Antwort, 28.12.2006 14:47 von Kitesurfer-Versäger
Hallo Jonas,
da hast du dir aber schon echt Gedanken drüber gemacht...Ich würde dir gerne ein bisschen dabei helfen, weil ich mir auch häufig Gedanken zu Shapes mache. Es wäre nett, wenn du schreiben könntest, wie lang und wie breit das Board in etwa werden soll, und was für ein Typ es überhaupt werden soll...ich denke mal es soll ein Slalom/Formula Shape oder sowas in der Art werden, nicht wahr? Also...ich hab mal über deine Ideen nachgedacht, das mit der kurzen Gleitfläche ist schonmal eine gute Idee, nur musst du dabei auch bedenken, dass sie nicht zu kurz werden sollte, weil das zu erheblichen Kontrollproblemen führen könnte (bin mir da nicht ganz sicher, aber müsste ja eigentlich so sein...). Die Funktion der beiden Gabelzinken habe ich nicht so ganz verstanden, aber du musst beachten, dass der Tunnel oder Kanal zwischen den beiden Zinken sich zum Heck hin nicht verengen darf, da das Wasser beim Fahren sonst leicht aufgestaut wird und somit bremsen würde. Das sollte man natürlich beim ganzen Unterwassershape beachten: Was "hervorsteht" darf zum Heck hin nicht breiter werden. Die beste hydrodynamische Form ist ja auch bekanntlich eine Art Tropfenform (sieht man ja auch bei den Finnen). Ich hatte mir vor ein paar Monaten mal ein Katamaran-Board ausgedacht. Es sollte so einen Rumpf wie diese Rennkatamarane haben.
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Es sollte ein Shape sein, der sowohl bei Verdrängerfahrt, als auch beim Gleiten Spaß bringt. Beim Verdrängen wäre man garnicht mal so langsam, weil die beiden schmalen Rumpfhälften einfach schneller werden würden als ein breiter Rumpf. Das relativ breite Heck würde außerdem Kippstabilität bringen. Beim Gleiten würde sich der Shape voll aus dem Wasser heben, sodass er nur noch auf den abgewinkelten Unterseiten der Rumpfhälften läuft. Denn beim Angleiten (der Shape wird hierbei noch von der "Platte" zwischen den Rumpfhälften unterstützt, da diese sich noch teilweise im Wasser befindet und beim Angleiten hilft). Nun gerät der Fahrtwind in den ca. 100 cm breiten Tunnel zwischen den Rümpfen. zum Heck hin verringert sich die Höhe de Tunnels, was dazu führt, dass die Luft angestaut wird -> Überdruck -> Heck wird nach oben gedrückt. Außerdem sollte die Platte zwischen den Rümpfen ein richtiges Tragflächenprofil haben, dass noch zusätzlichen Auftrieb verschafft. Über dem Deck ensteht also durch den längeren Weg, den die Luft zurücklegt ein Unterdruck. Und im Tunnel unter dem Deck entsteht ein Staudruck also Überdruck.
Ich habe jedoch noch weiter darüber nachgedacht, und habe festgestellt, dass es mit derzeitigen Materialien zu schwer werden würde. Außerdem müsste man sehr große Segel fahren und Fußsteuerung könnte man da sowieso vergessen, weil die beiden Asymmetrischen Rumpfhälften treu ihre Spur im Wasser halten würden, wie zwei Kufen auf Eis. Also müsste man mit per Segelsteuerung lenken (also die Luv/Leegierigkeit ausnutzen).
Das musst du übrigens auch beachten...Segel- und Lateraldruckpunkt (Segeldruckpunkt: Mittelpunkt der gesamten Segelfläche. Lateraldruckpunkt: Mittelpunkt der gesamten Unterwasserfläche, also beim Gleiten nur noch die Finne...). Im Optimalfall sind beide genau übereinander. Dann fährt das Board bei Spiegelglattem Wasser genau geradeaus. Ist der Segeldruckpunkt vor dem Lateraldruckpunkt, ist das Board Leegierig und fällt automatisch ab, Ist er hinter dem Lateraldruckpunkt, luvt das Board an (die Erfahrung hast du bestimmt schon mal gemacht). Wenn du das Board also mit Race/Slalomsegeln fahren möchtest, solltest du gucken, wo du die Mastspur einbaust, denn gerade bei Racesegeln ist es glaube ich so, dass sie ihre beste Leistung bei einer bestimmten Mastneigung haben.
