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Shape Revolution durch Strömungssimulation?
Mit neuartigen und per Strömungssimulation entwickelten Shapes möchte Eduardo Cenzano frische Impulse setzen. Er glaubt, dass seine Shapes die Surfwelt so verändern können, wie die Carving Skis das Skifahren in den Neunzigern revolutionierten.

Beim Design von Surf- und Windsurfboards ergeben sich die meisten Fortschritte durch kleine Verbesserungen. Details werden getestet und geändert und viel läuft über Intuition und Erfahrung. Nur sehr selten wird dabei die komplette Form neu definiert.

Der spanische Ingenieur Eduardo Cenzano arbeitet oft an Flügeln für Windturbinen. Mit dieser Expertise hat er in den letzten Jahren einen neuen Boardtyp per Strömungssimulation entwickelt. Die Boards sollen bei geringerer Größe früher angleiten und gleichzeitig besser drehen.

Seine Shapes kursieren momentan in der Wellenreit- und SUP-Szene. Starboard arbeitet mit Cenzano und seiner Firma Trinity zusammen. Starboards Hyper Nut Modelle sind im SUP Bereich das erste Resultat der Zusammenarbeit. Cenzanzo ist überzeugt, dass sich seine Designs auch im Windsurfbereich einsetzen lassen. Wir haben Eduardo zu seiner Entwicklung befragt.

Shape Revolution durch Strömungssimulation?
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Das Konzept orientiert sich an Carving Skis, richtig? Carving Skis biegen sich, um die Kurve zu nehmen. Deine Boards kommen auch ohne Flex aus, wie funktioniert das?
Flex hilft nur manchmal bessere Eigenschaften zu erreichen (…). Beim Ski oder Snowboard muss sich das Board biegen, damit es auf der harten Oberfläche, um die Kante auf den Boden zu bringen, aber Wasser verhält sich anders. Es ist eine Flüssigkeit und adaptiert sich. Um die Idee zu verstehen: Beim Ski adaptiert sich der Ski, weil der Boden hart ist, aber beim Wellenreiten ist es das Wasser, das sich am Shape orientiert.

Wie bist du auf das Design gekommen? War das reine Kopfarbeit oder haben Strömungssimulationen geholfen?
Ich bin mein ganzes Leben Skifahrer und Snowboarder. Als die Carving Skis aufkamen, konnte ich die unglaublichen Unterschiede im Fahrverhalten ausprobieren. Viele Jahre später, etwa vor neuen Jahren, schlug mir der Surfer Grant Strover vor, ähnliche Shapes für das Wellenreiten zu entwickeln. Ich sagte zu.

So entstand die ursprüngliche Idee als Kopfarbeit, aber danach folgte ein typisches Research & Development Projekt. Wir hatten schon viel Erfahrung in der Entwicklung von Windturbinen, sind also mit Strömungssimulationen vertraut und hatten die Expertise die Strömungseffekte von parabolischen Outlines zu interpretieren. Wir können die Designs mittlerweile je nach Anspruch des Kunden definieren.

Wenn ihr Simulationssoftware nutzt, wie schafft ihr es, die ständig ändernden Parameter zu nachzubilden? Die Lage des Boards im Wasser ändert sich ständig, die Wasseroberfläche ist oft sehr kabbelig. Das muss schwierig zu simulieren sein?
Ja, das stimmt. Es ist ein sehr sehr komplexer Prozess. Ich würde sagen, dass es unmöglich ist, alle Parameter zu simulieren. Es gibt auch mathematisch noch nicht beschriebene Phänomene wie die Grenzschicht, die sehr wichtig für die Endgeschwindigkeit ist.

Wir vereinfachen das Problem, indem wir Standardparameter definieren, von denen wir glauben, dass sie das Resultat kaum beeinflussen. Wir müssen die Daten der Strömungsanalyse richtig interpretieren und bauen dann Prototypen - mit diesen Erfahrungen geht es wieder in die Simulation.

Das Berechnung ist so kompliziert und es gibt so viele Parameter, die bedacht werden müssen, dass wir uns sicher sind, dass das Potential unseres vorliegenden Wissens weitreichende Entwicklungen zulässt.

Welche R+D Projekte gibt es bei euch in Sachen Windsurfen?
Wir haben die Simulationen, die wir schon für Wellenreitboards gemacht hatten, auch für Windsurfboards durchgeführt. Wir nutzen die Erfahrung, die wir dort gemacht haben für den Prototypenbau und Tests. Ich denke, dass es bei Interesse der Hersteller solche Boards in etwa acht Monaten auf dem Markt geben könnte.

Im Wellenreiten lassen die Shapes die Nutzung von kleineren Boards auch in softeren Wellen zu. Übersetzt aufs Windsurfen, heißt das, dass deine Shapes bei weniger Segeldruck angleiten?
Ja, du brauchst weniger Segelfläche um anzugleiten oder du gleitest eben früher an, wenn du die gleiche Segelgröße wie sonst auch nutzt.

Windsurfboards haben mit diesem Shape  mehr Auftrieb, sie sind schneller und so gleiten sie auch schneller an. Durch den verbesserten Auftrieb und die größere Stabilität des Shapes sind die Boards eine größere Windbereich einsetzbar.

Wie bringt ihr eure Designs unter die Leute? An wen verkauft ihr?

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir Entwickler sind. Wir sind keine Produktionsfirma. Wir arbeiten oft mit Firmen aus dem Boardsport-Bereich zusammen. Dabei geht es meist nicht um die parabolischen Shapes.

Normalerweise verkaufen wir unsere Expertise direkt an die Produzenten. Nur im Fall der parabolischen Shapes haben wir aber ein mittlerweile überfinanziertes Crowdfunding aufgesetzt, das wir eher als Marketingprojekt sehen, um den Shape bekannt zu machen.

Unser Hauptaugenmerk liegt aber auf der Entwicklung und Berechnung der Shapes im Auftrag von Firmen oder Shapern. Wir haben mittlerweile unzählige Varianten und können die Deigns genau auf den Punkt setzen. Dabei lizenzieren wir die Designs in Absprache mit den Kunden. Dabei stehen alles offen, was beiden Seiten einen Vorteil bringt. Vom Satz „either you collaborate or you compete“ bevorzugen wir eindeutig die Variante der Zusammenarbeit.

Website: http://www.trinityboardsport.com

Shape Revolution durch Strömungssimulation?