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Olympia 2024 - Zurück in die Zukunft

Olympia-Windsurfen mit Oldtimer-Design

Die Entscheidung, auf welchem Material Windsurfer bei den Olympischen Spielen in 2024 antreten werden, ist kürzlich bei der Versammlung des Weltsegelverbandes gefallen.

Mit seiner Entscheidung, die RS:X Klasse bis zum Jahr 2024 als Equipment für die Olympischen Spiele festzulegen, setzt der Weltsegelverband auf Material, das 2004 designed wurde. (Details zum RS:X Material mit 15,5 kg Board unter en.wikipedia.org/wiki/RS:X)

Pikant ist die Entscheidung aus deutscher Sicht vor allem deshalb, weil der DSV (Deutscher Segler-Verband) seinen Windsurfkader für die RS:X Klasse aufgelöst hat. Viele ambitionierte Regattafahrer hatten auf modernes Material gehofft, bei dem - wie im olympischen Kiteboarden - zukünftig auf Foils gesetzt wird.
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Entsprechende Vorschläge waren beim Weltsegelverband unter anderem von der IFCA (International Funboard Class Association) eingereicht worden. Diese Vorschläge wurden allerdings in einer demokratischen Mehrheitsentscheidung abgelehnt. Ein Argument der internationalen Sportfunktionäre war, dass mehr und neues Equipment für ärmere Länder zu teuer sei.

Der Regattafahrer Vincent Langer sagt dazu: "Die Entscheidung kommt für mich völlig unerwartet. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein Großteil der stimmberechtigten Nationen sich für den Dinosaurier RS:X entscheidet. Die Entscheidung ist ganz besonders für Deutschland katastrophal. Wäre die Entscheidung zu Gunsten des Foilsurfens ausgegangen, müssten alle wieder bei null anfangen. Das wäre für uns gut, da wir gute Leute im Slalom und Foil haben und eine ganze Masse an talentierten Funboard-Kids schon in den Startlöchern stehen."
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Die Rolle des Deutschen Segler-Verbandes, der sich als Dachverband für die deutschen Windsurf-Klassenvereinigungen sieht, ist dabei in diesem Fall neutral. Der DSV hat laut Walter Mielke, dem Obmann für 'Spezielle Segeldisziplinen' weder einen eigenen Vorschlag eingebracht, noch den IFCA Vorschlag unterstützt.

Interessant ist, dass beim Kiten vom Weltsegelverband das Foiling als geeignet erachtet wird. Hier kann tatsächlich auf eine populäre, aktive Regattaszene - ähnlich der PWA Tour - aufgebaut werden. Auch bei anderen Sportarten wie beim BMX Freestyle und Wellenreiten werden durchaus modernere Formate eingesetzt.

Vincent Langer: "Der angenommene Kitevorschlag ist genau das, was wir uns eigentlich für das Windsurfen erhofft hatten. Neu, innovativ, zuschauerfreundlich und nah am Endverbraucher. Der IFCA Vorschlag für die Windsurfer war vielleicht unüberlegt und übertrieben. Ich kann verstehen, dass arme Nationen Angst vor zwei Boards und drei Segeln haben. Für mich unverständlich ist jedoch, warum genau dieser Vorschlag zur Abstimmung gekommen ist. Es gab andere Vorschläge mit einem Board und zwei Segeln, die nicht zur Abstimmung vorgelegt wurden, doch die kamen nicht zur Abstimmung. Warum?"
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Die bei der Auswahl siegreiche RS:X Klasse führte unter anderem in ihrer Submission 071-18 während des Selektionsverfahrens als Argument für RS:X an: "Ein Board und ein Segel ist das beste (günstigste) Konzept für das kontinuierliche Wachstum des Windsurfens weltweit." Grundsätzlich ist das nicht falsch. Einheitsklassen wie z.B. auch von BIC finden großen Zulauf und die Regatten haben riesige Teilnehmerfelder. In diesem speziellen Fall hat die Sache aber einen Haken: Gerade bei der RS:X Klasse sind rund 6.000 Euro Listenpreis für ein Board samt zugehörigem Komplettrigg zu berappen. Zum Vergleich: Eine Ausstattung in der BIC Klasse inklusive einem 12,5 kg schweren Board ist für etwa 2550 Euro zu haben. (ca. 1250 Euro für ein Board und 1300 Euro für das teuerste Rigg).

Windsurfen wäre schon einmal beinahe als olympische Klasse zugunsten anderer Sportarten eliminiert worden. Diese Sportarten treten aber mit modernen Konzepten ihren Siegeszug an. Es ist das Moderne, dass sie attraktiv macht.

Die Frage, die sich für das Windsurfen stellt ist, ob die Entscheidung für die alte RS:X Klasse tatsächlich eine Entscheidung für die Zukunft ist, denn das Internationale Olympische Komitee möchte Olympia für junge Menschen mit Sportarten wie Wellenreiten oder BMX attraktiver machen. In diesem Sinn stimmt die Entscheidung des Weltsegelverbandes, die antiquierte RS:X Klasse bei Olympia bis 2024 beizubehalten, durchaus nachdenklich.