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Stormchase 2012 - Jobst von Paepcke, Flo Gebbert und Klaas Voget im Interview
Ein Blick hinter die Kulissen des Storm Chase Projekts. Jobst von Paepcke, Flo Gebbert und Klaas Voget im Interview.

Wie kam es zu dieser Neuauflage des Storm Chase? Habt ihr bei Red Bull gepitched, oder sind die Österreicher auf euch zu gekommen?
Jobst: Red Bull ist im letzten Jahr auf uns zugekommen mit der Idee, den Red Bull Storm Chase wiederaufzulegen und sogar weiterzuentwickeln. Wir hatten ja bereits gemeinsam den Event in 2006 gerockt, der eigentlich als einmalige Aktion geplant war. Da sich Red Bull in den Core-Sportarten aber sehr engagiert und den Sport immer weiterbringen will, sollte es 2012 eine Fortsetzung geben. Das Konzept wurde weiterentwickelt und auf das nächste Level gebracht – der Contest-Gedanke ist dazugekommen, zudem findet der Red Bull Storm Chase in diesem Jahr weltweit statt. Ein Wettkampf der Besten unter extremsten Bedingungen, das wird ein echter Hammer! Für uns geht ein Traum in Erfüllung, weil unser Herz am Windsurfen hängt.
Wie schafft ihr es, die Kamerateams genau am richtigen Moment bereit zu halten? Es können ja nicht alle wochenlang warten.
Flo: Doch, wir warten sogar 4 Monate lang. Anders als in 2006 haben wir nicht regionale Crews, sondern wir reisen mit derselben Produktionscrew zu den Stürmen an. Sollte das mal nicht klappen, dann haben wir Backup-Personal für jede Position. Das bedeutet, dass jeder aus der Crew auch ein großes persönliches Engagement mitbringt. John Carter wird sich zum Beispiel fast die komplette Zeit frei halten, um als Fotograf dabei zu sein. Obwohl er schon unendlich viele Windsurfreisen und Contests fotografiert hat, will auch er beim Red Bull Storm Chase unbedingt dabei sein.

Ihr wollt also Windsurfer, Event- und Produktionscrew zu den Stürmen irgendwo auf der Welt einfliegen. Wie wollt ihr das schaffen?
Jobst: Genau das ist der Knackpunkt. Wir brauchen sehr genaue Vorhersagen und eine perfekte Vorbereitung. Wir entwickeln einen Aktionsplan, der 120 Stunden vor dem Sturm damit beginnt, dass wir auf den Wetterkarten sehen: "Da könnte was kommen"...
Storm Chase 2012 - ein Blick hinter die Kulissen
...dann beginnt die Abfrage von Aufenthaltsorten und die Planung für aller Crewmitglieder und Athleten. Je näher der Sturm kommt, desto konkreter wird es. Die Abreise wird je nach individuellem Startflughafen zwischen 60-48 Stunden vor dem Sturm liegen. Für den Fall, dass es jemandem nicht schafft, kommt ein Nachrücker rein. Das gilt für Crew und für Windsurfer. Ein Risiko dabei ist, dass der Sturm sich verflüchtigt, während wir anreisen. Dann würden wir alle wieder umdrehen müssen. Sicher ist auf jeden Fall, dass kaum jemand so oft und intensiv die Wetterkarten studieren wird, wie wir! Wird es auch 2012 wieder einen Hubschrauber-Einsatz geben? Die Norderney-Bilder vom letzten sind ja legendär.
Flo: Wir werden es auf jeden Fall versuchen. Der Heli auf Norderney damals war ein speziell ausgerüsteter Kamera-Hubschrauber mit erfahrenen Piloten. Die kamen direkt aus Salzburg angeflogen. Es gibt ein zulässiges Windlimit je nach Helikoptertyp und man braucht eine erfahrene Crew. Die Entscheidung zum Einsatz liegt beim jeweiligen Piloten. Für den Red Bull Storm Chase 2012 wollen wir solche Crews in den Regionen vorher recherchieren und dann spontan buchen. Unser Kameramann steigt dann zu und filmt aus der offenen Tür. Es wird also auch in der Luft sportlich.
Storm Chase 2012 - Behind the Scenes
Gibt es ein Windlimit, ab dem ihr startet? Wie definiert ihr die Bedingungen, in denen gestartet wird?
Jobst: Der Start ist einfach: Es geht los ab 100km/h. Natürlich kann der Wind auch darüber hinausgehen, wir haben kein Maximum definiert. Abgebrochen wird dann, wenn es zu gefährlich für alle Beteiligten oder unsurfbar wird. Unser Red-Bull-Storm-Chase-Partner "Heimplanet" baut uns ein Eventzelt, dass auf Spitzenwinde um 160km/h ausgelegt ist. Darin können wir uns dann notfalls verkriechen.
Wird es auch 2012 wieder eine DVD geben, oder wird man den Storm Chase im Fernsehen sehen können?
Flo: Das wollen wir jetzt noch nicht verraten. Sicher ist aber: Die Zuschauer sind ja nicht am Strand bei dem Wetter, also wird dafür gesorgt, dass Windsurfer das Ganze danach auch erleben können. TV richtet sich ja an ein breites Publikum und wird auch eine Rolle spielen. Vor einigen Tagen wurde entschieden, dass Windsurfen nicht mehr olympisch ist. Wie passend, dass mit dem Red Bull Storm Chase jetzt freie Sendeplätze besetzt werden können ;-)). Olympisches Windsurfen fanden wir schon immer eher peinlich für den Sport und sind froh, dass wir mit diesem Contest auch Außenstehenden zeigen können, was für ein unglaubliches Potential im Wave-Windsurfing steckt.
Stormchase 2012 - ein Blick hinter die Kulissen
Was macht die Faszination des Storm Chase aus?
Klaas: Es ist die große Herausforderung, in den wildesten Bedingungen zu Windsurfen, die es auf der Welt gibt. Wir hatten beim Red Bull Storm Chase 2006 ein riesiges Sturmtief über Nordeuropa, jetzt bewegen wir uns weltweit und teilweise in für uns völlig unbekannten Gefilden. Das wird sehr spannend!

