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Sardinien - Big Monday im Mittelmeer

Sardinien

Big Monday im Mittelmeer

Christian Kohl war eigentlich auf Familienurlaub und rechnete mit zahmen Bedingungen. Doch dann servierte das Mittelmeer masthohe Wellen und zeigte, dass es auch anders kann.

Das war´s. Noch ein Brecher und mein Material wird an die zerklüftete Felsküste klatschen. Ich auch, fürchte ich. Wasserstart ist unmöglich, da totale Windabdeckung hinter den Felsen herrscht. Scharf, hart und hoch. Verdammt, ich hatte mir gerade diese Saison ein neues Board und neue Segel gegönnt. Luftholen. Festhalten. Das nächste Weißwasserinferno rauscht heran...
Sardinien - Big Monday im Mittelmeer
Dabei hatte der Trip so entspannt begonnen: Wandern, Schnorcheln, Familie – Mittelmeer-Urlaub eben. Die Aufregung kam mit der Vorhersage: Montag Nordwest-Sturm und 2,20m Welle. Beides wuchs bis gestern Abend stetig an, die Wellen laut Windfinder auf 4 Meter. Masthoch am Mittelmeer?!?
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Sardinien - Big Monday im Mittelmeer
Am morgen wähle ich dann die sicherere Variante und gehe rund 2,5 km in Lee vom eigentlichen Wellenspot aufs Wasser, wo Sand statt Fels ist. Selbst hier hämmert ein beachtlicher Shorebreak auf den Strand, der normalerweise nahezu platt ist. Hochkreuzen mit 4,2er Segel und 83 Liter Board geht erstaunlich einfach. Je näher ich dem Kap komme, desto gewaltiger werden die Dünungswellen. Riesige Berge aus Wasser, so dick wie ein Fußballfeld lang.
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Am Spot fühle ich mich dem Himmel nah: Die Berge entladen sich groß, sauber und mit hohem Speed über dem Riff. Tatsächlich häufig deutlich über masthoch. Ich auf der Wellenschulter, die Wasserwand im Nacken. Sieben Botton Turns auf einer Welle, Blick in die Tube, geil. Adrenalin-Tankstelle Mittelmeer, ich bin dankbar, hier zu sein. Bis ich gegen Mittag ein Mal nicht aufpasse: die Welle macht zu und spült mich in die Weißwasser-Hölle vor die Felsen.
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...plötzlich fühle ich Grund. Paddeln, festhalten, klettern. Mit der nächsten Welle schaffe ich es auf die Steine. Alles ist heile, nur meine Füße bluten. Durchatmen. Ein einheimischer Surfer hat weniger Glück: Oben auf der Steilküste liegt sein zerfetztes Segel und eine viergeteilte Gabel. „Never go down inside“, sagt er und baut ein zweites Segel auf. Auch ich kann nicht widerstehen und werde Nachmittags nochmal aufs Wasser gehen. Für die kommenden Tagen ist wieder Strandurlaub angesagt, typisch Mittelmeer. Der „Big Monday“ wird die Ausnahme bleiben, eine fantastische – und große!
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