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Dahab
„Zwei Semmeln und ein Schoko-Croissant bitte“, der Beginn eines normalen deutschen Alltags in der Stammbäckerei um die Ecke - könnte man meinen. Für uns jedoch der Beginn eines alltäglichen ägyptischen Surftages. Die deutsche Bäckerei in der Peace Road von Dahab macht's möglich.

Neben dieser kleinen, deutschsprachigen Oase hilft noch ein dichtes Netz von Surfstationen und Hotelanlagen mit europäischem Standart dem Surftouristen, sich sofort heimisch zu fühlen. Dieses Umfeld lässt schnell vergessen, dass man sich auf einem anderen Kontinent mit fremder Religion und Kultur befindet.
Da wir allerdings eher ein Freestyle Trainingslager anstelle eines All Inclusive Urlaubs planten, mussten wir uns finanziell etwas zurückhalten und lebten so wie die einheimischen, Wand an Wand mit einem Ziegenstall. Damit blieb die deutsche Bäckerei vorerst das einzige, das uns hier in Dahab vertraut vorkam.

Schon am Flughafen war gleich bei der Ankunft in Sharm El Sheik durch nach Mekka betende Flughafenangestellte erkennbar, dass wir Europa weit hinter uns gelassen haben. Erst nachdem die Gebetsteppiche wieder eingerollt waren, konnte auch die Gepäckabfertigung weitergehen.

Dahab
Im Anschluss folgte eine abenteuerliche Taxifahrt durch die Wüste des Sinaigebirges nach Dahab. Bei Ägyptern gilt es anscheinend als absolut uncool, nachts das Licht einzuschalten. Entgegenkommenden Fahrzeugen kurz mit Lichthupe anzuzeigen, dass da noch jemand anderes ist, reicht hier völlig.

Zudem passiert man während der etwa einstündigen Fahrt drei Checkpoints, an denen einen ägyptische Polizisten hinter Panzerglasscheiben schon mit Maschinengewehren im Anschlag erwarten.

Aber auch bei Tageslicht ist eine Taxifahrt hier immer ein Erlebnis. Verkehrsregeln gibt es nicht, dafür aber eine Hupe, von der kräftig Gebrauch gemacht wird. Ebenso wenig ein Taxameter, anstelle dessen aber hitzige Diskussionen um den Fahrpreis, die schon mal länger dauern können als die Fahrt selbst.

Der Einzige, der nicht versuchte beim Taxipreis zu handeln, war ein zehnjähriger Junge am Steuer eines Pickups. Er hatte wohl schon genug damit zu kämpfen, mit den Füßen überhaupt ans Gaspedal zu kommen. Hier sind wir natürlich nicht eingestiegen.

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Dahab
Irgendwie erreichten wir aber trotzdem immer heile den Club Dahab, in dem wir unser Material lagerten. Dort angekommen, mussten wir meist nur noch das bereits durchgezogene 4.7er aus dem Ständer nehmen und zehn Meter zum Wasser zurücklegen. Bei 32 Grad Lufttemperatur im Schatten und 27 Grad Wassertemperatur, blies uns der warme Wüstenwind bereits am ersten Tag um die Ohren und sollte auch an den kommenden Tagen dafür sorgen, dass wir abends erschöpft ins Bett fallen konnten.

Zum Wind reihte sich perfektes Flachwasser, da eine Sandbank und ein Riff sowohl Windwellen als auch den Chop-verursachenden Großsegelheizer abblockte. Um allerdings in diese Lagune zu gelangen, muss erst ein knapp unter der Wasseroberfläche liegendes Korallenriff überquert werden. Hier zeigt sich, wer Eier in der Shorts hat!
Durch einen Umweg nach Lee, gelangt man jedoch durch das mit Bojen gekennzeichnete „Looser’s Gate“, eine Lücke im Riff, in das ersehnte Flachwasserrevier. Schneller geht’s ganz in Luv an der Landzunge entlang durch einen Durchgang im Riff, der nicht mal einen halben Meter breit ist.

Einmal in der Lagune, konnte man sich dort dann richtig austoben. Zu beiden Seiten gab es perfektes Flachwasser und ausreichend starken Wind. Einzig problematisch waren die dort beheimateten Seeigel, was wir zum Teil auch zu spüren bekamen.

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Leider wurde es mit zunehmender Stunde auch an diesem Spot immer voller, so dass wir unsere anfänglichen Frühstücksausflüge zu deutschen Bäckerei schnell gegen eine frühe Session in der Einsamkeit der Baby Bay eintauschten.

Bis 9 Uhr war man dort meistens alleine und konnte nach bereits zwei gesurften Stunden den Heimweg einschlagen, um dann gemütlich im Hilton Hotel das Frühstücksbuffet zu plündern. Kugelrund machten wir dann meistens ein Mittagsschläfchen, um nachmittags eine zweite Session zu surfen.
Da in Ägypten für uns Europäer das Leben ziemlich billig ist, konnten auch wir Studenten uns weiteren Luxus leisten und trafen pünktlich zum Sonnenuntergang in unserem Stammrestaurant Funny Mummy ein. Hier haben wir nach gutem Mahl bei einer Wasserpfeife die tägliche Session revuepassieren lassen. Alles in allem war unser Dahab Trip ein perfekter Surfurlaub, bei dem wir fast täglich auf dem Wasser waren.

Einziger Wermutstropfen war der Fluch der Pharaonen, der uns oft aus dem letzten Loch blasen ließ. Wenn ihr versteht was wir meinen...

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