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Schlicksurfer

Per Whats App Gruppe verabreden sich einige ganz hartgesottene Speedsurfer an den Prielen vor Büsum. Die Spots haben Namen wie „Mannis Blutrinne“ und wollen teilweise durch Wattwanderungen mit Material erkämpft werden. Ralf Ewers berichtet.

„Schlicksurfer“ nennt sich die Whatsapp-Gruppe um Thomas Döblin, die in dien Prielen rund um Büsum aktiv ist. Wenn Windrichtung, Windstärke und Tidenstand stimmen, signalisiert das Handy: Schlicksurfen ist „on“. Allerdings ist die Sache nicht ganz trivial. Viele Parameter wollen zusammenkommen, bis das Spektakel starten kann.

Dafür nehme ich dann aber auch vier Stunden Autofahrt auf mich. In diesem Fall bin ich ohne große Staus auf dem Parkplatz hinter dem Deich und einer nach dem anderen trudelt ein. Der Wind soll zunehmen und Gunnar sagt: „Das kommt richtig fett nachher!“

Schlicksurfer

Also wird das 6.3er wieder abgebaut und das 5.6er sowie das 44cm Speedboard rausgeholt und der Puls steigt. Der Marsch durch knöcheltiefen Schlick gegen den Wind angesagt. Danach muss zum zwei Kilometer entfernten Startpunkt aufgekreuzt werden.

Aber es kommt wie so oft. Einzig Thomas hat nicht auf Gunnar gehört und konnte mit sieben Quatratmetern ein paar vernünftige Runs machen. Enttäuscht mache ich mich nach drei Stunden Warten auf den Rückweg, vielleicht morgen....

Auf dem Parkplatz in der Dunkelheit erfahre ich, dass der Wind dann doch noch kam. Aber außer das Gunnar erfahren hat, dass bei knapp 45 Knoten Speed sich Wasser wie Beton anfühlt, ist nichts zählbares rausgekommen.

Schlicksurfer

Früh am nächsten Morgen sind wir wieder mit dem gleichen Setup unterwegs. Alles passt, die Sonne scheint, alle grinsen. Mein GPS zeigt 40 Knoten im ersten Run, dann 42kn, 43 kn bis 44 kn, Yeah! Persönlicher Rekord, das ist es, wonach wir alle streben. Ich bin schon ziemlich kaputt, aber trotzdem versuche ich noch einen oder zwei schnelle Runs von 10 Sekunden.

Start an der gegenüberliegenden Sandbank, mit vollem Risiko fahre ich auf die Kante zu und falle mit maximaler Körperspannung ab. Wahnsinn, es ist nur noch die 21 cm asymetrische Speedfinne im Wasser und ich habe das Gefühl zu fliegen. Im glatten Wasser dicht an der Kante, lege ich jede Sekunde über 20 Meter zurück, entschleunige dann aber brutal.

„Du bist auf eine Sandbank gefahren.“ antwortet Heiko mir auf die Frage was passiert ist. Vom Aufschlag benommen hilft er mir aus dem Wasser. Das GPS ist bei 42,85 kn stehen geblieben und das Material und der Fahrer sind nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand. Ich schaffe alleine, glücklich mit meinem neuen Rekord von 42,96 kn auf 5x10 Sekunden und Tagessieg, den Weg zurück ans Ufer. Die anderen verbessern weiter ihre 5x10 Sekunden, Uwe Sören mit 41,4 kn, Carsten mit 40,93 kn und Heiko mit 40,03 Knoten. Heiko hat dann noch meine Sandbank gegrüßt und ebenfalls Gabelbaum und Segel zerstört.

Schlicksurfer

Die nächste spektakuläre Session kommt nur ein paar Wochen später. Nachdem wir uns am Vortag schon mal einfahren konnten, passt es jetzt Westwind für „Mannis Blutrinne“. Ein 25 Meter breiter und knietiefer Priel, gespickt mit Sand- und Muschelbänken. Am Ende wird das Wasser für ca. 80 Meter richtig glatt.

Ich fahre recht konservativ und halte nach meinem letzten Sturz einen Sicherheitsabstand zur Kante. Und trotzdem schaffe ich mit 45,54 Knoten Maximalgeschwindigkeit einen neuen persönlichen Rekord. Manfred riskiert etwas mehr, holt sich den Tagessieg und schafft es einen Sturz bei Muschelbankkontakt zu verhindern. Die Finne war sichtlich lädiert. Tolle Leistung auch von Manfred Fuchs mit 41,46 Knoten aus 5x10 Sekunden. Damit haben sich drei Deutsche Speeder in die Top-Ten des gps-speedsurfing.com Monatsranking August geschoben.

Zurück an den Autos tauschen wir unsere Erfahrungen aus, philosophieren über Finnen und Segel und die besten Stellen im Priel. Es ist eine tolle Gemeinschaft in der wir uns immer auf die Hilfsbereitschaft der anderen verlassen können. Wir lassen den Tag mit einem Grillabend bei Thomas ausklingen und genießen den spektakulären Sonnenuntergang. Auf die nächste Wattwanderung durch den Schlick...

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