Antwort, 27.04.2007 15:35 von olli1111
Tach zusammen!
@Käptn Pommes:
Ich gebe Dir Recht, was Vor- und Nachteile betrifft, nur dass das nachteilige Verhalten meiner Meinung nach nicht bei Starkwind, sondern schon bei Mittelwind auftritt. Es gibt aber auch Bretter, die genauso anfängertauglich wie das Matrix sind, später trotzdem immer noch prima zu fahren sind - ein Starboard Go 139 oder 155 wirkt hier Wunder. Ich sag es immer wieder, die Teile sind weder langsam, noch Anfängerbretter - es sind einfach ziemlich gute Freerider - nur eben breit und etwas schwerer (700-800 g zum Shark - also etwa das EVA-Deck). Trotzdem drehen sie gut (leichter für Fahrer über 70 Kg).
Wer nicht glaubt, dass sie schnell sind, schau sich doch bitte mal die Zahlen auf gps-speedsurfing.com an, z.B.:
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Date : Saturday, August 13, 2005
Spot : La Franqui, France
Board : Starboard Go 139 Tufskin
Sail : Severne SSR 7.6
Fin : Starboard Drake Race 46
Average speed : 56.42 kmh (58.3 57.9 56.4 55.4 54.1)
Max. GPS (display) : 59.8 kmh
Max. 2 sec. (software) : 61.6 kmh
100 m run : 58.1 kmh
250 m run : 57.4 kmh
500 m run : 55.3 kmh
Windspeed : 18 knots
Windgusts : 24 knots
Remarks : After nice speedsurfing, the wind drops. So I want to see how fast the Go139 Tufskin could GO :-)
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Ich möchte mal einen Aufsteiger sehen, der Geschwindigkeiten von über 40 km/h als langweilig empfindet - bzw. der sich bei über 50 oder 60 Km/h nicht ins Höschen macht. Der GO kommt dabei auch mit kleineren oder deutlich größeren Segeln zurecht und lässt sich auf normalem Flachwasser wirklich gut beherrschen.
@Andi:
"Also zu dem brett... du sagst, der preis lockt...is für ein brett für nen fast anfänger oder aufsteiger 750€ (ca.) komplett so wenig?"
Für Neumaterial ist das wenig und wie ich schon sagte, wird es noch deutlich teurer, da Du früher eintauschen wirst und das wahrscheinlich nicht nur beim Brett. Ich weiß ja nicht, was für ein Segel dabei ist, aber viel kann es nicht sein (wenn es neu ist), da ein günstiges neues und gutes Rigg zusammen locker 400-550 Euro kostet.
Dann musst Du aber noch den Wertverlust zu Deinen 750€ dazu rechnen, der sich später beim Eintausch oder Verkauf bemerkbar machen wird, um Dir dann ein Brett zu kaufen, dass Du auch schon vorher hättest haben können.
Dann würde ich eher etwas gutes gebrauchtes kaufen oder von vorne herein etwas mehr investieren - z.B. neues Brett, gebrauchtes Rigg oder deutlich günstiger, alles gebraucht.
Für die 750€ vom Matrix hast Du (je nachdem, wie häufig Du aufs Wasser kommst und wie schnell Du lernst) eine sehr begrenzte Zeit Spaß (wahrscheinlich nur, bis Du mit Trapez- und Fußschlaufenfahren beginnst), mit einem besseren und stabilen Freerider sind das dann wirklich einige Jahre. Ich hab das schon oft gesagt, wiederhole es aber immer gerne wieder: es gibt wirklich viele Leute, die schon Jahrzehnte (und gut) surfen und als Leichtwindbrett "trotzdem" einen GO fahren. Das trifft natürlich auch auf andere breite und gutmütige Freerider zu - der GO ist aber in meinen Augen zusätzlich als Lernbrett bis dato unschlagbar - und fährt später trotzdem gut.
