabei mein Material perfekt abzustimmen.

0 Matt: Auf jeden Fall erstmal fette Glückwünsche, ich kenne selbst die Arbeit, die auf dem Weg zu einem Titel liegt. Nicht jeder schafft es und es gibt eine Menge Talente - man braucht immer etwas Besonders, um tatsächlich ganz vorne zu sein. Gibt es Unterstützer, die dich auf deinem Weg begleitet haben?
Steven: Zuerst möchte ich meiner Familie danken, die mich aufs Wasser gebracht hat. Sie hat meine Entscheidungen immer unterstützt. Auch meine Freunde sind mir wichtig und die Atmosphäre beim Windsurfen. Der Support von meinem Ex-Team 'The Bunch' war ebenfalls ziemlich wichtig, so bin ich überhaupt erst zu internationalen Wettbewerben gekommen. Und nicht zuletzt natürlich meine Sponsoren, die mir diese Ergebnisse ermöglichen. Im Moment bin ich emotional ziemlich aufgewühlt und Worte reichen nicht, um jedem Danke zu sagen!

Steven van Broeckhoven