Surfing History 2
Von Uncredited staff photographer, Los Angeles Times. - UCLA uclalat_1429_b3713_G2666, Gemeinfrei, Link

Surfing History 2

Die Geschichte des Wellenreitens, Teil 2 behandelt den Zeitraum swischen 1900 - 1915.

Ein Desaster
Am Ende des 19. Jhd war die Lage der hawaiianischen Ureinwohner ein Desaster. Hawaii wurde zum amerikanischen Hoheitsgebiet erklärt, die Urbevölkerung durch die von Weißen eingeschleppten Krankheiten auf 30.000 - 40.000 Personen dezimiert. Die Bevölkerung mußte eine neue Sprache lernen und wurde fast vollständig zum Christentum "bekehrt". Zugleich war das von den Missionaren geächtete Wellenreiten zu einer sehr primitiven Form verkümmert. Die alten "Meister" lebten nicht mehr. Außer auf Kauai, Maui und O`ahu fand man weltweit keine Wellenreiter mehr, mit Ausnahme von einigen sehr primitiven Formen des Wellenreitens im Westen Afrikas und Perus.

Ein Viertel der hawaiianischen Bevölkerung lebte nun in und um Honolulu auf O`ahu. Durch die florierende Zuckerrohr- und Ananasindustrie wuchs die Bevölkerung stetig. Vereinzelt sah man Hawaiianer mit 1.8m langen, fast unbearbeiteten Planken auf dem Wasser. Liegend ließen sie sich von den Wellen an Land schieben. Nichts ähnelte mehr dem Können aus vergangenen Tagen.

Zeitlich gesehen begann die Wiederbelebung des Wellenreitsports mit dem Jahr 1898, als Thomas A. Adison die Glühbirne und die Phonographie erfand. Er war der erste der bewegte Bilder auf einem Film festgehalten hat - er zeigte Wellenreiter in Waikiki.

Endlich entwickelten einige der Hawaiianer, nach kraftzehrenden Jahren der Unterdrückung, neues Selbstbewußtsein und verwarfen die Wertvorstellungen der Missionare. Gleichzeitig führte die wirtschaftliche Entwicklung zur fortschreitenden Privatisierung der Strände und veranlaßte die Einheimischen dazu, sich zusammenzuschließen. Im Sommer 1907 gründete Alexander Hume Ford die weltweit erste Wellenreit-Organisation, eine Bruderschaft genannt der "Outrigger Canoe and Surfboard Club" (der noch heute als Elite-Club existiert), um gegen die fortschreitende Privatisierung und Bebauung des Strandes vorzugehen. Zusammen gelang es den Hawaiianern ihre Strände und das Privileg "Das Volk zu sein, daß der Menschheit das Surfen brachte" zurückzubekommen.

Sehr großen Einfluß nahmen dabei Persönlichkeiten wie: Duke Kahanamoku, George Freeth, Alexander Hume Ford, Knute Cottrell, Dad Center, Dudie Miller, Lukela "John D" Kaupiko, Jack London... Frauen wie Mildred Turner und Josephine Pratt gaben dem Wellenreitsport schon damals eine besondere Note.

Wellenreiten war wieder beliebt
Erstaunlich war, daß nun auch Weiße anfingen diesen Sport auszuüben, waren doch sie es, die dafür verantwortlich waren, daß im vergangenen Jahrhundert das Wellenreiten fast unterging. Bald war das Nebeneinander von Ureinwohnern und Weißen im "Lineup" alltäglich.

Gegen 1907 war George Freeth der erste, der sich auf seinem Board, einem alten, schweren 4.80m langen Brett, das er von seinem Onkel, einem hawaiianischen Prinzen, geschenkt bekam, wieder aufrichtete und Turns fuhr. Sein Brett steht noch heute im Bernice Pauahi Bishop Museum, in Honolulu.

Alexander Hume Ford gab ab 1907 Wellenreitunterricht. Der berühmteste seiner Schüler war Jack London. Dieser, inspiriert durch seine Erfahrungen, schrieb im Oktober 1907 in einem Artikel im "Royal Sport", Wellenreiten sei "a royal sport for the natural kings of earth". Über seine eigene Wonne beim ersten Wellenritt meinte er: "In Wahrheit wird man von der Welle erfaßt und wie von einer Titanenhand landwärts geschleudert" . Die Veröffentlichungen Londons riefen grosse Begeisterung hervor.

Das Interesse am Wellenreiten war nicht mehr aufzuhalten. Seit 1908 wird in Waikiki wieder jährlich ein "Weihnachtscontest" organisiert.

George Freeth (1883-1919)
Am 31. März 1907 landete die "Ohio", das erste regulär verkehrende Passagierschiff, mit 247 Passagieren von Honolulu kommend, am Festland. Durch diese neue Schiffsverbindung wurde Reisen nach Hawaii einfach und sehr beliebt. Hawaiis Wirtschaft florierte. George Freeth, eingeladen von Henry E. Huntington, um die neue, von Los Angeles nach Redondo Beach verlaufende Eisenbahstrecke zu promoten, kam mit einem der ersten Passagierschiffe aufs Festland. Durch seine Wellenreit-Demonstrationen und zugleich die Artikel von Jack London wurde der Wellenreitsport auf dem Festland verbreitet. Freeth erlangte sehr bald einen hohen Bekanntheitsgrad und wurde zum "Mann der übers Wasser laufen kann" und zum "Father of California Surfing" der auch einer der bekanntesten Rettungsschwimmer seiner Zeit war.

Die Boards
Um 1903 verwendete man noch Bretter, die so lang wie breit waren und eher einem Waschbrett glichen. Mit den Jahren veränderte sich dann die Länge. Bretter bis zu 2.4m Länge wurden verwendet, wenn auch nur von wenigen beherrscht, die dann teils auch in größeren Wellen zurecht kamen. Duke Kahanamoku war 1910 der erste auf einem 3m langen Brett. Damit zeigte er den erste Tandem-Ritt. Zusammen mit einem Jungen namens Akana, dann mit "Leslie Lemon" auf seinen Schultern. Bald sah man drei Leute auf einem Brett. Marion 'Baby' Dowsett, Beatrice Dowsett und Duke beeindruckten ihre Bewunderer. Erst gegen 1924 änderte sich die Länge der Bretter wieder.

"A Royal Sport"
Der Surfsport war für Hawaii zu einer der Hauptattraktionen geworden. Um 1910 vergrößerte sich die Zahl der Beach Boys gleichermaßen mit der Zahl der Touristen, die auf die Insel strömten. Als Jack London 1915 nach Waikiki zurückkehrte war er erstaunt, über die Anzahl der Mitglieder im Outrigger Canoe Club. Es waren bereits 1200 und einige Hundert standen auf der Warteliste. In einer Dekade hatte sich die Wellenreittechnik wieder zu dem Standart entwickelt den sie vor Jahren schon hatte. Eine neue Surfgeneration war geboren und somit der Fortgang dieser Sportart gesichert. Um 1911 konnte man am Wochenende wieder um die 100 Wellenreitbretter in Waikiki zählen.

02.01.2000 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns, Ilse Kloiber