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Boa Vista
Einmal angekommen, fallen einem auf Boa Vista besonders die starken Kontraste auf, die allgegenwärtig und mindestens so eindrucksvoll sind, wie der Wetterunterschied zwischen Deutschland und den Kapverden im März: Unberührte Natur mit beinahe endlosen Sandstränden wechseln sich ab mit Müllbergen, herumliegenden Plastik und Treibgut, welches teilweise von den Schiffen stammt, teilweise aber auch über das Meer vom Festland Afrikas aus angespült wird.

Aber auch die Einheimischen gehen nicht gerade schonend mit der Natur um und schmeißen häufig Abfälle einfach an den Strand oder ins Meer. Offene Müllkippen und Autowracks runden das Bild ab. Als Europäer, dem inzwischen ein gewisses Maß an Umweltbewusstsein anerzogen wurde, schüttelt man oft verständnislos den Kopf, wenn man Kinder am Strand zwischen Glasscherben und Müll spielen sieht. Aber andererseits ist es natürlich schwierig, bei der Bevölkerung ein Umweltbewusstsein zu entwickeln, wenn 80% der Menschen zuhause nicht einmal eine Toilette besitzen.

Wunderschön farbenfrohe und frisch renovierte Fassaden in den kleineren Orten wechseln sich ab mit stark verfallenen Kolonialstilhäusern im Ort Sal Rei und den dahinter liegenden Slums.

Die dort herrschende extreme Armut lässt sich nur schwer mit dem aufkeimenden Bauboom, dem beginnenden Massentourismus und den ersten großen Luxus-Hotelanlagen vereinbaren. Der Großteil der Kapverdier hat hierdurch keinen Vorteil.

Und dennoch, geht man durch die kleinen Orte, sieht man nahezu ausschließlich aufgeschlossene, gut gelaunte und freundliche Menschen. Zwar kommen die Kapverdier nicht gegen den Massenfischfang ausländischer Flotten an, aber dennoch verbringen sie teilweise eine ganze Woche auf dem Meer, mit mehreren Mann in abenteuerlichsten kleinen Holzbooten, mit denen wir uns nicht mal auf einen See trauen würden. Ein echter Knochenjob, der aber anscheinend mit einem Lächeln ertragen wird. Die Rückkehr der Fischer, meist an einem festen Wochentag, wird gefeiert wie ein Volksfest.

Alles was laufen kann, findet sich dann auf der kleinen Pier ein. Besonders auffällig ist hierbei die farbenfrohe Kleidung der Frauen. Noch während die Fischer nach einander ihren Fang präsentieren, geht schon das große Feilschen los und die Frauen transportieren die Beute kübelweise auf ihren Köpfen in eine der kleinen Nachbarstrassen. Hier werden die Fische ausgenommen, geputzt und anschließend angeboten.

 


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