Mit welchen Eventformaten wird man dem Windsurfen eher gerecht: Mit PWA Events an mittelmäßigen Wave-Spots mit der Gefahr keinen Wind zu haben, oder mit Standby Events, die nur in den besten Bedingungen starten?
Klaas: Das lässt sich schwer miteinander vergleichen. Ich glaube wir brauchen beides. Die PWA kann sich die Spots nicht immer einfach aussuchen, sondern muss sich nach den Veranstaltern richten, die einen PWA Worldcup organisieren.
Natürlich möchte auch die PWA an die besten Spots, aber die PWA ist kein Veranstalter, sondern eine Fahrervereinigung, momentan ohne eigenen Hauptsponsor und damit ohne große eigene Mittel. Ein Veranstalter eines PWA Worldcups hat meist lokale oder nationale Sponsoren und optimalerweise auch ein großes Eventsetup mit Zuschauern. So ein Event lässt sich nicht auf Standby ausrichten, denn dann wäre es weder für die Fahrer, noch für einen TV-Sender oder Zuschauer vor Ort und Aussteller planbar.

Ein Contest wie der Red Bull Storm Chase ist nur dadurch möglich, dass das Eventsetup und das Fahrerfeld auf ein Minimum reduziert ist und natürlich dadurch, dass Red Bull den Sport weiterbringen will und den Event auf die Beine stellt.
Stormchase 2012 - Behind the Scenes
Storm Chase kann bedeuten in massiven, unbekannten Bedingungen Surfen zu gehen. Eine Spur Angst? Thrill? Wie bereitet man sich darauf vor?
Klaas: Natürlich ist ein gewisser Thrill Teil der ganzen Faszination des Storm Chase. Dadurch, dass wir auch Spots ins Auge fassen, an denen wir selbst noch nie waren, ist es auch eine Reise ins Ungewisse. Zur Location-Suche kontaktieren wir Locals verschiedenster Länder, um uns ein möglichst genaues Bild der Bedingungen während eines Sturmes machen zu können. Zusätzlich bauen wir auf die Mithilfe der weltweiten Windsurf-Community. Passende Spots können auf www.redbullstormchase.com vorgeschlagen werden. Das Risiko für die Fahrer selbst reduzieren wir durch diverse Sicherheits-Tools auf ein Minimum.
Wer kann sich alles bewerben? Was sollte man können? Wie sollte man seine Bewerbung gestalten, damit man gute Karten hat?
Grundsätzlich kann sich jeder anmelden, der mit einem dreieinhalber Segel und mit entsprechender Welle etwas anzufangen weiß. Wer die Red-Bull-Storm-Chase-Expertenjury überzeugen will in die “Top 50” aufgenommen zu werden, um damit beim Online-Voting um die begehrten 10 Startplätze dabei zu sein, sollte am besten ein gutes Video von seinem Können in der Anmeldung verlinken. Die Anmeldung ist noch bis zum 28. Juni für jedermann geöffnet.