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Swiss Cup Hyères 2017

Swiss Cup Hyères 2017

Vom 14.04.-17.04. fand im französischen Hyères der erste Swiss Cup der 2017er Saison statt. Viele Profis nutzten die Regatta als Testballon bevor es bei der PWA um WM-Punkte geht. Philipp Kümpel war als Leiter des deutschen „Next Generation“ Teams dabei.

Das erste Opfer des Swiss Windsurfing Cups war der österreichische Vollprofi Marco Lang. Täter war ein Baumstamm, der unbedingt Bekanntschaft mit einem Windsurfer machen wollte. Marco hatte den ganzen Winter mit vielen anderen PWA Profis hart trainiert und er war heiß auf diese kleine aber feine erste Regatta. Hier können alle Fahrer noch einmal überprüfen ob das Material und das Training stimmt, ohne das gleich wichtige Worlcuppunkte verloren gehen.
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Marco knallte dann aber mitten in der Bucht von Hyères in voller Fahrt auf den Baumstamm, flog durch die Luft und krachte auf seinen Mast. Das Material blieb unverletzt. Seine Schulter leider nicht. Er muß nun einige Wochen genesen um dann wieder voll loszulegen.

Ich war dieses Jahr als Leiter des von Liquid Sports gegründeten „Team Next Generation“ nach Hyères gekommen und wollte natürlich auch selber mitfahren. Das Fahrerfeld war international, Schweitzer, Holländer, Polen, viele deutsche DWC/PWA Fahrer und Ethan Westera war sogar aus Aruba angereist.

Das gesamte Fahrerfeld riggt jeden Morgen auf einer Wiese in der Größe eines Fussballfeldes auf. Wenn dann alle Riggs aufgebaut sind, ist die Wiese komplett belegt.
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Die bunte Mischung von PWA Profis wie Patrik Diethelm, Karin Jaggi, Sebastian Kördel, Jordy Vonk, Ethan Westera und den vielen Semiprofis macht den Reiz der Regatta aus. Patrik Diethelm (Patrik Boards) war mit einer ganzen Ladung von Prototypen nach Hyères gekommen und hatte im Vorfeld der Regatta fleissig getestet. Die Boards machen einen guten Eindruck, es wird spannend in nächster Zeit.

Der erste Regattatag verlief komplett windlos. Wegen der oft langen Anreise nach Südfrankreich waren die meisten froh darüber und es gab viel zu Fachsimpeln und das Material wollte auch nochmals abgestimmt werden. Es waren ganze Berge von Material nach Hyères mitgebracht worden, da viele Fahrer anschließend bei der IFCA WM in Hyères starten wollen.
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Am zweiten Tag roch es nach Wind. Am Vormittag nur eine leichte Briese, aber es war klar der Wind würde kommen… nur in welcher Stärke? Wir bauten alle Riggs auf. Segelgrößen von 5 - 9,6qm wurden aufgezogen. Totales Chaos auf der Wiese. Gegen Mittag hatte der Wind die Gleitschwelle erreicht und der Kurs war gelegt, es konnte losgehen. Es gab vier Heats mit je 19 Fahrern.

Ich war im dritten Heat an der Reihe. Was würde der Wind machen? Ich pokerte auf ein 8.6er Segel und das 135 Liter Board. Hochkreuzen zum Startboot. Dort stauten sich die Surfer da ein Heat wegen mehrerer Fehlstarts mehrfach gestartet werden mußte. Dann ging die Flagge hoch, die Dreiminutensequenz hatte begonnen. Langsam donnerte das Feld auf die imaginäre Startlinie zu. Es ist ein Geräusch wie bei einer flüchtenden Büffelherde. Im Vollspeed ging es auf die erste Tonne zu. Mist! Board und Segel waren definitiv viel zu groß.

Die Halsentonne kam näher. Was tun? Wer wird vor mir stürzen, wo komme ich gut lang? Das Wasser ist total zerwühlt. Selbst mit derart Überpower im Segel bleibt man kaum im Gleiten. Doch dann wieder freies Wasser. Es geht in Richtung Ufer. Schön die Bucht. Man könnte auch einfach nur so surfen wie die hunderten anderen Surfer an diesem Tag, doch das ging jetzt nicht. Dichtziehen und abfallen und immer beten das das Board nicht irgendwo einspizelt. Bei der nächsten Halsentonne wurde eine ganze Reihe Fahrer abgeworfen.

Hatte nicht Sebastian Kördel gestern gesagt, eine Startschot bei einem Slalomsegel bremst? Es zogen viele an ihren Bremsen… Noch eine Halsentonne bis zum Ziel direkt am Ufer. Der Sieger des Heats war schon durch das Ziel, ich konnte das sehen. Nun hatte ich einen Fahrer vor mir und den wollte ich als persönliches Duell auf der letzten Geraden noch bekommen. Dichthalten, der Puls rast. Nur noch wenige Meter und ich habe ihn, da legt sich ein Kiter schön quer mit seinen Leinen über die Ziellinie, na wunderbar. Irgendwie gelingt es mir an ihm vorbei direkt ins Ziel.

Ich bin keine Runde weiter gekommen, aber ich war trotzdem überglücklich. Es gibt keinen schöneren Sport, soviele Elemente und Komponenten müssen stimmen und dann ist da nur noch Freude.
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An diesem Tag wurden noch viele Rennen gefahren. Der Wind nahm immer weiter zu. Jordy Vonk war praktisch unschlagbar. Die Deutschen schlugen sich sehr gut. Sebastian Kördel war auf einem Podiumsplatz und auch Bernd Hinkhofer lag bei den Supergrandmastern auf Platz 1. Dann hatte er einen üblen Sturz direkt auf seine Hand und mußte um das Podest zittern…

Der Finaltag begann wieder sonnig mit 20 Grad und leichten Wind. Doch pünktlich zur Mittagszeit drehte der Wind wieder auf. Die meisten nahmen Segel zwischen 7.9 und 8.6 qm. Heute lief es für unser „Team Next Generation“ gut. Julian Pockrandt konnte mehrfach seinen überlegenen Speed zeigen und ist top fit für die IFCA WM und Mario Kümpel gewann im Fotofinish das Loosersfinale. Sein Bruder Manuel kämpfte in der Kidswertung um einen Podestplatz.

Zwei komplette Läufe wurden gefahren. Viele hatten fette Blasen an den Händen aber ein breites Grinsen im Gesicht. Jeder hatte sein persönliches Rennen mit Erfolgen und Niederlagen, alle waren voller Geschichten.

Overall Sieger wurde der PWA Profi Jordy Vonk, gefolgt von Ethan Westera aus Aruba. Sebastian Kördel wurde dritter. Respekt: Der Freestyler Adrian Beholz kam auf einen sehr guten 14. Platz.

Bernd Hinkhofer wurde Dritter bei den Supergrandmasters und Manuel Kümpel vom „Team Next Generation“ gewann die Kids Wertung. Bei den Frauen gewann Karin Jaggi vor Manon Berger und Franziska Stauffacher.

Nun zieht die Karawane weiter… möge der Wind treu sein und Marco Lang schnell wieder gesund werden.
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