Antwort, 02.09.2003 13:26 von Gast
Huhu Lena!
Sei versichert, du bist nicht alleine mit dieser Angst (auch wenn sie unbegründet ist - jedenfalls nicht mehr oder weniger begründet als andere Ängste auch) und vor allen Dingen GIB NICHT AUF!
Ich habe immer wieder festgestellt, dass Frauen anders an das Windsurfen rangehen (und generell anders lernen) als Männer. Meine Frau macht da keine Ausnahme. Ich bin anders als sie, aber sie geht mit mir surfen :)))
Lass dich von deinem Freund nicht drängen und mach dein Ding.
Sag ihm er soll einen Doppelloop springen und wenn nicht, dann soll er das surfen lassen :)
Ok jetzt wieder ernsthaft. Jeder hat seine Grenzen und die sind bei allen Menschen unterschiedlich. Der eine hat Angst beim Springen, manche haben Angst den Mast vor den Kopf zu bekommen, wieder andere...
Du hast nunmal diese Sorge und es gibt Mittel und Wege sich darüber hinwegzusetzen - wenn du das möchtest.
Wichtig ist dazu zunächst mal, dass du stressfrei surfen kannst, denn Surfen ist eine der schönsten Sportarten der Welt und soll Spass machen - mach deinem Freund klar, dass er seine Vorstellungen vom surfen hat und du deine und jeder für sich auf seinem Brett steht und Spass dabei hat. Wenn du nur seine Erwartungen beim surfen erfüllen sollst, soll er sich Robby Naish mit nem Frauenhaarteil zum surfen mitnehmen.
Wenn das sichergestellt ist und er kooperiert (oder auch nicht) solltest du dich an die Problemlösung begeben. Aber auch nur dann, wenn DU das wirklich möchtest und dich bereit dazu fühlst.
Zunächst möchte noch einmal wiederholen, dass diese Angst ziemlich unberechtigt ist. Wie bei allen Ängsten spielt man mit der Wahrscheinlichkeit herum. Aber die Chance bei einem Bummel in der Stadt überfahren zu werden ist deutlich höher als das, was du dir da vorstellst. Selbst wenn du unter dem Segel liegst, kommst du leicht wieder frei. Ich habe das meiner Frau zur Verdeutlichung immer wieder vorgemacht indem ich mich in allen Variationen darunter fallen ließ, darunter geschwommen bin, mich eingehakt und wieder ausgehakt habe, etc.
Es gibt viele Methoden die Angst zu überwinden. Eine gute ist erst einmal sich ein Trapez zu besorgen das keine Hose ist, sondern mit einfachen Klipverschlüssen bedient wird. Du kannst dir dann sagen: sollte es gegen alle Wahrscheinlichkeit doch einmal passieren, drücke ich diese 3 Clips (dauert 3 Sekunden und kann auch blind gemacht werden :p) und lass das dämliche Trapez einfach unter dem Segel hängen. So kannst du dann ganz gemütlich unter dem Mast durchtauchen und wieder auf dein Brett steigen und das Trapez rausfischen. In der Praxis wirst du aber wohl nie in die Notwengigkeit kommen, da es viel einfach ist, den Haken vom Tampen zu schubsen, wenn er sich nicht von alleine löst.
Das wichtigste aber ist: immer Ruhe bewahren und den Gabelbaum mit angespannten (nicht verkrampft - nur die Muskeln etwas anspannen) Armen festhalten. Dann fliegt dir nichts auf den Kopf und der Tampen löst sich meist auch von alleine.
Bei wenig Wind üb mit jemandem ein- und aushaken. Dein Partner simuliert auf der anderen Seite der Gabel den Winddruck, zieht schon mal kräftiger und lässt auch mal unvermittelt los. Dieser Mensch sollte Ruhe besitzen und das mit Freude tun!
Dann empfehle ich dir, häng dich mal bei Flaute ein und leg dich mit dem Segel langsam auf den Strand und bleib unter dem Segel. Dann machst du mal die Augen zu und entfernst den Tampen vom Trapezhaken. Du wirst sehen, wie einfach das geht - nur kein Stress. Im Wasser ist es noch einfacher, weil unter dir kein Rasen oder Sand ist, der deine Bewegungsfreiheit einschränkt.
Benutze etwas längere Tampen (am besten Variotampen mit Metallclip, die kannst du später auch wieder kürzer stellen).
Eine gute Sache sind, denke ich, Fahrtechnikseminare für Frauen. Dort wirst du individuell betreut und kannst dich auch mit anderen Teilnehmerinnen austauschen. Ich würde darin weniger die Insel sehen als vielmehr eine Lern-Chance und Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, da Frauen tatsächlich anders mit dem Surfen klarkommen müssen als Männer. Sie haben weniger Muskeln, eine andere Anatomie und können weniger Kraft aufwenden. Das müssen sie durch Technik und anders eingestellte Hardware kompensieren. In solch einem Seminar lassen sich wahrscheinlich für Frauen spezifische Probleme besser lösen, da du auf Erfahrungen zurückgreifen kannst, die ebenfalls von Frauen stammen.
Zum Schluß noch mal zum wichtigsten. Du hast deinen Rhythmus, lass dir keinen anderen aufzwingen. Setz dir ruhig Lernziele, aber setzt dich dabei nicht unter Druck. Wenn es heute nicht klappt, dann eben morgen.
Die Frau einer meiner Freunde konnte schon vor Jahren wirklich klasse Surfen: Wasserstart, Helitacks, Schlaufen- und Trapezfahren, sogar springen; aber Halsen traute sie sich nicht :) Und keiner konnte ihr die Angst nehmen oder ihr verdeutlichen, warum diese Angst für uns so unverständlich war. Auch das Argument ihres Mannes, ich kann nicht springen, aber ich kann halsen, also kannst du das doch auch, half nicht.
Es hat insgesamt noch 2 Jahre gedauert, keiner hat sie bearbeitet oder gedrängt. Sie hat es für sich ausprobiert, abseits von Beobachtern und ohne Druck. Heute fährt sie Halsen und versucht ihre Duckjibes. Dafür bewundern wir sie. Aber wir haben sie deswegen nicht mehr oder weniger gerne dabei. Wir gehen ja mit ihr surfen, weil sie ein netter Mensch ist und nicht weil sie ihre Manöver beherrscht.
Ich wünsch dir viel Spass auf dem Wasser. Nimm dir die Zeit.
cheers,
olli (Pause rum :p)