Vincent Langer auf Sardinien

Sardinien

Ein Monat Lockdown light

Windsurf-Profis reisen normalerweise auch für Trainingszwecke ganzjährig um die Welt. Vincent Langer hat nach einem Winter in Deutschland seine Lieblingsinsel Sardinien bereist.

Erstmalig seit über zehn Jahren bin ich in diesem Winter nicht nach Teneriffa oder Kapstadt geflogen. Das Wintertraining absolvierte ich in Kiel mit Handschuhen und im Home-Gym.

Was kann es nach so einem Winter Schöneres geben, als mit meiner im Januar geborenen Tochter Thorvi und meiner Freundin Jule nach Sardinien zu fahren, um ein bisschen Sonne und Wind zu ergattern und zumindest ein bisschen Trainingszeit aufzuholen?

Die Vorfreude, aber auch die Spannung waren extrem groß. Bei unserem ersten großen Ausflug mit der kleinen Tochter und das in der Corona-Zeit musste die Planung akribischer denn je ausfallen. Wir sind mit meinem Transporter gefahren und der Bus war randvoll mit Babyutensilien und Surfzeug.

Windsurf Training auf Sardinien

Vor der Abreise haben wir noch schnell einen Coronatest in Kiel gemacht und dann ging es auch schon los. Wir fuhren über Österreich nach Italien. Unsere Bedenken, schon an der österreichischen Grenzen abgewiesen zu werden, bewahrheitete sich nicht. Und auch in Italien war noch nicht einmal die Grenze in Fahrtrichtung Italien besetzt.

An der Fähre in Livorno wurden der negative Test, eine sardische Einreisebestätigung, eine Selbsterklärung, ein Formular für die Fähre und unser Ticket kontrolliert. Auf Sardinien angekommen, fuhren wir nach Olbia und konnten am Abend das Apartment in Porto Pollo beziehen.

Zu diesem Zeitpunkt galt Sardinien als weiße Zone und einige Restaurants und Cafés hatten geöffnet. Mit einem Besuch der Lieblingspizzeria konnte die Zeit nur gut werden. Dass dies der letzte Restaurantbesuch bleiben sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Auch mein Trainingspartner Michele kam an und war begeistert vom Wind und den Wasserfarben. Weniger begeistert waren wir von den Temperaturen. Das Thermometer zeigte weit unter 10 Grad an und das fühlte sich in Kombination mit einem unbeheizten italienischen Apartment eiskalt an. Daran änderten zwei Heizlüfter aus dem Supermarkt auch nur bedingt etwas.

Der Wind aus Nord blies stetig und wir fuhren täglich über 50 km mit Slalom oder Foil, aber die Kälte fühlte sich an wie in Kiel.

Windsurfen in Porto Pollo

Dann wurden strengere Corona-Regelungen eingeführt und nach kurzer Zeit auf der Insel wurde unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Wir durften uns nur noch in der eigenen Kommune aufhalten und außerdem waren alle Geschäfte bis auf den Supermarkt geschlossen. Von einen auf den anderen Tag wurden Palau und Porto Pollo zu Geisterorten. Oftmals waren wir die einzigen Surfer am Spot. Noch nicht einmal Italiener ließen sich blicken.

Ganz besonders für Jule und Thorvi waren die neuen Regeln und die Kälte keine Entspannung mehr, sodass es für die beiden mit dem fast leeren Flieger vorzeitig nach Hamburg ging und ich noch zwei Wochen alleine mit Michele auf der Insel blieb.

Frühjahr Sardinien

Das Wetter besserte sich allerdings und der Wind drehte teilweise so auf, dass ich mit 4,0 nicht mehr geradeaus surfen konnten. Unfassbar!

Neben Wellen erlebten wir aber auch sehr gute Slalom- und Foiling-Bedingungen. Am Top-Tag fuhren wir 102 km Strecke mit dem Slalomboard. Da weiß man am Abend, was man gemacht hat!

In den vier Wochen unseres Aufenthaltes auf Sardinien hatten wir nur an zwei Tagen kein Wind und in der letzten Woche konnten wir sogar die Mütze weglassen und den dicken Neoprenanzug wegpacken.

Die Rückreise war so problemlos möglich, dass ich mich jetzt schon auf den Herbst freue. Dann machen wir uns wieder auf den Weg auf die für mich schönste Insel. Hoffentlich ohne Corona Beschränkungen...

14.04.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Vincent Langer  |  Fotos/Grafiken: Vincent Langer

Windsurfen bei Starkwind in Sardinien