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Latitude 46.6° South - Neuseeland
Wenn du tapfer genug bist, Lufttemperaturen von unter 0°C zu ertragen und auch mit dem gerade einmal 5 Grad warmen Wasser im Süden Neuseelands klar kommst, dann kannst du dir auch aus dem Wasser einen Geschmack davon machen, wie einige der größten Wellen unseres Planeten aussehen.

In diesem Winter - dem Sommer auf der Südhalbkugel - bot sich die seltene Gelegenheit, dass ein Tiefdrucksystem im südlichen Polarmeer einen unglaublichen Swell in Richtung der Südinsel Neuseelands auf die Reise schickte und damit das Potential offenbarte, das der Südpazifik zu bieten vermag - bei erträglichen Temperaturen.

Ich saß gerade mit Campbell Farrell beim Abendessen, als die Diskussion über einen Trip nach Neuseeland auf den Tisch kam.

Er erzählte mir eine ganze Reihe Geschichten über einen Platz namens 'Papatowai' - eine Big Wave Location auf der Südinsel Neuseelands.

Nur eine Hand voll Locals seihen dort bereit, sich der frostigen Temperaturen anzunehmen und sich den Geschmack des puren Adrenalins zu holen.

Latitude 46.6° South - Neuseeland
Wenige Tage später erhielt ich einen Anruf von Campbell: "It's going to be on!". Ein großer Swell rollte mitten im neuseeländischen Sommer auf die Küste zu. "Check die Wetterkarten und ruf mich zurück, am Montag wird es groß!" - er hatte recht!

Auch mein Kumpel Robby Swift war schnell vom Vorhaben überzeugt und begleitete uns auf dem Weg zu dieser Herausforderung.

Es gibt so viele Voraussetzungen, die ein guter Windsurftrip braucht um erfolgreich zu sein: den Wind, die Wellen eines guten Swells und passendes Wetter für die richtige Stimmung. Und nicht zuletzt gutes Licht für perfekte Bilder.

Vorbereitung ist alles, vor allem wenn man eine Platz aufsucht, der weit ab von der Zivilisation liegt und vermutlich niemals zuvor gewindsurft wurde. Wir gaben unser Bestes!

32 Stunden dauerte die Anreise, bis wir unser Ziel erreichten: Papas, südlich von Dunedin auf der Südinsel gelegen.

Wir fuhren zum Ufer und erhielten einen ersten Einruck von dem, was Papatowai uns bieten sollte. Ich schaute Robby an und fragte: "Ist der Surfer auf der Welle ein Zwerg, oder sind das 15-Fuß-Monster, die dort draußen brechen?". Robby bestätigte dass, was auch mir längst klar war - die Wellen waren gigantisch.

Campbell und sein Kumpel Miles tauchten auf, die uns mit Jet Skis zum Outside Break bringen sollten. Wir waren mehr als heiß endlich aufs Wasser zu kommen.

Ich konnte zwei Bereiche der Welle erkennen. Die Outside Section lief genau über ein Riff, bäumte sich auf und barrelte wie man es aus Jaws kennt.

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Latitude 46.6° South - Neuseeland
Der zweite Teil rollte weiter in Richtung Ufer, wurde zunächst flacher und türmte sich dann ebenfalls wieder auf... manchmal unberechenbar und unregelmäßig. Nicht alle Sets liefen bis zur Inside durch.

Dafür brach diese eher 'Down the Line' und sah abreitbarer aus, als der Main Peek. Und sie war groß - schließlich ist es das, was zählt!

Ein Blick nach draußen auf die Bucht offenbarte, dass einige richtig großen Sets mitten auf dem Ozean zu brechen schienen. Es würde also keinen sicheren Platz abseits des eigentlichen Breaks geben.

Wir entschieden deshalb, dass wir einzeln vom Jetski aus aufriggen, während die anderen die Freak Waves im Auge behalten.

Dann schnappten wir uns die ersten Monster, aber auch einige Tow-in Surfer waren draußen und waren ebenfalls scharf auf die selben Wellen.

Robby und ich erhielten unterm Strich keinen fairen Anteil der Sets. Unser Frust stieg und es war Zeit für eine Entscheidung. Ich nahm mir von weit draußen eine echte 'Bombe', konnte schon von draußen sehen, dass wieder ein Jetski mit Tow-in Surfer im Schlepptau in Richtung Line Up steuerte.

Dieses Mal wollte ich nicht wie zuvor so oft aussteigen. Als der Jet Ski mich kreuzte und der Surfer die Leine fallen ließ, sprang ich mit einem Chop Hop über diese und dropte gleichzeitig mit meinem segellosen Konkurrenten in die Welle.

