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Atlantic - Movie

Mit Atlantic schafft es im Juli ein Film ins Kino, bei dem ein Windsurfer die Hauptrolle spielt. Auch der Kopf hinter dem Film ist ein Windsurfer. Jan-Willem van Ewijk erzählt uns, wie es zu diesem Film kam und wie die Dreharbeiten verliefen.

„Eigentlich bin ich Ingenieur, ein Flugzeugdesigner mit Spezialisierung für Business Jets“, erzählt Jan-Willem. Im Alter von sieben Jahren war er mit seinen Eltern in den USA und sah dort einen Star Wars Film. Die Fluggeräte beeindruckten ihn so stark, dass er so etwas auch designen wollte. Vom Filmemachen war damals keine Rede.

Als sein Vater mit dem Windsurfen anfing, begeisterte ihn auch dies. Er schnallte er sein Windsurfboard auf einem Anhänger ans Fahrrad und fuhr damit zum See in der Nachbarschaft. „In den Achtzigern surfte jeder! Und ich dachte dann, dass ich Segeldesigner werden könnte. Auch dafür wollte ich Luftfahrtingenieur werden.“

Tatsächlich setzte er seinen Plan um und studierte später in Delft Flugzeugingenieur und arbeitete nach seinem Sudium unter anderem bei Beechcraft in Kansas und Bombardier in Montreal.

„Aber Business Jets zu designen ist ein sehr technischer Job. Du sitzt immer vor dem Computer in einem Büro, machst viele Berechnungen. Ich vermisste wirklich die Kreativität, die du zum Beispiel haben musst, wenn du eine Firma aufmachst.“

Der Zufall wollte es, dass einige seiner Freunde eine Investment Firma für neue Technologien aufmachten und ihn fragten, ob er nicht mitmachen wollte. Also zog Jan-Willem nach London und wurde für drei Jahre Investment Banker. „Ich lernte von neuem und machte die ganzen Prüfungen aber natürlich war das auch kein kreativer Beruf. Aber es machte sehr viel Spaß, diese Firma ins Leben zu rufen“, erläutert er. Nach einer Weile merkte er jedoch, dass er begann, die Kunden der Firma zu beneiden, die für interessant Projekte Geld bekamen.

„Als Investor musst du ein Pessimist sein und immer das Schlimmste annehmen. Ich hatte immer gedacht, ich werde erst mal Millionär und dann mache all diese schönen Projekte, aber ich wurde kein Millionär. Und dann traf ich diesen Filmemacher in Barcelona und wir tranken ziemlich viel an diesem Abend...“

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Mit der durchzechten Nacht kündigte sich mit 34 ein erneuter Wechsel an. Jan-Willem schwärmte dem Filmemacher vor, dass er immer schon Filme machen wollte und der Mann sagte: „Warum schreibst du nicht einfach ein Drehbuch für einen Kurzfilm und dann verfilmen wir das und dann kannst du sehen, ob dir das gefällt!“ - Genau das machte Jan-Willem. In drei Wochen verfasste er ein 150 Seiten langes Script. Das war dann alerdings absolut kein Kurzfilm mehr.

Er realisierte diesen Film mit dem Titel „Nu“ mit einer anderen Crew, ohne sich je Gedanken, um seinen Platz in der Filmindustrie oder seinen Stil zu machen. „Ich habe nicht eine Sekunde an die anderen gedacht“, sagt er. Er fing einfach an und drehte mit Freunden und Bekannten. Am Ende war in 45 Drehtagen 90 Stunden Material zusammengekommen.

„Als wir den Film schneiden wollten, dachte ich - Fuck, das ist wirklich schlecht!“ Ein Cutter sagte ihm dann, dass der Film schlechter als die schlechteste TV Produktion sei, er den Film nicht schneiden könne, ihm aber gerne die Schnittprogramm beibringen wolle.

Van Ewijk schnitt den Film also selber und reichte ihn bei einem niederländischen Film Festival ein. „Diese Festivals in Holland haben kein gutes Niveau, wirklich nicht. Aber ich bin als zu schlecht abgelehnt worden. Erst dann habe ich mir auch wirklich Gedanken um den Stil und die Aussagen gemacht“, erklärt er. Auch im zweiten Jahr wurde der Streifen trotz Änderungen abgelehnt. Erst im dritten Jahr, nach einem erneuten kompletten Umschnitt und Tipps durch einen anderen Cutter wurde der Film angenommen und bekam den Preis als bester Debut-Film.

So viel Durchhaltevermögen muss man erst einmal haben. „Du musst ziemlich naiv und arrogant sein, das hilft!“, lacht van Ewijk.

Direkt nach diesem Erstling stürzte er sich in das Projekt "Atlantic". Er reiste nach Marokko und fing dort an das Drehbuch zu schreiben. „Oberflächlich gesehen, geht es im Film um einen Windsurfer der von Marokko nach Europa surfen will und der auf dieser Reise viele Menschen trifft. Aber es geht eigentlich um Freiheit, denn der Mann aus Marrokko hat nicht dieselben Freiheiten, wie die Menschen aus Europa.

