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Foil-Windsurfen Teil 2
Board und Stimmung fliegen auf gleicher Höhe

Foilen statt heulen

Philipp Kümpel lernt Foilen. Im zweiten Teil seiner Serie berichtet er von den Fortschritten.

„Vor Jahren sollten wir alle Freestyler werden und nun sollen wir alle Foilen. Das ist doch alles nur ein Trend, ich mache da nicht mit!“ - Argumente wie dieses gibt es oft zu hören und die Diskussion wird auch bei Fahrern des DWC sehr lebhaft geführt, denn manche haben Sorge, dass es zu komplett anderen Wertungen führt oder sich die Disziplinen in die Quere kommen.

Szenenwechsel: Deutsche Meisterschaft Sylt, traumhafte Bedingungen.
Alle möglichen Disziplinen werden in dieser Woche ihren Meister finden. Wave, Slalom, Freestyle und Formula. Zum ersten Mal, quasi als Test, sind die Disziplinen Formula und Slalom auch für Foilpiloten außerhalb der offiziellen Wertung geöffnet worden. Foilen soll Formula nicht ersetzten. Es ist eine eigene Disziplin.

Foil-Windsurfen Teil 2
Klein ist so ein Foil nicht

Drei Foil-Piloten aus Dänemark, darunter einer der besten Foiler, Sebastian Kornum, gehen in Sylt zusammen mit den Formulafahrern an den Start. Ich habe meinen Foil dabei, soll ich es auch probieren? Die Sylter Welle verheißt nichts leichtes, und mit dem Formulamaterial in der Welle ist es auch nicht gerade einfach. Ich traue mich, nehme mein großes Nove Nove Slalomboard und schraube meinen Horue Foil darunter. Die Formulapiloten starten mit Segeln um die 11.8qm, Sebastian Kornum nimmt für seinen Foil 7.9 und ich versuche es mit 7.2qm.

Erstaunlicherweise stellen die Wellen beim Hinausfahren kein größeres Problem dar, das Foil fährt einfach durch die Welle. Am Start bin ich derart nervös, dass ich erst einmal ins Wasser falle. Nach dem Feld schon sich schon etwas entfernt hat nehme ich die Verfolgung auf. Das Höhelaufen geht gut und die Angst weicht langsam der Freude etwas Neues zu wagen. Doch die Angst meldet sich erstaunlich schnell und gründlich wieder zurück.

Ich war gut zur oberen Tonne hochgekreuzt, aber nun hieß es brutal abfallen und maximal Downwind zu heizen. Das ist schon mit Formula Material eine Mutprobe, aber mit dem Foil bei den Wellen? Ich nehme das Tempo raus und fahre im Zick-Zack Downwind. So werde ich natürlich als einer der Letzten durch das Ziel kommen, aber meinen ganz eigenen Sieg habe ich mir errungen. Ich bin den Kurs mit meinem Foil gefahren. Ob so ein Formula Kurs ideal für die Foils ist, wird erst die Zukunft zeigen. Auch bei der PWA wird noch um den richtigen Foil Kurs im Wettbewerb gerungen.

Foil-Windsurfen Teil 2
Jan Seidel testet

Nach Sylt hatte ich bei Vincent Langers Camp die Gelegenheit verschiedene Board- und Foil-Konzepte zu testen. Natürlich gibt es da den von Sebastian Kornum favorisierten Neil Pryde Foil mit einem Spezialboard. Die Kombination ist sauschnell, aber auch nicht gerade leicht zu fahren. Mein Horue Foil ist wesentlich gutmütiger, aber er hat nicht die ganz ruhigen Flugeigenschaften die ich mir als eher nicht zu Race-orientierter Foilpilot wünschen würde. Otmar Schleenvoigt von Hurrican Fins testet derzeit zusammen mit dem DWC Fahrer Jan Seidel eigene Foils und sie machen schon einen guten Eindruck.

Ich habe derweil das Slingshot für mich entdeckt. Es ist nicht so teuer, ist aus Aluminium und kann in Kombination mit einem speziellen Foilboard gefahren werden oder unter jedes Board mit Deep Tuttle Box geschraubt werden. Ich habe das Slingshot Foil unter mein großes Nove Nove Board geschraubt und war angetan. Zum ersten Mal hatte ich richtig lange und sehr ruhige Flüge. Sicher - dies ist kein Racefoil, aber das habe ich gar nicht gesucht. Besonders ist hier die Möglichkeit verschieden lange Masten an den Flügel zu bauen, so dass man nicht gleich so hoch aus dem Wasser katapultiert wird und die Angst verliert.

Foil-Windsurfen Teil 2
Das Kit von Slingshot

Der Transport des Foilmaterials ins Wasser stellt jedes Mal einen Kraftakt dar. Entweder man trägt beides zusammen, dann kann man sich leicht in die eigene Hand schneiden, oder man trägt Segel und Board getrennt ins Wasser und muss es dann dort umständlich zusammenstecken. Für Lacher und ungläubiges Staunen ist bei beiden Varianten am Strand gesorgt. Für mich sind derzeit camberlose Segel bis maximal 7.9qm das Optimum.

Immer noch gibt es Momente, bei denen ich einfach zu hoch steige und dann unvermittelt abstürze. Diese Stürze sind im Laufe der Monate immer seltener geworden, aber sie kommen weiter vor. Derzeit versuche ich die Geschwindigkeit deutlich zu erhöhen und immer größere Slalombögen zu fahren.

Was mir das Foilen auf jeden Fall gegeben hat, ist einen ganz neuen Spaßimpuls beim Surfen. Ich lerne quasi eine neue Wassersportart für leichten Wind und mir macht das einfach Spaß. Foilen statt Heulen. Das nächste Ziel wird die Foil-Halse sein und ich werde erzählen wie die Lernkurve dahin verläuft.

Foil-Windsurfen Teil 2
Ein eigenes Foilboard hilft, ist aber nicht notwendig