Antwort, 12.05.2009 18:50 von Michinger
Hallo Heiko,
will Dir ja den Spass nicht verderben, aber seit letztem Jahr ist hier im Sommer alles anders.
Es fing gaaanz laaangsam an...
Zuerst wurden Kiter und Surfer nur von DLRG in Begleitung einer Amtsperson freundlich mit einer Flüstertüte angebrüllt. O-Ton: "Verlassen Sie sofort die Badezone!"
(Bei immer böigen Ostwind, Windabdeckung durch Strandhäuser,Dünen, Ort usw., sowie teilweise sehr
heftigen Strömungsverhältnisse sicher keine leichte Aufgabe)Erwarte auf keinen Fall, das eine Person, die Dich massregelt jemals auf einem Surfbrett oder Kiteboard gestanden hat!
Nun kommt die nächste Stufe des gefühlten Wahnsinns- es wurde die doppelte Anzahl an Bojen ausgelegt, wie vor 10 Jahren (und größer). Macht ganz besonders bei Westwind und 7 Bft. richtig Spass -man sieht die Bojen zwischen den Wellen nämlich erst, wenn es zu spät ist bzw. dein Brett demoliert ist.
Da es aber offenbar immer wieder Wassersportler (Anm.:für die Kurverwaltung sind das nur Surfer+Kiter- Speerfischen, Kajak und Angeln wird toleriert)gibt, die es nicht verstehen können warum man bei 10 Grad Wassertemperatur und ablandigen Ostwind auch mal aus den oben genannten Gründen gar nicht anders kann als durch die Badzone an den Strand zurückzukommem, hat nun die dritte Stufe der Amtshandlung begonnen:
Es wurden zusätzliche Beobachtungsposten aufgestellt, es wird am Strand mit Geländewagen (Hallo Naturschutz im Wattenmeer!)Patrouille gefahren, es werden "Personalien aufgenommen" (also immer schön den Ausweis mit auf's Wasser nehmen!)und schlussendlich gibt es eine extra Kurabgabe in Form eines Strafzettels. Noch Fragen?
Ich, als Surfer, der (wie viele andere auch) damals Ende der Achtziger nach St. Peter gezogen ist, um hier zu leben, zu arbeiten und zu surfen, gebe Dir also folgenden ernsten Tip:
Wenn Du dir das also wirklich alles reinziehen willst, dann achte peinlichst darauf, jenseits jeglicher Bojen raus- und reinzugehen (Entweder ganz im nördlichen Teil des Strandes oder ganz im südlichen Teil). Gehe von 5.30 - 8.00 oder 17.00 - 21.00 surfen. Natürlich unter Beachtung der üblichen Sicherheitsregeln - Surfen in der Nordsee ist kein Picknick!
Du kannst natürlich auch versuchen im Hinternisslauf zwischen Strandkörben, Fahrradständern, spielenden Kindern und Verbotsschildern Dein Material zur "Offiziellen Surfschneise" zu schleppen und dort surfen. Über die Sinnhaftigkeit und den Spassfaktor an dieser Stelle zu surfen, möchte ich jedoch kein weiteres Urteil abgeben. Probiere es aus, oder stelle Dir folgende Frage zum Thema neu entstandene Badezone: " Warum gehen in St. Peter die Surfer seit 25 Jahren an der gleichen Stelle raus und surfen genau dort?" Übrigens: Badegäste gab zu diesem Zeitpunkt auch schon, sie waren aber keine "politische Zielgruppe"; aber das ist eine andere Story.
Wenn du es einfacher haben willst, weil du ja sowieso von weit her anreisen musst, dann würde ich Dir gleich empfehlen an die Ostsee zu fahren (Fehmarn ist zu dieser Jahreszeit perfekt!). Oder besuche doch mal unsere Nachbarn; die Dänen. Dort ist Surfen nämlich so eine Art Nationalsport und deshalb werden Surfer auch in vieler Hinsicht gerne gesehen mit der entsprechenden Infrastruktur an den Spots. Probiere mal beide Varianten und bilde Dir danach Deine eigene Meinung; Hauptsache Du hast Spass am Surfen.
Aloha
Michi
Einen habe ich noch, für alle die sich jetzt aufregen:
Dieses Thema liegt mir schon seit langem auf der Seele (sowie mind. 100 anderen Leuten auch). Aber, warum zu Teufel schreibt keiner darüber? Wo sind all die tollen Magazine die immer nur Hochglanzwerbung für St. Peter machen (klar, gibt ja geld für Werbung). Warum macht keiner eine kritische Hinterfragung der seit Jahren bekannten Probleme zwischen Kurverwaltung und Surfern die durch die "Neuauflage der Surfzone" entstanden sind. Hat unser Sport denn wirklich keine Lobby mehr, wenn es keinen interessiert warum man schon seit Jahren immer häufiger Ex-St-Peter-Surfer auf Fehmarn, an den anderen Ostseestränden oder immer wieder in Dänemark trifft? Übrigens, ja, auch die Kiter sind von der geschilderten Problematik betroffen. Also, nehmt euch der Sache an, bevor in der nächsten Stufe die Kurverwaltung euch mit Flag-Geschützen vom Himmel holt. Vieleicht gibt es ja irgendeinen Redakteur (Surfer oder Kiter wäre nicht schlecht!)der mal eine ganz "unangemeldete" Bestandsaufnahme der Situation vor Ort im Sommer macht, bevor der Spot endgültig vor die Hunde geht. So, genug gemeckert, jetzt ist es Zeit (19:00) um zu surfen!