Francisco Lufinha EDP Atlantic Mission
Bei Full Speed ist der kleine Trimaran mit über 30 km/h unterwegs.

Mit dem Kite über den Atlantik

Der Portugiese Francisco Lufinha ist fast am Ziel

Francisco Lufinha hat schon in der Vergangenheit als Extremsportler und durch Langstreckenrekorde mit dem Kiteboard auf sich aufmerksam gemacht. 2017 kitete er zusammen mit der deutschen Sportlerin Anke Brandt mit herkömmlichem Kite-Material 1.400 Kilometer von den Azoren nach Lissabon (Link). Die Hafenstadt Cascais nahe Lissabon war auch der Startpunkt seiner momentan laufenden Atlantiküberquerung, deren Ziel die 6000 Kilometer entfernte Karibikinsel Martinique ist.

Lufinha ist auf diesem Abenteuer solo und ohne Begleitboot unterwegs. Sein Kiteboard hat er gegen einen kleinen, 7,2 Meter langen Trimaran getauscht, dessen Vortrieb alleine über Lenkdrachen erzeugt wird. Lufinha nutzt Kites aufgrund deren Effizienz. Wenn ein Lenkdrachen konstant in Bewegung gehalten wird, erzeugt er ein Vielfaches an Vortrieb im Vergleich zu einer gleich großen statische Segelfläche.

Francisco Lufinha EDP Atlantic Mission
Die Kabine des Bootes ist sehr schmal. Maximal eine Person kann sich dort aufhalten.

Die winzige Kabine erinnert in Ausmaß und Anmutung eher an das Cockpit eines Kampfjets als an ein Boot. Sie ist auf dem mittleren Rumpf des 5,6 Meter breiten Trimarans montiert. Lufinha kontrolliert seine Lenkdrachen über eine Fernsteuerung, sowohl von der Kabine als auch vom Deck aus.

Die größte Gefahr sieht der Extremsportler in Müll. "Ich habe sehr viel Angst vor verloren gegangenen Containern. Wenn ich einen dieser Container mit meinem Boot aus Glasfaser ramme, sink es. Auch der Müll in den Meeren ist eines meiner größten Probleme bei dieser Atlantiküberquerung", kommentiert Lufinha. Für Notfälle hat er satellitengestützte Notrufbaken und ein aufblasbares Rettungsfloß an Bord.

Francisco Lufinha EDP Atlantic Mission
Die Kites werden per Fernsteuerung kontrolliert. Der Strom wird mit Solarpanels an Deck sowie mit einem propellegetriebenen Generator am Unterwasserschiff erzeugt.

Der Start erfolgte am 3. November 2021. Nach fünf Tagen auf See erreichte er die 1350 km entfernte Kanareninsel La Palma. 



Dabei erreichte er Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 31,35 km/h. Probleme gab es allerdings mit den Kites. Zwei Lenkdrachen hielten der Dauerbelastung nicht stand. Auf den Kanaren wurde nachgebessert und die Zahl der an Bord befindlichen Kites wurde auf 11 aufgestockt. Der größte Kite hat eine Fläche von 25 m2.

Francisco Lufinha EDP Atlantic Mission
Trinkwasser erzeugt Francisco an Board mit Muskelkraft. Per Umkehrosmose wird aus Salzwasser trinkbares Süßwasser.

Der Aufenthalt auf La Palma wurde aufgrund von widrigen Winden dann aber länger als geplant. Ers am 30. November konnte Lufinha wieder in See stechen. Mittlerweile befindet er sich etwa 1100 Kilometer östlich der Karibikinsel Martinique. Probleme bereitet ihm momentan Wassereinbrüche ins Boot. Sollte alles gut gehen, wird er in wenigen Tagen sein Ziel erreichen.

17.12.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: EDP Atlantic Mission

Francisco Lufinha EDP Atlantic Mission
Die Steuereinheit des Kites ist komplex. Ein rudimentärer Auto-Pilot ist vorhanden,
in der Praxis muss der Kite aber ständig kontrolliert werden.