Vincent Langer

Vincent Langer

Vincent Langer hat im vergangenen Jahr richtig Gas gegeben. Der Deutsche Meister will 2014 auch im PWA World Cup angreifen. DAILY DOSE stand er im Interview Rede und Antwort.

Wann und warum hast Du mit dem Regattasurfen angefangen? Wie sah der Anfang Deiner Karriere aus?

Ich stand das erste Mal alleine mit 7 auf dem Surfboard. Doch zu dieser Zeit hatte mir Fußball bedeutend mehr Spaß gemacht. Das änderte sich jedoch mit 11 Jahren. Durch meinen Vater, der damals auch fast täglich auf dem Wasser war, kam ich dann zu den ersten Regatten.

Es waren Jugendregatten wie die Super 8, Formel J und kleine Vereinsregatten. Solche Jugendregatten gibt es heute leider nur noch selten. Wir waren damals oftmals mehr als 100 Kids. Das weckte meinen Ehrgeiz und so kamen wollte ich an immer mehr Events teilnehmen...

Wie schwer ist es gute Sponsoren zu finden? Kannst Du vom Windsurfen leben?

Windsurfen ist meines Erachtens der geilste Sport der Welt, und das mit Abstand. Wir haben jedoch leider ein Problem, und das ist die Unterrepräsentation in Medien, wie dem Fernsehen oder in überregionalen Printmedien.

Dadurch ist es extrem schwer an Sponsoren außerhalb der Windsurfindustrie zu kommen. Sponsorenverträge von Surffirmen gibt es, doch kann man von diesen nicht leben, da leider längst nicht mehr so viel Material verkauft wird wie früher und somit die Budgets knapp sind.

Ich bin medial und sponsortechnisch sehr aktiv und kann davon leben, jedoch ist es nicht so, dass man am Ende des Jahres etwas über hat. Trotzdem ist es mein Traum.

Vincent Langer

Die letzte Saison war für Dich erfolgreich. Wie hast Du Dich auf die 2014er Saison vorbereitet und welche Ziele hast Du?

Die letzte Saison war bisher meine erfolgreichste. Ich hatte mich auf Teneriffa und in Italien mit PWA Freunden wie Matteo Iachino oder Alberto Menegatti vorbereitet. Das harte Training hatte sich ausgezahlt. Ich habe fast alle Regatten in Deutschland gewonnen und konnte Deutscher Meister werden.

Auch diesen Winter habe ich auf Teneriffa verbracht und bin nun auf dem Weg nach Süd-Frankreich. Zur Zeit fühle ich mich wirklich fit und bin definitiv schneller als letztes Jahr. Ich bin wirklich gespannt auf die kommende Saison.

Meine erste Regatta wird die Formula WM und die IFCA Slalom WM auf den Azoren. Danach stehen ein paar deutsche Regatten an bis Mitte Sommer. Dann kommen ein paar World Cups in Alacati, Sylt, La Torche und Turkmenistan.

Du studierst neben Deiner Regattakarriere Sport, richtig? Wirst Du nach Deinem Studium im Windsurfbereich arbeiten oder peilst Du einen ganz anderen Job an?

Ich habe mein Master Studium in Geschichte und Sport auf Lehramt abgeschlossen. Für mich steht noch nicht komplett fest, was die Zukunft bringen wird. Ich kann mir vieles vorstellen. Aber jetzt ist erst einmal nur Windsurfen auf dem Stundenplan.

Wie trainiert man als Windsurfprofi abseits des Wassers?

Windsurfen und ganz besonders Slalom und Formula ist extrem physisch. Wir arbeiten viel im Gym, viel Stabiübungen, Dehnen und natürlich Grundlagenausdauer, denn so ein Kursrennen dauert deutlich länger als man sich manchmal wünscht.

Du trainierst oft auf Teneriffa mit anderen Racern den realen Ablauf von Rennen. Das bringt sicher einen enormen Zugewinn an Erfahrung - ist das wesentlich für Erfolge?

Man soll nicht alle Tricks verraten, aber das Training dort ist wirklich sehr gut! :-)

Vincent Langer

Du surfst auch gerne in der Welle. Gibt es da an guten Tagen den Zwiespalt zwischen Race-Training und Freesailing? Wie eisern bist Du da zu Dir selbst?

Ich habe den Vorteil, dass mir Slalom und Formula wirklich Spaß machen. Darum freue ich mich auch auf Slalom, wenn andere in die Welle gehen. Und auch auf 7 Knoten Leichtwindtraining, wenn wir über den Teich schießen und alle noch am Strand sind. Das finde ich klasse.

Welches Material ist rennentscheidend? Man hört immer wieder, dass World Cup Profis sich Finnen zum Stückpreis von über 1000 EUR zulegen - ziehst Du da mit? Bringt es wirklich so viel?

In der Spitze ist gutes Material unerlässlich, keine Frage! Aber es zählt immer noch der Fahrer, das darf man nie vergessen. Und ganz besonders das Thema Finnen ist eine wichtige Geschichte. Da muss man leider schon mal tief in die Tasche greifen.

Welchen Einstiegt rätst Du jemanden, der sich für Renndisziplinen beim Windsurfen interessiert?

Die Materialfrage ist absolut nichts, was einen Neueinsteiger abschrecken muss. Es reicht Material von den Vorjahren und gebrauchte Finnen. Das alles bekommt man gebraucht auf Dailydose. ;-)

Erfolge kommen schnell, und es macht unglaublich Spaß sich mit anderen „Heizern“ zu messen. Verbesserung von Halsen und Körperhaltung, sowie Vermeiden von Spin Outs stellen sich schnell ein. Und ich kann versprechen, dass es definitiv nicht langweilig wird. Oftmals kann man sich auch einfach Trainingsgruppen anschließen. Wir treffen uns zum Beispiel immer in Heidkate.

Wenn Du Racing als Wettkampfformat selbst definieren könntest, wie würde ein idealer Event aussehen (Kurse, Materiallimits, etc.)?

Wir haben sein sehr gutes System in Deutschland, was zur Zeit von einigen anderen Ländern kopiert wird. Bei wenig Wind wird Formula gefahren und ab 13 Knoten Slalom. Bei uns gibt es zur Zeit keine Materiallimitierung, was für Einsteiger sehr gut ist. Ich würde mir jedoch eine Reglementierung beim Material wünschen, z.B. 1 Formula Board, 1 Formula Segel, 2 Slalom Boards und 4 Segel.

31.03.2014 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns, Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Privat

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