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Eissurfen

Some like it cold

Eissurfen

Eissurfen ist in den nordischen Ländern populär und es gibt eine lebhafte Wettkampfszene. Wir haben den estnischen Eissurfer Boris ljubtšenko befragt.

Ist das Racen auf Eis eine neue Wettkampfform oder hat es Tradition?
Der Beginn des Sports liegt in den 70ern. Der älteste Wettkampf ist die Weltmeisterschaft der WISSA (World Ice and Snow Sailing Association), die etwa 1980 entstand. Über die Zeit hat sich der Sport entwickelt und heute sehen wir Kursrennen auf Schnee und Eis, sowie Slalom mit hohen Geschwindigkeiten auf Eis.

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Gibt es eine Eventserie und eine offizielle Website?
Unsere WISSA-WM ist ein einzelner Event, der rund eine Woche dauert. Die Location ändert sich allerdings, Veranstaltungen finden entweder in Europa oder Nordamerika statt. Es gibt viele Events in den nördlichen Ländern wie Finnland, Schweden und Polen.

Wie unterscheidet sich Eissurfen vom normalen Windsurfen? Ist es ein gutes Training für den Sommer?
Die Rennen auf Eis sind eine großartige Alternative zum Sommersport und leicht zu lernen. Ein Anfänger hat es in etwa einer halben Stunde drauf. Das Eissurfen als Wettkampf eignet sich super als taktisches Training und es trainiert die Ausdauer, die du im Sommer gut gebrauchen kannst. Man benötigt auf Eis viel weniger Wind. Der Gleitwiderstand ist viel geringer. Bei 4 Beaufort bist du mit einem 6.5er gut dabei.

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Welche Segelgrößen verwendet ihr und wie teuer sind die Boards? Baut ihr die Boards selber, oder kann man das Equipment kaufen?
Die Segelgrößen gehen von 3 bis 10 Quadratmeter. Wir nutzen Slalom-, Freerace- und Freeride-Segel. Auf Eis funktionieren allerdings bei wenig Wind alte Segel aufgrund ihrer Profilierung sehr gut und sind deshalb sehr verbreitet. Es gibt einige Kufenboard-Hersteller in Europa und einige Enthusiasten, die Boards bauen und hin und wieder verkaufen. Die Preise variieren zwischen 700 und 2000 Euro. Die Kufen und die Konstruktionsart des Boards (z.B. Carbon) bestimmen den Preis. Natürlich gibt es auch Eigenkonstruktionen, die just for fun gebaut werden.
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Ist neben einem Helm weitere Schutzkleidung nötig?
Ein Helm ist natürlich ein Muss. Spinouts und Stürze passieren einfach. Ellenbogen- und Knieschoner sollte man mindestens tragen. Es ist wie beim Auto. Es ist nicht die Geschwindigkeit, die gefährlich ist, sondern die Geschwindigkeit des gewaltvollen Abbremsens, wenn du beispielsweise in etwas hineinkrachst. Vor zwei Jahren konnte ich vor einem etwa ein Meter breiten Loch im Eis nicht bremsen. Das Board ist reingefallen und ich habe einen Frontflip hingelegt und bin mit dem Rücken und den Ellenbogen auf dem Eis aufgeschlagen. Danach habe ich dann begonnen Ellenbogen- und Rückenschutz zu tragen. Bei den Wettkämpfen gibt es manchmal aus Selbstüberschätzung Kollisionen.

Welchen Speed hast du schon erreicht?
Mit meinem selbstgebauten Equipment bin ich nur auf 64 km/h gekommen. Entweder musste ich abbremsen, weil der See zu Ende war, oder das Material fing an sich aufzuschaukeln. Weltklassefahrer fahren mit mehr als 45 Knoten auf dem Eis. Der Rekord von Jeff Brown liegt bei 52.65 Knoten.