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SUP Selbstbau

Im April veröffentlichten wir auf DAILY DOSE einen kleinen Bericht über die Stitch & Glue Methode, mit der sich aus Sperrholz SUP Boards bauen lassen. Unser Leser Jesper Serbin hat es ausprobiert.

Etwas selbst zu bauen und damit alle Entwicklungsschritte zu erleben und zu gestalten ist reizvoll. In englischsprachigen Ländern gibt es eine recht große Szene, die aus Holz mit optimierten Fertigungsmethoden neben großen Booten auch SUP Boards baut. Dazu wird die Stitch & Glue Methode genutzt.

Damit keine Formen benötigt werden, werden, die Bauteile zunächst mit Drähten fixiert (stitch), bevor es ans Verkleben geht (glue).

Durch das Verkleben und Laminieren mit Epoxydharz und Glasfaser entsteht ein extrem stabiles, leichtes und verwindungssteifes Gebilde.

Neben kompletten Bausätzen, bei denen die Bauteile per CNC Fräse fertig ausgeschnitten ins Haus kommen, gibt es die Möglichkeit Pläne zu kaufen und sich das Material in Form von Boots-Sperrholz selbst zu besorgen.

Während Pläne recht günstig zu bekommen sind (zwischen 15 und 90 Euro), sind die kompletten Bausätze in Deutschland mit Preisen um 1000 Euro noch recht teuer.

Jesper Serbin hat sich für den kompletten Selbstbau entsschieden und nach Plänen der Chesapeake Light Craft Company gebaut.



SUP Selbstbau

Jesper, hast Du schon einmal etwas so großes mit Holz gebaut? Wie erfahren bist Du in solchen Arbeiten?
Erfahrungen mit Holz hatte ich vor allem durch den Ausbau von Bussen oder den Bau von Lautsprechern, aber nie kam es darauf an, so viele Einzelteile millimetergenau zu bearbeiten und zu wissen, dass jede kleine Ungenauigkeit das ganze Projekt zunichte machen kann. Aber die Anleitung ist ziemlich detailliert und man kann eigentlich alles ohne große Vorkenntnisse schaffen.

Hast Du nach Plänen gebaut oder einen Bausatz bestellt?
Ich hatte die Pläne im Maßstab 1:1. Die Holzteile habe ich aus 4mm starken Okume Sperrholzplatten (mit wasserfester Verleimung) mit der Stichsäge gesägt. Ich dachte, wenn ich schon ein Board selber baue, dann will ich auch alle Arbeitsschritte selber machen.

Wie schwierig war die Materialbeschaffung?
Ziemlich schnell war klar, dass ich für den Bootsbau am falschen Ende von Deutschland wohne. Okume Bootsbau Sperrholz gibt es fast ausschließlich im Norden (und eine Lieferung per Spedition war mir zu teuer).

Letztendlich habe ich im Münchener Raum einen Anbieter von Okume Sperrholz gefunden - ob es wirklich den Anforderungen von Bootsbau Sperrholz entspricht, kann ich nur hoffen.

Alle anderen Materialien konnte ich problemlos online bestellen.

Wo hast Du das Board gebaut und wieviel Platz benötigt man in etwa?
Ich habe das 12'6" Board gebaut. An allen Seiten braucht man etwa einen Meter extra Platz. Eine Garage mit etwa 6m x 3m ist also ausreichend. Wenn man im Winter baut, sollte man den Raum aber schon irgendwie auf 20° heizen können.

Welches Werkzeug benötigt man zum Bau?
Alle Zuschnitte habe ich mit einer Stichsäge (billigstes Modell) gemacht. Zum Bearbeiten der Kanten ist ein einfacher Handhobel ideal. Überstehende Kanten vom Deck habe ich mit einer Oberfräse entfernt - sägen oder hobeln geht natürlich auch.

Für's Leimen sind jede Menge Zwingen nötig.

Eine guter Schleifer ist Gold wert - vor allem, wenn man beim Laminieren so schlampig arbeitet wie ich und jede Menge Harz entfernen muss.

