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Sibirien

Es ist inzwischen wieder an der Zeit mich erneut bei der Polizei zu melden, spätestens alle 7 Tage musst du das als Ausländer machen. Meine russischen Freunde können das gar nicht glauben und denken ich habe da etwas missverstanden. In Wirklichkeit registrierst du dich aber nicht selbst, sondern das muss ein Russe für dich tun, mit seinem eigenen gültigen russischen Pass. Weil aber die russischen Behörden nicht wirklich Spaß machen, ist es auch nicht einfach, jemanden zu finden, der das für dich macht. Leila, der Karaokestar, hat ein großes Herz und fährt mit mir am nächsten Tag zur Post, wo man diese Anmeldung auch vornehmen kann.

Nach einer Stunde Fahrt und über zwei Stunden im Postamt haben wir es geschafft alle Papiere mehrfach und peinlich genau auszufüllen. Die letzten 30 Minuten davon waren echt hart für Leila, die ein sehr stürmisches Gemüt hat.

Beinahe wäre alles gescheitert, weil man ja Kopien vom Pass und weiteren Dokumenten braucht. Der nächste Kopierer ist aber 50 sibirische Kilometer entfernt, also zwei Stunden Fahrt hin und zurück.

Aber wie immer in Russland - wenn es gar nicht mehr weitergeht, geht es doch. Wir verlassen das Postamt, Leila dampft wie ein Teekessel und als wir draußen sind, sagt die dralle Lady: "So, jetzt muss ich pissen, dann will ich einen Vodka und danach einen Kerl.“

Ich geb’s ja ungern zu, aber das war der einzige Moment auf der ganzen Reise, wo ich kurz wirklich Angst bekomme habe. Scheinbar kann ich das auch nicht so gut verbergen, denn Leila sieht meinen leicht panischen Gesichtsausdruck und lacht sich schlapp.

Zwei Tage später sind wir alle auf dem Weg zurück nach Irkutsk, auf die andere Seite des Baikasees. Da gibt es einen weiteren Windsurfspot, der bei dieser Windrichtung besser geeignet ist. Irkutsk ist - wie jede russische Stadt - laut, chaotisch und voller Plattenbauten.



Sibirien

Der Wind meldet sich nicht so richtig und wir entschließen uns, ein Stück mit der Transsibirischen Eisenbahn um den Baikalsee zu fahren. Die Strecke führt unmittelbar am Ufer entlang und ist einfach traumhaft für Reisende und Touristen. Als Windsurfer habe ich aber soviel Zeit direkt in der Natur und mit den Locals verbracht, die Bahnfahrt hätte nicht wirklich sein müssen.

Am nächsten Tag kommt der versprochene Wind und es geht los: 100 Kilometer nach Bolschoe Goloustwoje, an der Westküste des Baikalsees. Die Straße fordert wie immer alles von meinem armen Polo.

Max fährt mit seinem Terrano voran und vergisst ständig, dass ich keine 70cm Federweg und keinen Allradantrieb habe.

Das Konzept, dass du einfach mit zuviel Gas über die Löcher und das Geröll fährst, um nicht einzusinken, funktioniert ja auch prima - bis zu dem Moment wo auch das nicht mehr klappt. Dann wird es meistens auch gleich sehr laut im Auto. Wir schaffen es auch diesmal wieder - bis auf die letzten 30 Meter, dann versinkt mein Zwerg zwischen Kies und Steinen am Strand.

Naja, solange ein Auto nicht brennt, besteht ja auch kein Grund zur Hektik, also lassen wir ihn erstmal stehen und gehen windsurfen - und das ist wirklich großartig. Kleine Wellen, auf die du immerhin zwei saubere Turns ziehen kannst, beim Rausfahren Bump and Jump mit Wind von links und vorne an genug glattes Wasser, um mal einen Freestylemove rauszulassen.



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