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Lern den Loop

"Lern den Loop!" - So stand es in der Ausgabe der Surf vom Juli 2001. Wie oft hatte ich mir schon Gedanken über mein Traummanöver gemacht. Wäre doch toll, das ultimative Manöver des Windsurfens lässig auf der Nordsee zu zaubern. Aber jetzt war das Heft da, optimaler Anlass zum Üben. Das „Frontloop-Special“ mit den Vorübungen, Analysen und Tipps sollte doch eigentlich den Durchbruch bringen. Aber wieder nichts: alles durchgelesen, am Strand große Sprüche, aber auf dem Wasser: „Wie aus voller Fahrt soll ich da um den Mast rum? Niemals“. Außer Ausreden, nichts gewesen: „Ach Wind und Welle sind heute nicht optimal. Anderer Surftag, neuer Versuch.“ Am Strand war ich immer sehr mutig…

Das gleiche Spiel fand in fast jedem Surfurlaub statt. Die Gedanken kreisten immer wieder um dieses Manöver. Was nützt der bis zum Excess geübte Table Top oder die ersten Versuche zum Backloop, nett, aber eben kein Frontloop. Wenig hilfreich waren die gut gemeinten Tipps am Strand: „Das schaffst Du schon. Eine durchgeglittene Halse ist schwerer.“

Dann kam Kapstadt 2003/04. Die „geistige“ Vorbereitung war meiner Meinung nach abgeschlossen: Surf-DVDs vor- und rückwärts angeschaut, Moves der daily-dose auf den Laptop gespeichert und immer wieder angeschaut und analysiert (sieht doch gar nicht so schwer aus…). An einem windlosen Tag haben wir uns dann zum Strand von Kapstadt aufgemacht, ein unberührtes Fleckchen Düne gesucht, aufgeriggt und los ging es. Wie Peter Garzke und Bernd Flessner im „Frontloop Special“ gezeigt haben, startete ich mit der Judo-Rolle ohne Rigg (autsch) und mit Rigg (das Material hat zum Glück gehalten, habe mir nur den Hals verrenkt). Aber egal, die ersten Schritte waren getan. Ich fühlte mich gewappnet für die nächsten Vorübungen auf dem Wasser.

Lern den Loop
In Langebaan hatte ich Glück. Die Bedingungen waren wirklich ideal: Wind fürs 4.7er, kleine steile Rampen. Zunächst habe ich auf einer Düne weiter die Riggrotation geübt. Ein Freund von uns konnte es nicht mit ansehen und meinte: „Los aufs Wasser, jetzt wird richtig probiert.“ Er zeigte mir die Übung, sich ohne Brett einfach mit Schleudersturz um den Mast ziehen zu lassen. Sah ganz einfach aus bei ihm. Er hat die Übung vorgemacht, ich habe versucht, sie nachzumachen. Wham! Der Mast ist erst einmal knallhart aufs Wasser geprallt, ich unkontrolliert hinterher geschleudert. Nix Rotation. So habe ich viele (!) Versuche gemacht. Immer, wenn mal vorne im Shorebreak nicht genug Druck im Segel war, habe ich diese Dinger probiert. Sah bestimmt bescheuert aus. Es wurde aber langsam mit den Vorübungen besser…

Im Mai sind wir nach Vargas, Gran Canaria, gefahren. Hier habe ich mir erst mal zur Sicherheit gegen Trommelfellverletzungen einen Ohrstopfen ins linke Ohr gestopft und dann mit Herzklopfen und wackligen Beinen meine ersten Versuche mit Brett gemacht. Trotz aller Hinweise, dass man zumindest die Finne aus dem Wasser haben soll, bin ich gar nicht richtig abgesprungen. Die ganzen Beschreibungen mit den vielen einzelnen Details, die man beachten sollte, habe ich auf dem Wasser komplett vergessen. Teilweise war ich so verkrampft, dass ich gar nicht wusste, was ich eigentlich machen wollte. Schließlich habe ich mich einfach nach vorne um den Mast geworfen und ¼ - ½ -Rotationen geschafft. Der Preis: blaue Flecken auf der Schulter und Kopfschmerzen bis zum Abwinken. Aber die erste Überwindung war geschafft und ich merkte, dass ich mich nicht extrem verletzten konnte (meine Sorge war immer, dass ich auf die Brettspitze falle. Das geht aber gar nicht, man springt eigentlich zwischen Brettspitze und Mast mit einer seitlichen Rotation „durch“). Um ehrlich zu sein, war ich insgesamt ziemlich frustriert, dass ich die Rotation nicht komplett rum schaffte. Irgendwas machte ich noch völlig falsch, aber nur was? Viele erzählten, dass sie gleich bei der ersten Rotation bis in den Wasserstart gesprungen sind. Da fühlte ich mich natürlich noch schlechter…

Lern den Loop

In Pozo leitete Kristoffer Living gerade eine Wave Clinic. Wow, ich staunte nicht schlecht. Die Loopschüler machten echt tolle Fortschritte. Das wollte ich auch. Ich entschloss mich, bei der nächsten Wave Clinic von Kristoffer im Sommer mitzumachen.

Anfang August war es dann soweit. Mit 3 Norwegern, 3 Schweden und 1 Holländer zusammen startete die Sommer Wave Clinic. Kristoffer hat noch mal alles genau vorab in der Theorie erklärt. Ich bin dann mit 3.5er auf das Wasser (erschien mir nicht gerade ideal, bei so viel Wind zu Üben, aber was macht man nicht alles unter Gruppenzwang). Kristoffer ist hinter jedem hergefahren und hat sich die „Manöver“ genau angeschaut und direkt noch auf dem Wasser Tipps gegeben. Außerdem wurde alles auf Video aufgezeichnet und später gemeinsam analysiert. Meine ersten Versuche waren kläglich. Ich kam wieder mal kaum rum. Kristoffer hat mir den Tipp gegeben, weiter an der Gabel nach hinten zu greifen (kommt einem unnatürlich weit vor) und auch die vordere Masthand etwas Richtung Schothorn zurückzunehmen. Wow, dann hat die Rotation komplett geklappt. Yeah, ich war so happy. Und das am ersten Clinic-Tag! Danke Kristoffer! An den folgenden Übungstagen hatte ich immer Angst, dass es nicht mehr funktionieren könnte. Einige Fehlversuche gab es noch (mit fantastischen Abgängen!), aber immer mehr Loops glückten. Was für ein tolles Gefühl. Auch andere Loopschüler waren nach der Clinic erfolgreich. Super schön, gerade auch in der Gruppe zu üben und sich gegenseitig zu motivieren. Ich habe es sogar geschafft, mehrmals in den Wasserstart zu springen. Alle Tipps, Beschreibungen, Lernvideos etc., was ich je gesehen und gehört hatte, machten auf einmal Sinn und das Feintuning für den Frontloop kann beginnen (ach ja, mit Wind von rechts muss ich das Ganze auch noch üben!).

Für mich persönlich war es zunächst viel Überwindung und dann harte Arbeit bis ich den Frontloop schaffte. Ich hoffe, bei Euch klappt es schneller. Viel Erfolg bei Euren Versuchen!