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Es gab zunächst drei Tage guten Wind, am späten Abend zum Teil auch für das 4,2er geeignet und drei Tagen Flaute. Nach drei bis vier Stunden Manövertraining in der Lagune und Speedsurfen am Speedspot, war ich zum späten Nachmittag auch ganz schön ausgepowert und hatte nicht mehr so sehr den Drive noch auf „Wellensuche“ in Swakopmund zu gehen. Das Thema Welle habe ich mir für Lüderitz aufgehoben, da ich inzwischen wusste, dass hier viele verschiedenen Surfbedingungen in unmittelbarer Nähe des Ortes sind.

Wind sollte es ohnehin genug haben. Andy meinte nur: „Hoffentlich hast du dein 3,5m²-Segel dabei!“ Somit war klar. Dort geht es richtig ab! Zum Abschluss unseres Namibiatrips sollte es nun noch für vier Tage nach Lüderitz gehen. Von Walvis Bay ist das eine Entfernung von fast 800 km, davon etwa 650 km Schotterpiste durch die Wüste entlang des Namib Naukluft Parks, so dass wir dafür einen zusätzlichen Tag einplanen mussten. Die landschaftlichen Eindrücke sind auf dieser Strecke wirklich einmalig.

Wenn man mehr Zeit hat, sollte man für die Strecke besser zwei Tage einplanen und zumindest den Sossusvlei besuchen und hier einen Zwischenstopp einlegen. Darüber hinaus gibt es auf dieser Strecke noch weitere landschaftliche Highlights. Letztlich muss man aber bei begrenzter Zeit leider immer Kompromisse machen und das Surfen in Lüderitz sollte nicht zu kurz kommen. Schließlich liegen hier im Bereich der Halbinsel viele Surfspots mit unterschiedlichen Bedingungen nah beieinander.


Für den Wüstentrip muss man unbedingt für den Fall einer Panne genügend Wasser mitnehmen. Das Handy funktioniert meistens, aber nicht immer und letztlich ist man auf die Hilfe anderer Autofahrer angewiesen, wobei man im Schnitt auf etwa 1 Auto auf 50km Distanz trifft.

  Das ist nicht wirklich viel Verkehr. Tagsüber hat es teilweise mehr als 40°C. Bei uns gab es keine Probleme und für Nachahmer gibt es den Tipp lieber schon bei halbleeren Tank nachzutanken. Die Frequenz der Tankstellen ist noch geringer als die der Autos. Beim ersten Stopp in Solitaire hieß es: „Today no Diesel“. Pech, wenn man jetzt nur noch ein paar Liter im Tank hat. Nach gut zehn Stunden erreichten wir nun, kontinuierlich vom höher gelegenen Inland leicht bergab zur Küste fahrend, Lüderitz. Auf den letzten 20 km wähnt man sich auf dem Mond! Felsen, Sanddünen und Sandverwehungen gibt es auf der Straße. Alles wirkt im Abendlicht bei tiefstehender Sonne sehr surreal! Dann taucht plötzlich links die alte „Diamanten-Geisterstadt Kolmanskuppe“ in der Wüste auf, was den Effekt noch steigert.

Erst auf den letzten beiden Kilometern der Strecke realisieren wir, dass wir doch noch auf der Erde und in der Zivilisation zurück sind. Wir sind im Guest House „Zur Waterkant“ in der Bremer Straße bei Familie Helbig abgestiegen. Wir wähnten uns in Norddeutschland, aber es ist definitiv Lüderitz an der Atlantikküste im südlichen Namibia. Die beiden älteren Herrschaften haben erst Ende 90er Jahre zu Beginn ihrer Rente das Guest House eröffnet, um eine sinnvolle Beschäftigung zu haben.

Das ist mutig, denn sie mussten sich dafür zu Beginn verschulden. Generationenbedingt ist nicht alles hochmodern (kein WLAN, kein TV). Die Einrichtung ist rustikal, dafür war die Betreuung sehr herzlich und das Frühstücksbuffet sehr gut. Wir haben die Zeit ohne Internet und TV überlebt. Man glaubt es heute kaum, aber es ist möglich. Falls jemand auswandern möchte: Aus gesundheitlichen Gründen möchte Familie Helbig das Anwesen verkaufen und zu den Kindern nach Windhoek ziehen.

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