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Der Film erzählt die Geschichte von Fettah, der mit dem Windsurfer nach Europa aufbricht. Er lässt alles zurück und geht allein auf die Reise…

Viele Touristen kommen in Fettahs Dorf, um die perfekte Welle zu reiten. Unter diesen aus Amerika und Europa stammenden Touristen, ist auch eine Frau (Thekla Reuten), zu der sich Fettah so sehr hingezogen fühlt, dass er sich auf die Reise macht. 300 Kilometer über den Ozean, alleine mit sich und seinem Material, folgt er seinem Herzen.

Wenn der Held der Geschichte dann der Frau aus Europa hinterherreist, geht es eigentlich darum, dass er sich Freiheit zum ersten Mal einfach nimmt.

„Ich hatte schon mehrere Monate am Drehbuch geschrieben, da saß ich wieder einmal in einem Restaurant in Moulay und einmal setzte sich der Kellner zu mir und fragte was ich schreibe. Ich erzählte ihm, dass ich ein Drehbuch schreibe und er erwiederte, dass er ebenfalls Drehbuchautor sei. Ich dachte, naja, das sagt der jetzt nur, typisch Marrokko, damit er sich einen Euro dazu verdienen kann.“ beschreibt Jan-Willem einen entscheidenen Moment des Entstehungsprozesses.

Der Kellner entpuppte sich dann tatsächlich als Autor, konnte sich sofort in die Geschichte einfühlen und wurde damit Co-Autor des Drehbuches. So entstand die Geschichte dann zu einem großen Teil in diesem Restaurant in Moulay.

In einem Zeitraum von drei Jahren suchte sich van Ewijk ein Budget von 1,8 Millionen Euro zusammen, um den Film relaisieren zu können. „Es dauerte länger, das Geld zu finden, als den Film zu drehen“, sagt er. Dann ging es daran, die Schauspieler auszuwählen. Die Geldgeber wollten bekannte Namen, aber die stellten sich als ungeeignet heraus.

Alle Szenen auf dem Wasser hätten gedoubelt werden müssen, denn keiner der Profis hatte genügend Windsurfkenntnisse. Aber auch vor der Kamera wirkten die Profis unecht. Schließlich fand van Ewijk, dass Laiendarsteller dem Film erheblich mehr Tiefe geben würden. Er setzte sich mit diesem Gedanken gegen die geldgebenden Produzenten durch.

„Fettah, der Hauptdarsteller, hat einfach diesen Blick, der total tief geht und der ist echt“, erklärt Jan-Willem. „Bevor wir gedreht haben, haben wir drei Wochen lang geübt, und dann ging es los.“

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Jeder Windsurfer weiß, dass es fast unmöglich ist, die richtigen Bedingungen genau dann zu bekommen, wenn man sie braucht. Der Wind und die Wellen kommen wan sie wollen, aber sie richten sich nach keinem Drehbuch. Flexibilität war also, ungleich zu den allermeisten Dreharbeiten für Spielfilme, ein Muss.

Aber es gab trotzdem feste Termine. „Wir hatten am Tag des Helikopter-Shootings unglaublich viel Glück“, berichtet Jan-Willem. Der Termin stand fest, Pilot und der sehr gute Operator der Helikamera waren nur für diesen einen Tag verfügbar. Den ganzen Morgen über gab es kaum Wind und wir drehten bis etwa ein Uhr, was wir drehen konnten. Und dann - endlich - kam der Wind und wir hatten etwa drei Stunden, an denen wir gut arbeiten konnten.“

Auch bei den restlichen Dreharbeiten ging die Crew ungewöhnliche Wege. Die teure Kino-Kamera wurde in einem speziellen Kunstoffbeutel verpackt bei zwei bis drei Meter hohen Wellen auf einer Luftmatratze ins Wasser gelassen. Jan Willem schwamm die Kamera in die richtige Richtung und der Kameramann bediente das Monster. Oft werden bei solchen Aufnahmen erheblich kleinere Kameras eingetzt, und selbst Filme wie "Need for Speed" setzen GoPros ein. Aber auch dieser eigenwillige Weg funktionierte.

Als die Dreharbeiten abgeschlossen waren, ging es nach Berlin zu Cutterin Mona Breuer und dann ereilte Jan-Willem das selbe Schicksal wie bei seinem ersten Film. Er war nicht zufrieden. „Die erste Version war für-chter-lich! Alle sagten, der Film sei eine riesiger Fehlschlag." Der Film wurde bei Festivals nicht angenommen und wurde in sechs Monaten mehrfach umgeschnitten, bis das Budget komplett verbraucht war. Wie bei seinem Erstlingswerk musste Jan-Willem den Streifen selber fertig schneiden. Das dauerte noch einmal fünf Monate.

Dann war der Film fertig und er wurde beim Filmfestival in Toronto eingereicht. Toronto ist eines der wichtigsten Filmfestivals neben Berlin und Cannes. Die Kanadier nahmen den Film an und im September wurde Premiere gefeiert. Die meisten Kritiken waren gut, obwohl der Film polarisiert. Die einen Kritiker liebten den Streifen, andere hassten ihn. 'Hollywood Reporter' zerriss den Film, 'Variety' liebte ihn.

Im Februar 2015 wurde der Film dann von einem deutschen Distributor gekauft und er kommt ab Juli in deutsche und österreichische Kinos.

Sobald die Kinotermine für Atlantic festehen, informieren wir euch über unsere News.

Weitere Infos findet ihr hier:
www.facebook.com/atlantic.windsurfer
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