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El Yaque

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Es könnte alles so schön sein

El Yaque in Venezuela ist eigentlich ein Windsurfparadies, leider hat die politische Führung das Land in eine tiefe Krise gestürzt. Lisa und Philip waren da, als es noch ging und laden zum Träumen von den großartigen Bedingungen ein, denn irgendwann wird Venezuela hoffentlich wieder zum Reiseland.

Die Reise beginnt - Es ist Dezember, der 21ste, 4:00 Uhr morgens – unsere Reise beginnt. Wir entfliehen dem deutschen Winter nach langer Recherche, einem bleibenden unguten Gefühl wegen der aktuellen Lage in Venezuela, aber mit der Hoffnung auf viel Wind und Sonne.

Zwei Doubleboardbags geben wir anstatt Koffer auf, die Kleidung passt ins Handgepäck. Für fünf Wochen soll El Yaque unser Winterziel sein, wir hoffen ein gutes. In Caracas angekommen, müssen wir einmal umsteigen. Bei der Gepäckausgabe wird Phillip mehrmals von lateinamerikanischen Schönheiten angesprochen - was er denn hier macht und ob er wohl nicht im Ernst ein Tourist sei. Sie raten uns, den Flughafen bloß nicht zu verlassen und überall und bei allem aufzupassen.

Aber gut, wir sind in Caracas, hier bleiben wir nicht. Da ich sowieso eher ignoriert werde behalte ich unser Gepäck eisern im Blick. Unser Bargeld und die Kreditkarte stecken wir nach diesen Gesprächen in unsere Schuhe.
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Beim erneuten Check-in soll das Übergepäck 5.000 Bolivars kosten. Zu diesem Zeitpunkt haben wir nur Euros. Diese könnten wir hier problemlos an den Wechselbuden zum öffentlichen Kurs von 1 Euro zu 11 Bolivars wechseln, das macht dann ca. 450 Euro für das Surfgepäck, ein stolzer Preis!

Von ein paar El Yaque Insidern wissen wir über die Wechselkurse auf dem Schwarzmarkt, hier spricht man eine andere Währungssprache, es handelt sich um – aufgepasst – 1 Euro zu 850 Bolivars, macht dann nur noch ca. 6 Euro für unsere beiden Doubleboardbags, das klingt schon besser.

Nach kurzem Umherfragen im Flughafen finden sich auf Anhieb zwei nette junge Venezolaner mit guten Englischkenntnissen, welche uns sofort helfen. Sie bezahlen unser Gepäck am Schalter mit Ihrer Kreditkarte, wir geben ihnen dafür Euros. Es klappt und es kann weiter gehen.

Nach 35 Minuten Flugzeit erreichen wir Porlamar. Wir schnappen unsere Boardbags und sehen unseren Abholer und Hausmanager Fernando das erste Mal. Er ist groß und kräftig, sieht aus wie ein Bär. Ein freundlicher. Er lacht uns an mit seinen strahlend weißen Zähnen. Mit seinem Pick-Up fahren wir in unsere neue Bleibe, das Posada Paraiso, in El Yaque. Dort angekommen begrüßt uns Paco, unser Wachhund. Ein Deutscher Schäferhund.

Fernando verabschiedet sich mit den Worten: „Ihr braucht keine Angst zu haben, hier ist der sicherste Ort auf der Welt!“ ins Bett. Wir sind glücklich, wir sind angekommen. Hallo El Yaque!
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Der Spot
Am ersten Tag fährt uns Fernando mit seinem Pick-Up und unseren Bags zur Surfstation, dort packen wir aus und lernen uns kennen. Es wird viel französisch gesprochen, natürlich spanisch, glücklicherweise auch englisch.

Wir können es kaum erwarten und starten direkt unsere Session. Der erste Eindruck - schwierig. Es ist kabblig und böig. Da der Wind sideonshore von links kommt und die leichte Strömung ebenfalls, ist ein Abtreiben aufs Meer raus unmöglich, teilweise kann man auf kleinen Sandbänken im Meer immer wieder stehen. Für Anfänger und Aufsteiger ist der Spot direkt vor der Surfstation daher nicht schlecht – aber eben auch kein Bonaire.

Phillip jedoch war Flachwasser wichtig, das gibt's am Hauptspot so gut wie nie. Glücklicherweise finden wir unverhofft viele andere großartige Spots.

