Aber Tom hatte wirklich recht: Ich trat die Stadtpläne nach kurzem Drüberschauen in die Tonne und lies ich mich einfach durch die Stadt treiben. So bekommt man wirklich mehr von der Stadt und ihrem Rhythmus mit. Auch die Geschichte konnte ich herleiten: Litauen wurde zunächst durch die stolze, von König Mindaugas regierten Gründerzeit des 16./17. Jh. mit prächtigen Altbauten geprägt und später durch die russische „Schreckensherrschaft“ mit Plattenbauten verschandelt. Dann folgte 1991 die Unabhängigkeit, der Beitritt zur EU und das Land wurde einer Verschönerung unterzogen.
So wurde der Bau der mächtigen Skyline sowie diverser, fast schon bizarr wirkender Shopping-Malls wie zum Beispiel der „Europa“ veranlasst. Die Geschichte prägte die Litauer und so betrachtet man die Öffnung der Arm-Reich-Schere und soziale Probleme durchweg mit einem Achselzucken. „Egal wie es kommt, man kommt schon durch.“ Mit dieser Einstellung fand ich übrigens dann nach gefühlten 20km Fußmarsch das einzige „Restaurant zum goldenen M“ der Stadt und somit auch Tom. |
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„These will be your new friends here…”
Eines kann man Tom nicht vorwerfen: Er versuchte wirklich alles, mich an den 260km entfernten Spot namens Svencele zu bringen, nachdem feststand, dass er auch an meinem 3. Tag der Reise arbeiten musste. Eine Lösung fand er bei seinem Sponsor, dem SurfHouse Vilnius, einem gut sortierten Surfshop nahe des Zentrums, der zufällig auch meine Boardmarke Goya vertreibt. Dies führte dazu dass die Betreiber mir umgehend und kostenlos als Ersatz für meinen daheimgebliebenes Brett einen Quad und einen Freestyler für meinen Aufenthalt zur Verfügung stellten.
Nach meinem Besuch dort stellte mich Tom zwei weiteren Jungs vor, die mich am Nachmittag nach Svencele, dem Hauptspot, fahren sollten. Bis dahin liehen sie mir ein schönes Longboard, um mir die Zeit des Wartens nicht schon wieder durch Stadtrundgänge vertreiben zu müssen. Um 4 ging’s dann endlich zur Küste. |