Gab es Schwierigkeiten beim Bau?
Ja :-) Bei den unzähligen Harzmischungen ist es ein- oder zweimal passiert, dass das Harz nicht komplett durchgehärtet ist - dann ist der Frust riesig, weil das klebrige Zeug natürlich jedes Schleifpapier sofort komplett versaut.

Ein wenig gefrustet war ich auch, als ich nach dem Verleimen gemerkt habe, dass die Sperrholzplatten unterschiedliche Färbungen auf der Ober- und Unterseite haben. Dadurch habe ich jetzt ein zweifarbiges Board :-)



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Hast Du Dich genau an die Anleitung gehalten, oder hast Du Details verändert?
Eigentlich habe ich streng nach Anleitung gebaut.

Die einzigen Ausnahmen:
Anstatt der zwei aufgeklebten Holzfinnen habe ich mittig eine US Finnenbox eingebaut und eine alte Finne von meinem Waveboard genommen.

Für das Unterschiff und das Deck sollte man eigentlich 3mm starkes Sperrholz nehmen. Das ist in Deutschland allerdings fast unmöglich zu bekommen - also habe ich das komplette Board mit 4mm gebaut (der Gewichtsunterschied relativ zum Boardgewicht ist minimal).

Da das Board hohl ist, kann sich bei Temperaturschwankungen (kaltes Wasser, Sonneneinstrahlung) natürlich ein ziemlicher Überdruck oder Unterdruck aufbauen. Hierfür habe ich ein Druckausgleichselement mit einer GoreTex Membran ins Deck geschraubt. Laut Anleitung ist hierfür ein Gummistopfen mit Rüssel vorgesehen, den ich aber eher hässlich fand.

Wie war das Arbeiten mit Epoxy? Wie wichtig sind hier Temperatur und exaktes Arbeiten?
Haha, wer zum ersten Mal mit Epoxy laminiert, muss in jedem Fall etwas Lehrgeld bezahlen :-) In meinem Fall in Form von unzähligen Schleifscheiben, die ich mit dem unausgehärteten Epoxy versaut habe.

Ich denke, folgende Fehler kann man leicht beim Verarbeiten machen (und alle führen zu einer mangelnden Aushärtung): zu kalt (deutlich unter 20°), zu feuchtes Klima oder keine gute Durchmischung von Epoxy und Härter.

Noch ein kleiner Tip: Eopxy-Tropfnasen gleich entfernen, wenn das Harz noch weich ist. Die ausgehärteten Tropfnasen wegzuschleifen nervt ziemlich.

Was sind die Maße und welches Gewicht hat das Board?
Länge: 3,80m, Breite: 75cm, Dicke: ca. 12cm. Das Board wiegt in etwa 15kg



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In welchem Zeitraum ist das Board entstanden? Hast Du die Arbeitsstunden gezählt?
Zeit fürs Board hatte ich meistens abends, wenn die Kleinen im Bett waren, so 2 Stunden pro Abend, dass ganze über drei Monate. Macht zusammen wohl ungefähr 100 Arbeitsstunden.

Erfüllt das Board Deine Erwartungen?
Absolut. Laut Beschreibung ist das 12'6" Board für Paddler bis 70kg geeignet, das 14' Board für die "kräftigeren". Mit meinen 76kg plus Kind auf'm Board reicht das Volumen allemal. Durch die Form des Unterwasserschiffs ist es ein recht schnelles Touring oder Race Paddleboard, durch seine Breite ist es relativ kippstabil. Zum Cruisen bei Flachwasser ist es also ideal und macht richtig Laune!


Würdest Du so ein Projekt nochmals anfassen?
Ja (meine Familie ist da wahrscheinlich anderer Meinung).

Gibt es Tipps, die Du anderen Selbstbauern geben würdest?
Macht Euch keinen Zeitdruck. Sobald man versucht, Arbeitsschritte zu verkürzen, fangen die Probleme an! Seid sehr genau beim Laminieren und haltet Euch genauestens an die Angaben vom Epoxy-Hersteller. Atemschutz und Handschuhe beim Arbeiten mit Epoxy sind ein absolutes Muss.

Übrigens: ein hochwertiges, superleichtes Carbon-Paddel lässt sich auch relativ einfach herstellen: Kern aus Balsaholz formen (schleifen und hobeln) und dann mit Kohlefasern laminieren.



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