Antwort, 11.12.2006 16:23 von olli1111
Hi Biber!
Ich habe eine gute Nachricht für Dich :)
Jeder kommt in die Schlaufen und zwar ganz einfach.
Voraussetzung für ein schnelles und lustiges Lernen: 60 - 70 Liter Restauftrieb.
Die meisten Leute wissen einfach nicht mehr, was für sie die Knackpunkte waren, deshalb können sie es auch den Ablauf nicht beschreiben. Von meinen Freunden habe ich aber jeden in die Schlaufen gebracht, selbst scheinbar hoffnungslose Fälle.
Solltest du ein solch großes Brett nicht haben, miete Dir eins für 2-3 Stunden oder borg Dir eins - möglichst an einem Tag bei konstanten 2-3 Windstärken (sodass Du nicht zu viel, aber genug Druck im Segel hast), danach kannst du es auch auf Deinem.
Fahr auf Halbwindkurs (ganz wichtig und Kurs halten), häng Dein Gewicht an die Gabel so gut es geht. Stell dabei Dein hinteres Bein in die Brettmitte kurz vor die Schlaufen. Dann gehst Du mit deinem vorderen Bein hinter Dein "eigentlich hinteres" Bein und lässt dabei das Gewicht auch auf dem jetzt vorne, vor den Schlaufen stehenden Bein. Du wirst sehen, dass der zurückgesetzte Fuß genau vor der Schlaufe steht (wo Du ja hinwillst) und Du kannst mit dieser Gewichtsverteilung ganz einfach in die vorderste Schlaufe (Das Gewicht beim Fuß in die Schlaufe stellen nicht nach hinten verlagern sondern vorne lassen). Fahr so ein bischen und gewöhne Dich daran, steck den Fuß ein paar mal in die Schlaufe und setz ihn wieder raus. Jetzt bist Du soweit, dass du in der vordersten Schlaufe fahren kannst. (Allerdings wirst Du bei Gleitwind den Fuß der vor den Schlaufen steht, dann wieder ganz normal hinter den anderen setzen, um den Segeldruck auszugleichen).
Der Einstieg in die hintere Schlaufe funktioniert analog dazu. Diesen übst du, ohne den vorderen Fuß in der Schlaufe zu haben (klingt bescheuert, ist aber ganz einfach - auch hier bitte möglichst noch kein Gleitwind). Stelle Deinen vordern Fuß zwischen die vorderen Schlaufen, häng Dein Gewicht zu gutem Teil an die Gabel, und leg den Rest auf den Fuß zwischen den Schlaufen. Der dient wie vorher schon, nur als Standbein, damit du mit dem anderen Fuß 'hantieren' kannst. Dann hebe den hinteren Fuß an. Du wirst sehen, dass Du mit dem Gewicht an der Gabel und auf dem vorderen Fuß, Deinen hinteren Fuß relativ frei bewegen kannst. Stelle ihn zunächst kurz vor die hintere Schlaufe, setz ihn wieder nach vorne, stelle ihn dann mal zum probieren auf die Schlaufe (immer das Gewicht vorne lassen - das hintere Bein hängt nur rum, dient nicht zum aufstützen).
Dadurch, dass Du Dich daran gewöhnt hast, Dein Gewicht auf der Gabel und auf dem vorderen Fuß zu lassen und dadurch, dass du den hinteren Fuß frei bewegen kannst, wirst du amüsiert sein, wieviel näher du der hinteren Schlaufe gekommen bist. Wahrscheinlich wirst du von Dir aus versuchen, ihn in die hintere Schlaufe zu stellen, was Dir auch gelingen wird, wenn Du Dein Gewicht da lässt, wo es ist: auf dem vorderen Fuß und auf dem Gabelbaum. Auch hier wieder ein bischen hin und her probieren um Gefühl für die Gewichtsverteilung zu bekommen.
Was lernst Du daraus? Der Kurs und die Gewichtsverteilung macht's. Das, was die meisten beim Einstieg in die Schlaufe zum Scheitern verurteilt, ist die Gewichtsverlagerung auf den hinteren Fuß, kombiniert mit Zug AN der Gabel, statt Druck AUF die Gabel. Dieser Druck AUF die Gabel und damit auf den Mastfuß ist auch später noch sehr wichtig, da Du dadurch das Brett in der Angleitphase im flachen Winkel zur Wasseroberfläche hältst und die Segelposition aufrecht und stabil. Dadurch gleitest Du auch schneller und auch bei weniger Wind an.
Zum Ernstfall (und so sieht es dann auch später in der Praxis aus (inkl. Trapez)):
Wenn du eine Böe siehst, fall ab auf Halbwindkurs (oder luv an, wenn der Wind raumt), mach zwei Pumpschläge und gehe dabei schon mit dem vorderen Fuß zwischen die vorderen Schlaufen (Du kannst jetzt ins Trapez oder auch noch später). Durch die gewonnene Geschwindigkeit und den damit verbundenen erhöhten dynamischen Auftrieb des Brettes, kannst Du locker in die vordere Schlaufe. Sollte die Böe zunehmen, setz den Fuß, der nicht in der Schlaufe ist, weiter nach hinten. Wenn Du noch nicht in den Trapeztampen eingehängt bist, jetzt ist der zweite mögliche Zeitpunkt (ist der Wind nicht zu böig oder nicht sehr stark, kannst Du Dich auch locker noch später einhängen, das ist aber Gefühls- und Geschmackssache).