Das mit den schräg eingebauten Finnen ist ne cool Idee...auf jeden Fall einen Versuch wert!!! Ich wüsste nicht, was dagegen spricht, außervielleicht, dass das Springen schwieriger wird...und nen Puneta 900 oder wie auch immer das heißt wirst du damit wohl auch nicht ganz hinbekommen :D. Also...versuchs einfach wenn du dein Board shapst! Von den Helium-Tubes halte ich ganz ehrlich gesagt nichts. denn das Material, dass du für die Tubes benötigst um das Helium beisammenzuhalten würde höchstwahrscheinlich zusammen mit dem Helium schwerer werden als das gleiche Volumen in Hartschaum...oder wenn es dadurch doch leichter werden würde, würde es dir nur ein paar Gramm Gewichtsersparnis bringen. Zur Veranschaulichung habe ich einmal ausgerechnet, wie viel Gramm Gewichtseinsparungman bei einem Heliumgefüllten Hohlboard mit 120l Innenvolumen gegenüber einer Luftfüllung hätte. Und zwar sind es gerade einmal 133,2g. denn 120l Luft wiegen bei den Normalbedingungen 154,8g. 120l Helium wiegen 21,6g. Wie du siehst lohnt es sich nicht wirklich...
Bei deinem Rochenschwanz-Tail würde ich gerne wissen, wie lang und breit es werden soll, und ob es beim Ankanten und somit bei der Kurvenfahrt ins Wasser gedrückt wird oder über dem Wasser ist. Denn wenn es ins Wasser gedrückt wird, könnte ein unsauberer Wasserabriss entstehen, was zu Verwirbelungen und damit zum Abbremsen führt. Bei einem normalen Tail läuft das Wasser einfach an der abgerundeten Fläche entlang, es entsteht also kein Wasserabriss.
Hier ist noch was zum Unterwassershape da steht bei was die ganzen Features wie Doppelkonkav oder leichtes V oder sowas sich auf das Fahrverhalten auswirken:
http://www.fanatic.com/public/content/e554/e588/e596/index_ger.html
So...und jetzt noch ein bisschen was zum eigentlichen shapen des Boards. Die leichteste Bauweise, die man ohne einen riesigen Maschienenpark herstellen kann, ist wohl, das Board aus Hartschaum oder sehr feinem Styropor zu shapen und dann Glasfaser oder vorgetränkte Kohlefasermatten darum laminieren. Es ist jedoch auch relativ teuer und nicht jeder mag den Geruch von Epoxid-Harz. Wenn ich selber hätte auch Probleme den Hartschaum-Rohling überhaupt symmetrisch zu bekommen, denn an runden Sachen kann man immer so schlecht messen, und du hast bestimmt keine CNC-Fräse Zuhause, oder? Die billigere, etwas unstabilere dafür ziemlich symmetrische Konstruktion wäre die gute alte Spanten-Bauweise dafür brauchst du gutes (und vor allem viel) Sperrholz. das wird dann allerdings auch nicht gerade billig, fällt mir gerade ein. Vielleicht geht auch, dass man Spanten aus dem Hartschaum ausschneidet, die dann auch vorsichtig mit Schaumplatten beplankt, und dann vorerst ohne viel Druck anzuwenden das Ganze laminiert. Dann bekommt man es auch symmetrisch hin. Man darf beim Laminieren halt nur nicht zu doll drücken.
Wenn ich mir ein Board bauen würde, dann würde mich wohl an so einem Kajak-Board a la Starboard Serenity versuchen, denn da kann man eigentlich nicht viel falsch machen von der Konstruktion her.
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Es müsste auch wesentlich leichter zu bauen sein, weil es in der mitte wie eine Art Röhre ist, was erheblich mehr Stabilität bringt, und nicht so platt wie ein normales Brett. Außerdem macht es bestimmt hammer Spaß bei ner leichten Briese und einem 7er Segel den See rauf und runter zu fahren. Denn so ein Spitzgatter-Rumpf (an beiden Enden Spitz) wird auch ohne viel Aufwand recht schnell, zwar nicht so schnell wie ein Gleiter, weil die Geschwindigkeit des Verdrängers durch die theoretische Rumpfgeschwindigkeit begrenzt ist. Aber dafür schneidet das Board sauber durch das Wasser, wie ein Kajak eben...
Naja...ich hoffe ich konnte dir damit ein wenig helfen. Wenn du wieder neue Ideen hast, freue ich mich schon darauf, sie zu hören. Und wenn du irgendwelche Zeichnungen oder Skizzen hast, immer her damit, ich finde dieses Thema echt sehr interessant!!!
Alles gute,
Steffen