Der Local war 'pissed' und fing laut zu schreien an, er wollte wohl ungern teilen. Der Rest des Tages war eine anstrengende Mischung aus gute Wellen erwischen und Respekt gegenüber den Locals zeigen - immerhin waren wir in ihrem Revier. Sie schienen noch nie Windsurfer in großen Wellen gesehen zu haben, besonders nicht an ihrem Big Wave Spot bei diesen harte Bedingungen.

Latitude 46.6° South - Neuseeland
Ich drehte meinen Kopf und sah Robby eine solide 15-Fuß-Welle mit einem tiefen Bottom Turn nehmen. Da wollte ich gleichziehen und schwor mir, die nächste Welle noch radikaler zu reiten. Ich war wohl zu ehrgeizig, den mein Schothorn spitzelte ein und ich erlebte einen kapitalen Wipeout. Mein Material tauchte komplett zerstört aus den Fluten auf.

Robby surfte zu mir herüber und meinte, dass es genau zum richtigen Zeitpunkt passiert ist, denn er könne sich kaum noch an der Gabel festhalten. Wir waren seit geschlagenen vier Stunden auf dem Wasser.

Ausgepowert und mit hoher Dosis Restadrenalin gelangten wir an Land. Dort lernten wir auch die Locals kennen, abseits vom Schlachtfeld stellte sie sich als feine Kerle heraus.

An diesem Abend suchten wir noch nach einer Location für ein spätes Abendbrot, aber ab 21:00 Uhr einfach alles geschlossen.

Eine weitere halbe Stunde irrten wir über die Straßen, um zumindest eine Bleibe für die Nacht zu finden. Wir endeten im 'Heifers' - einer Herberge, die man guten Gewissens wirklich nicht weiterempfehlen kann.

Am nächsten Morgen waren wir um 6:00 Uhr wieder auf den Beinen. Es ging zu einer Insel mit dem Namen Green Island, ca. 2 Meilen vor der Küste gelegen. Eine traumhafter Fleck Erde mit jeder Menge Pinguine, Seelöwen und vielen Vogelarten. Nur die im Wasser patrouillieren Monster Sharks holen einen auf den Boden der Realität zurück.
Latitude 46.6° South - Neuseeland
Der Wind war sehr leicht und ablandig, die Wellen brachen als perfekte Righthander, wir entschieden uns für Tow-in Surfen. Campbell hatte seinen Freund Doug Young im Schlepptau, der sich als erstklassiger Wellenreiter herausstellte.

Zuerst schleppte ich Campbell in eine 6-Fuß-Welle, die er mit einem Tuberide beendete. Die zweite Welle erwischte ihn nach einem Tuberide eiskalt. Dann war ich an der Reihe. Ich genoss diesen Tag - mit nur einer handvoll Leute und perfekten Wellen. Erst die wechselnde Tide beendete unsere Session.


Mit den 48 Stunden in Neuseeland hatten wir mehr erlebt, als so manch anderer innerhalb eines Monats. Zurück an der Küste freuten wir uns auf unsere Betten, die wir diesmal in Campbell's Haus in Queenstown aufsuchten.

Wer von euch diese Region mal besuchen sollte, der findet in diesem 5-Sterne-Haus eine perfekte 'Bed & Breakfast' Herberge für bis zu 12 Personen. Hier der Link zur Website vom Taramea House: www.taramea-house.com

Am nächsten Morgen frühstückten wir zusammen mit einem Kerl namens Chuck Berry, einem von New Zealand's verrücktesten Base-Jumpern, ebenfalls im Red Bull Team. Mit ihm ging es auf zum Tandem Hang Gliding.

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Robby war zuerst an der Reihe aber schon der erste Take off ließ vermuten, dass er bei der Einweisung wohl nicht voll bei der Sache war. Sturzflugähnlich ging es vom hohen Startplatz aus in Richtung Boden. Kurz vorher konnten beide den Schirm abfangen und in den horizontalen Gleitflug übergehen.

Dann war ich an der Reihe. Gewarnt von Robby's Flug wollte ich beim Start genug Speed machen, so viel, dass mein Guide kaum mit seinen Beinen nach kam. Nach 15 Minuten entspanntem Flug landeten wir und waren bereit für das nächste Abenteuer.

Jet Boating auf dem Shotover River stand als nächstes an und nachmittags stoppte mir beim Canyon Swing sogar fast das Herz.
Der Tag neigte sich mit dem Sonnenuntergang dem Ende zu und wir hatten schon wieder mehr erlebt, als man eigentlich in 12 Stunden schaffen kann.

Für mich steht fest, dass Neuseeland einer der besten Plätze auf unserem Planeten ist, denn ich jemals zu Gesicht bekommen habe: atemberaubende Natur mit gewaltigen Aussichten, perfekte Bedingungen für Snowboarder, Biker, Wildwasserkanuten, Bungeespringer, Big Wave Surfer und nicht zu vergessen - Windsurfer.
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