Luv "ein bischen" an, bevor Du in die hintere Schlaufe gehst, das macht es einfacher dein Gewicht AUF den Gabelbaum zu bringen und auf dem vorderen Schlaufenfuß zu lassen.
Streck Dein hinteres Bein zur hinteren Schlaufe (und lass Dein Körpergewicht wo es ist, sonst stellt sich das Brett auf und Du luvst an) und schlüpf rein. In dem Moment, in dem der Fuß in der Schlaufe ankommt, kannst Du Dich ebenfalls ins Trapez einhängen. Sofort auf Halbwind - Raumschot abfallen und dabei das Gewicht nach hinten und Du hast es geschafft.
Entscheidend ist bei allen Stationen, dass Du Dein Gewicht vorne hast, aber bereit bist, mehr Segeldruck auszugleichen. Auch wichtig beim Lernen ist, dass Du weder einen achterlichen Kurs fährst, noch zu hoch am Wind bist. Der Halbwindkurs sorgt dafür, dass Du nicht nach vorne oder zur Seite gerissen wirst und immer die Option hast, das Segel zu fieren, sollte der Druck zu groß werden. Den Kurs beim Lernen deshalb immer halten, bis du in den Schlaufen stehst. Du verfeinerst das später automatisch - ist eine Gefühlssache. (Bei absolutem Leichtwind, kann man das außer mit achterlichem Wind ganz locker auf allen Kursen machen)
Fährst Du ein kleineres Brett, muss natürlich der Segeldruck ausreichend hoch sein, da Du nicht mehr so viel statischen Auftrieb (Volumen d. Brettes) zu Verfügung hast, um Dein Gewicht auszugleichen.
Also noch mal (nu aber bei Gleitwind).
vordere Schlaufe:
Halbwind - Gewicht AUF die Gabel und den Fuß zwischen den Schlaufen (bei mehr Wind, dann etwas weiter hinter die Schlaufen) - den anderen Fuß in die vordere Schlaufe.
hintere Schlaufe:
ggf. einen kleines Bischen abfallen - Du solltest das Gefühl haben, dass der Zug des Segels schräg von vorne kommt (Bei weniger Wind ETWAS anluven, Bei mehr Wind ETWAS abfallen (bitte nicht tief raum, sonst reißt es Dich vorne rüber)) - mit dem Gewicht vorne (also wenn du die Böe kommen siehst, nicht, wenn sie schon voll da ist) schlüpfst du in die hintere Schlaufe und fällst ab.
Bist Du sicherer geworden, was nach ein zwei Tagen Praxis locker der Fall ist, wirst Du den einen oder anderen Zwischenschritt ändern oder ihn ganz weglassen. Auch kannst Du dann wahrscheinlich auch auf anderen Kursten in die Schlaufen.
SUPERWICHTIG : :)
Die meisten Anfänger wollen bei zu hoher Geschwindigkeit oder bei zu viel Druck im Segel in die Schlaufen. Um den auszugleichen hängen sie ihr Gewicht zu sehr an den Gabelbaum, verlagern ihr Gewicht nach hinten und luven an oder das Brett stellt sich auf, sie saufen ab oder werden katapultiert. Deswegen die Böen beachten und wenn eine einfällt, vorderen Fuß rein, schneller werden, bis der Druck ausgeglichen oder nicht mehr zu stark ist, dann weiter).
Mit dem Fußschlaufen fahren fühlst Du Dich viel sicherer und nicht etwa unsicherer. Alle, die es gelernt haben, sagen, dass es ein Unterschied wie Tag und Nacht zu vorher ist. Selbst Leute, die ewig in der vorderen Schlaufe gefahren sind, sind erstaunt, wieviel die hintere Schlaufe an Leistung und Sicherheit bringt. Du wirst viel schneller, kannst viel heftigere Böen locker ausfahren und deutlich mehr Höhe als vorher laufen. (Um Höhe zu laufen, erst abfallen, richtig schnell werden und dann (nicht vorher) langsam immer mehr Höhe ziehen. Was Du beim Abfallen verloren hast, holst du im Vollgleiten so locker wieder raus, dass Du später nicht wieder darüber nachdenken wirst).
Ich hatte in meinem Freundeskreis jemanden, der hat mit mir vor über 20 Jahren angefangen, konnte spsicher Wasserstart, Boom-to-Boom-Halsen, Duckjibes, aber kam nur in die vordere Schlaufe und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die hintere: "das bringt eh nix, ich bin glücklich so wie es ist..." blablabla. Trotzdem war er immer unglücklich, dass ihm alle um die Ohren gefahren sind und er die Böen nie richtig 'mitnehmen' konnte.
Dann hab ich ihn auf ein dickes Brett gestellt, das oben genannte mit ihm gemacht und 3 Stunden später fuhr er mir mit seinen 35 KG mehr beim Nachmittagshack um die Ohren, strahlte wie ein Honigkuchenpferd, war aber stinke sauer auf sich selbst, wieviele Jahre "echten Surfens" er verschenkt hatte, dadurch, dass er nie in die hintere Schlaufe gegangen ist...
Ich drück Dir die Daumen und allen anderen natürlich auch. Wenn Du Fragen hast, Du erreichst mich unter spam at strider . de
Cheers,
Olli