Nach ca. 10 Minuten downwind auf dem Surfbrett in Lee vom Hauptspot erreicht man La Punta, ein atemberaubender Spot an einer Landzunge mit angrenzenden Mangrovenwäldern. Hinter der Landzunge fährt man auf spiegelglattem Wasser. Wir können unser Glück kaum fassen. Ich zücke meine Kamera, stelle mich ins Wasser, es ist überall stehtief, und halte diesen Tag nicht nur im Gedächtnis, sondern auch auf Foto und Video für immer fest. Alles passt, die Stimmung, das Licht, die Landschaft - unfassbar gut!

Wir fühlen uns wie in einem Windsurfmovie als Loik Spicher und Philip Soltysiak einen Trick nach dem anderen direkt vor uns, neben uns, über uns springen - dieser Spot ist gemacht für Fotos und für Freestylemoves. Aufpassen sollte man nur wegen der Wassertiefe. Zu nah an der Landzunge hat man auch mit 16cm Finnen teilweise Bodenkontakt.
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Weiter unten kommt Manglillo, ebenfalls Flachwasser und ebenfalls kaum zu toppen! Noch weiter downwind erreicht man Punta Carnero - und siehe da, ein Wellenspot. Fährt man 200 Meter links vom Hauptspot erreicht man ebenfalls sowohl Flachwasser wie auch einen kleinen Wellenspot. Dazu kommt Coche. Eine kleine vorgelagerte Insel. Man erreicht sie nach ca. 20-30 Minuten mit dem Boot oder man surft einfach rüber. Türkisblaues Flachwasser, leergefegt, immer etwas weniger Wind als in El Yaque.

Unseren besten Surftag erlebten wir leider erst ganz am Ende unserer Reise. Nachdem wir aufgrund eines kaputten Boots nicht mit der Crew unserer Surfstation nach Coche kamen, mieteten wir uns kurzerhand selbst ein kleines Boot mit Fahrer. Dieser fuhr uns mit unserem Surfstuff wohin wir wollten und holte uns auch wieder ab, für umgerechnet 6 Euro insgesamt! Hätten wir das nur früher gemacht - es war perfekt!
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Tipps und Tricks
Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Tom Brendt, er ist einfach DER top Insider von El Yaque und hat uns vorab super geholfen bzw. war er überhaupt mit der Grund für unsere Reise. Wie die Situation sein wird, wenn sich El Yaque wieder öffnet weiß niemand. Zum Zeitpunkt der Reise wurde Geld am besten auf dem Schwarzmarkt getauscht und alles, was an Medikamenten Sonnenschutz, Schampoo, Zahnpasta, Sonnenschutzmittel etc. gebraucht wurde, musste von zuhause mitgebracht werden.
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Die Sicherheit in Venezuela - selbst zur Zeit der Reise war es ein großes Thema - welches uns fast unsere Reise stornieren lies. Früher war El Yaque einfach DER Spot. Seit über Jahrzehnten wird hier schon gesurft.

El Yaque - eine Reise wert, oder zwei oder drei
Zu Hause angekommen bemerken wir das unsere Freundesliste nun um einiges größer geworden ist. Die Offenheit und Freundlichkeit der Venezolaner ist wirklich großartig. Ebenso wie die Atmosphäre der Surfstation, was natürlich an den Menschen vor Ort, wie auch an den Surftouristen liegt. Man verbringt den Tag mit Gleichgesinnten, das macht so vieles so viel einfacher. Meist geht man den ganzen Mittag zusammen aufs Wasser und abends vielleicht noch gemeinsam zum Essen.
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Teilweise konnten wir kaum fassen wie wenig Surfer bei diesen Bedingungen hier sind. Uns war es jedoch recht. Wir hoffen aber, dass sich dies bald wieder ändern wird. El Yaque ist einfach zu gut…

Und am Ende jeden Tages verabschiedet sich die Sonne mit immer noch wärmender Kraft und du genießt mit deinen vom vielen Sport müden Gliedern den Sonnenuntergang bei einem kalten Getränk und denkst „es gibt nichts zu verbessern, nichts was noch besser wär´- außer dir im jetzt und hier - und dem Tag am Meer.“

Hoffentlich bis bald El Yaque - es war uns ein Vergnügen!