Die Frage ist eben nur, möchte man später noch so ein großes Brett oder eher nicht? Ein Fahrer ab 70 Kg aufwärts, der häufig auf Binnenseeen fährt, kann das locker mit Ja beantworten. Auch Leute, die häufig im Sommer auf heimischen Binnengewässern unterwegs sind, haben i. d. R. viel weniger Wind und brauchen daher gleitstärkere Bretter und größere Segel um häufig zu gleiten. Ist man dann nach ein zwei Jahren dann soweit, _kann_ man das Brett auch gegen einen sportlicheren Freerider eintauschen - die meisten seiner Schleuderstürze hat man dann schon absolviert und kann das neue Brett schonen. Trotzdem kann es sein, dass man solch ein Brett wie den GO auch einfach als zahmen, flotten Brisengleiter schätzenlernt und ihn einfach nur durch ein kleineres Brett mit mehr Biss (für mehr Wind) ergänzt.
Das Problem, Andi, ist also gar nicht so offensichtlich für einen Ein-/Aufsteiger. Zu Beginn sieht so ein Komplettpaket preislich toll aus, nach ein paar Wochen/Monaten stellt sich aber häufig schon Frust ein, weil alles nicht so doll damit funktioniert, wie man sich das vorstellt. Beim Segel ist das sehr ähnlich. Zwar ist ein preiswertes Segel ne feine Sache zum Lernen, steht man aber erst mal in den Schlaufen und fährt bei stärkeren Böen, merkt man dann die Unterschiede. Ein gutes Segel ist für den Fahrer lange neutral, das heißt, der Segelzug wird direkt in Vortrieb des Brettes umgesetzt und der Fahrer kann sich auf seine Technik konzentrieren. Ein schlechtes Segel zerrt an einem (Druckpunktwanderungen, zu hoher Druckpunkt, etc.) und man ist mehr mit dem Kampf gegen das Segel beschäftigt. Auch fahren hochwertige Segel in einem weiten Windbereich, während schlechte Tücher schon früh unkontrollierbar werden. Gerade bei größeren Größen kann es so sein, dass man mit einem guten Tuch den Windbereich von 2 schlechten abdecken kann (durch den Twist des Segeltopps lässt sich bei guten Segeln die Segelfläche durch Trimmen stark verkleinern und dient so auch als kleineres Segel). Das funktioniert tadellos und wenn andere dann auf ein kleineres Segel umriggen, zieht man selbst nur einmal am Vorlieksstrecker und kann weiterfahren.
Um das mal zu veranschaulichen, schau Dir bitte dieses Bild an:
http://www.totalwind.net/windsurf/wp-content/uploads/2006/12/antoine-albeau-slalom42.jpg
Du kannst sehen, dass das Segeltop im Achterlieksbereich bis zur 4 Latte von oben "schlabberig" wirkt (loose leech) - das bedeutet, dass das Segel hier keinen Druck aufnimmt und somit auch nicht an den Fahrer/das Brett weitergibt. Bei noch mehr Druck dreht sich das Segeltop in den Wind (twist) und nur der untere Teil des Segels sorgt für Vortrieb. Würde man den Vorlieksstrecker etwas fieren, würde das Segeltop dem Winddruck nicht mehr (oder viel weniger) nachgeben und somit als zusätzliche Segelfläche "aktiv". Es gibt einige gute Freeridesegel, die das wirklich gut können - aber trotzdem viele andere, die dort versagen. Das sind dann die Segel, die unkontrollierbar und unruhig werden - und Dich im Endeffekt mehr Geld kosten, da Du Dir ein Segel mehr kaufen musst, um diesen Windbereich abzudecken.
Surfen ist prinzipiel kein billiger Sport, was Anschaffungskosten angeht. Ein fortgeschrittener Surfer braucht meist 2 Bretter und einige Segel. Mit gutem gebrauchten Material kann man aber hier sehr viel sparen und die Kosten für das Material werden ja auch auf etliche Jahre Benutzung umgelegt. Dadurch relativiert sich das wieder.
Wie Du schon sagst, wir können gerne mal über skype plaudern - ich freue mich über jeden _glücklichen_ Surfer mehr. Solche Leute helfen später ihrerseits gerne und bringen vielleicht auch den spirit in den Sport zurück, der mich über Jahrzehnte so sehr am Surfen fasziniert hat.
Cheers,
Oliver