Was sich allerdings nicht geändert hat, ist die Aussicht aufs Meer. Während man der Küstenstraße von Agadir Richtung Essaouira am Fuße des Atlasgebirges folgt, passiert man einen Surfspot nach dem anderen. Die üblichen Spots um Taghazout hatte ich bereits häufig mit sehr ordentlich hereinlaufenden Wellensets gesehen, doch was sich uns einige Kilometer weiter nördlich bot, kannte ich bisher nur aus einigen wenigen Video Sequenzen von Flo Jung und dem Moulay Local Boujmaa Guilloul.

In absoluter Perfektion liefen gut logohohe Wellen um ein Kap herum, das Cap Hrir, wie wir später noch erfahren sollten. Wie an der Schnur gezogen liefen die Righthander in einem Abstand von gut 70 - 80 Metern, ohne auch nur den geringsten Chop zu erzeugen, was wohl auch an dem mit gut 40 Knoten ablandig wehendem Wind lag. Dieser Traum von einer Welle schimmerte wie aus Eis gegossen.

Als ich den Taxifahrer dazu überreden wollte, kurz einen Stopp einzulegen, um dieses Naturschauspiel etwas näher anschauen und fotografieren zu können, schien dieser seine Französischkenntnisse abgelegt zu haben, plötzlich nur noch arabisch zu verstehen und das dringende Bedürfnis zu verspüren, seine Frau und Kollegen anzurufen.

Nicht der erste Personenbeförderer, der es mal wieder extrem eilig zu haben schien. Die Fahrt ging weiter und kam mir kurzweiliger als gewöhnlich vor. Ob es an der Gesellschaft im Wagen, den faszinierenden Ausblicken oder tatsächlich am Fahrstil des, zum Schluss doch wieder des französisch sprechenden Fahrers lag, ich kann es nicht mit Gewissheit sagen.

Die Fahrt über die Stadtgrenze von Essaouira brachte mich nicht weniger ins Staunen als das gerade Gesehene auf den eben zurückgelegten knapp 200 Kilometern: neues Straßennetz, Kreisverkehre und futuristische Straßenbeleuchtung, zusätzlich wurde gerade die knapp drei Kilometer lange Strandpromenade modernisiert.

So langsam wurde mir schon etwas Angst und Bange, ob wenigstens die Medina, die historische Altstadt mit all ihren dunklen und verwinkelten Gassen, den Fisch- und Gewürzmärkten, uns noch auf eine Zeitreise in ein früheres Jahrhundert mitnehmen würde?