Antwort, 08.07.2018 16:18 von thmuc
Hi,
der thread ist zwar utzalt, taucht aber bei google unter "windsurfen böen" ganz oben auf. Deswegen hier auch meine, gerade in der Chickenbay/Karpathos frisch gemachten Erfahrungen, falls es für andere noch interessant ist. Nach den wilden Flüchen in allen Sprachen Europas, die dort auf dem Wasser zu hören waren, könnte es ja sein ;-) By the way, Böe heißt dort: eben mit dem 4.0er beim Wasserstart verhungern, dann haut es Dir, von null auf nichts, 25 kn in den Rücken, oder auch mehr..
Kurzfassung: Trapez sowieso, und: Fußschlaufen, beide, vorn und hinten - and you will see the light! ... :-)
Langfassung: meine Fahrtechnik war vielleicht so wie die des Fragestellers, Wasserstart, Trapez, mit dem starken Wind etwas erfahren, weil es schon mein zweiter Karpathos-Urlaub war. Fußschläufchen - mal so gelegentlich, aber auch nur vorn, "kommt noch". Riesige Probleme in den Böen, an dichtholen gar nicht zu denken, nur Am-Wind-Kurs, und mit einem Segel, dass wie wild an mir und meinem Trapez herumgerissen hat. Ständig das Gefühl, gleich einen Schleudersturz zu machen, was dann hin und wieder auch passiert ist. Fußposition so weit wie möglich hinten, aber eben nicht in den Schlaufen. Bin dann nach einem frustrierenden Tag über google genau auf diese Diskussion gestoßen und den Rat von doctorsurf: Fußschlaufen. Ok. Ich habe mich dann am nächsten Tag sicher eine Stunde an die Bootsanlegestelle vor der Schill-Station gesetzt, vor der die Cracks ihre Flakas oder Konos oder was weiß ich - mir wird schon vom Zusehen ganz schwindlig bei diesem Gewirbel.. - gemacht und natürlich auch ins Wasser gelegt haben. Zugeschaut habe ich aber nicht den Manövern, sondern wie die denn wieder losfahren. Ich hatte im Kopf: losfahren, Trapez einhaken, wenn Board gleitet, dann erst vorderer Fuß in die Schlaufe, anschließend der hintere. Mein Problem dabei: ich kämpfe mit dem Segel, dann kommt das Board ins Gleiten, beschleunigt unter mir wie eine Rakete, ich bekomme allein schon von der Geschwindigkeit Bammel, dann suche ich ängstlich mit dem vorderen Fuß nach einer Schlaufe - gucke vielleicht sogar noch nach unten statt nach vorn, und schaffe es mit viel Glück und wildem Board-Gehopse in die vordere Schlaufe, Ende. Hinterer Fuß in die Schlaufe? - "vergiss es, sei froh, lebend am Ufer anzukommen!" Immerhin, auch ein Erfolg, nur: Kampf mit dem Segel dadurch nicht nennenswert besser.
Und dann sehe ich: die steigen sofort, noch in echter Verdränger-Fahrt, gleich mit dem Fuß in die vordere Schlaufe, und noch bevor das Board Fahrt aufnimmt, geschweige denn gleitet, in die hintere Schlaufe, zum Teil sogar aus dem Wasserstart direkt in beide Schlaufen - und ab! Selbst wenn die Böe mal gerade nicht so hammermäßig stark war. "Aha! Ausprobieren!"
Habe mich also direkt nach dem Start und in noch langsamer Fahrt, eingehakt im Trapez, ohne Anwendung einer adäquaten Technik, erst in die vordere, dann gleich dann in die hintere Schlaufe hineingewaltet. Ist bei den ersten Versuchen unter Vorführung artistischer "Power-Tacks" schön im Wasser geendet. Und dann: steig auf, hak ein, fahr langsam los, vorderer Fuß: drin, hinterer Fuß: wildes Herumgetrete, bis er auch tatsächlich "drin ist", Board fährt sogar immer noch einen fahrbaren Kurs geradeaus, Böe kommt - und kein Problem mehr da! Kein Gezerre mehr, Segel ist plötzlich "brav". Kein Gefühl mehr: "oh je, gleich wieder Schleudersturz!" Ich stehe auf einmal ganz sicher, das Board schießt mit mir davon, und trotzdem kein Gefühl mehr, gleich die Kontrolle zu verlieren. Problem war dann nur noch, nicht mit dem Board auf der Landebahn vom Flughafen zu enden! :-) Eine krasse Erfahrung! Eben wildes, kräfteraubendes Rodeo, plötzlich: kontrolliertes Übers-Wasser-Rasen. Ich habe das immer wieder auch nicht geschafft, in beide Schlaufen zu kommen, mangels guter Technik, und auch wegen der Löcher, die mich öfters gekillt haben, wenn ich noch im Einsteigen in die Schlaufen war. Aber nichtsdestrotz: irgendwie versuchen, in die verflixten Dinger reinzukommen, egal wie, lieber gleich beim Losfahren ins Wasser fallen als nach 100m auf dem See im tiefen Wasser. Sobald Trapez im Einsatz ist, Schlaufen einsetzen, egal wie! Nicht erst auf die nächste Saison verschieben. Fasziniert hat mich vor allem dieses Gefühl, plötzlich Kontrolle über das Equipment zu haben, kein Schleudersturz-Feeling mehr. Robin von der Schill-Station bestätigte mir, dass selbst er sich wundert, wie man so einen starken Wind ohne Schlaufen überhaupt fahren kann, und der macht schon richtig krasse Sachen.
Ausprobieren!
VG!