Chile Spotguide
34°07'49.2"S, 71°59'36.1"W

Chile - Spotguide

Roca Cuadrada, Matanzas, Pupuya, Topocalma, Pichilemu und Puertecillo

Hier folgt der Spotguide zum Windsurftrip von Chris Hafer, Flo Söhnchen und Dennis Müller nach Chile. Die Drei reisten im November 2018 mit Air France in das südamerikanische Land und schlugen ihr Lager in Matanzas auf (Airfrance und KLM fliegen ab Hamburg oder Amsterdam über Paris). Casa de Surf Matanzas war die Unterkunft (zu finden auf Booking.com oder bei Airbnb), alternativ gibt es günstige Mehrbettzimmer im Hotel Surazo.

An einem 4WD kommt man nicht vorbei, wenn man alle Spots erreichen möchte (ab 70 EUR/Tag). Mit Europcar fiel die Wahl auf einen der großen Verleiher - gut, denn wegen einem kaputten Differential konnte der Wagen so schnell getauscht werden. Beim Einkaufen (Mini Mercados, außerhalb von Mantanzas günstiger) und Essen gehen ist das Preisniveau europäisch.

Roca Cuadrada

Roca liegt etwas nördlich von Matanzas, und ist am besten per 4x4 in ca. 15 Minuten über den Strand zu erreichen. In der Nebensaison wird das Fahren auf dem Strand hier toleriert, an den Wochenenden und in der Hauptsaison wird teilweise kontrolliert. Am Roca findet sich eine Bucht mit einer Riffplatte, die die Wellen ordnet und nahezu einen Pointbreak formt. Der Spot fängt oft auch dann noch Swell ein, wenn Matanzas recht flach ist.

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Roca Cuadrada

Für den Einstieg gibt es direkt vor dem Peak eine kleine Sandbucht, aus der man Downwind um die Riffplatte herum zum Line-up kommt. Der Ausstieg führt häufig über die löchrige Riffplatte - außer man schafft es, wieder die ca. 10m breite, kleine sandige Bucht zu treffen. Roca ist der einzige Spot mit wirklich vielen Steinen und Felsen, und insofern nicht ganz ohne. Einen sicheren Exit gibt es nur weit in Lee - und voll in der Windabdeckung. Im Notfall muss man hier lange schwimmen.

Die Welle bricht in Roca sehr definiert, meist im ersten Teil nicht hohl. Etwas weiter in Lee, nach ca. 3-4 Turns, kommt noch mal eine sehr steile, teilweise hohle Section, die sich sehr gut für Aerials und Goiter eignet. Man läuft allerdings etwas Gefahr, hier in der Windabdeckung zu landen, aus der man nicht so ganz leicht wieder herauskommt. Roca empfiehlt sich insgesamt nicht für Welleneinsteiger. Der Spot verträgt nicht zu viele Surfer - am Wochenende und in der Feriensaison kann es hier schnell etwas überfüllt werden.

Matanzas

Matanzas ist der am einfachsten zu surfenden Spot in der Gegend. Wer im Ort wohnt, kann sich hier das Material unter Umständen einfach unter den Arm klemmen und zu Fuß zum Spot laufen. In Matanzas kommt der Wind häufig etwas später an als in Topocalma, dafür wird er in aller Regel auch nicht ganz so heftig, hält aber oftmals bis zum Sonnenuntergang durch. Während der Wind am Nachmittag noch etwas mehr sideshore weht, dreht er zum Abend meist etwas weiter auf side-off, so dass man unter Land in der Windabdeckung sehr wenig Druck in der Tüte hat, während es draußen noch richtig ballert.

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Matanzas

Matanzas funktioniert relativ Tide-unabhängig. Die Welle bricht eher harmlos und lädt geradezu dazu ein, richtig reinzuhalten. Man sollte nur aufpassen, den Felsen in Luv nicht zu nahe zu kommen, und in Lee beim Abreiten nicht auf den Resten einer alten Mole zu landen. Dazwischen ist aber reichlich Platz - wenn man die Augen etwas offen hält, ist der Spot sehr einfach zu fahren und auch für Welleneinsteiger gut geeignet. Es gibt Parkplätze, sandfreie Flächen zum Aufbauen und am Wochenende sogar geöffnete Toiletten. Ein absoluter Komfort-Spot für chilenische Verhältnisse.

Pupuya

„Der“ Sprungspot in der Region um Chile. Fast alle Sprungbilder der Worldcup-Heros, die immer mal wieder im Netz und in den Magazinen auftauchen, kommen von diesem Spot. In Pupuya weht der Wind sideonshore von links. Die Wellen brechen einigermaßen weit vom Strand entfernt über eine Sandbank und werden schnell 2-3m groß. Hier kann man mit viel Druck und ausreichend Anlauf auf die Rampen zufahren, um sich in den Orbit zu katapultieren.

Die Wellen sind druckvoll, bei Fehlern wird man schnell mal durch die Waschmaschine gedreht. Die Strömung kann amtlich sein, aber insgesamt ist der Spot relativ harmlos und gut fahrbar. In Lee gibt es immer einen Notausstieg – einige Strandabschnitte sind allerdings sehr steinig, so dass es Sinn macht, den Spot einmal bei Ebbe anzuschauen.

Um den Spot zu erreichen, muss man im Ort auf den Strand fahren - der Sand kann recht weich sein, so dass eine gute Chance besteht, sich einzubuddeln. Ohne 4x4 keine Chance, und selbst das ist mitunter mit Festfahren und Ausbuddeln verbunden.

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Pupuya

Topocalma

Topocalma ist vermutlich der bekannteste Spot der Gegend - sowohl aufgrund der Lage, als auch aufgrund der Qualität der Wellen. Um nach Topo zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man fährt von Matanzas aus ca. 90 Minuten über die Hacienda de Topocalma (ohne Allrad der einzige Weg), oder man fährt südlich von Puertecillo eine Abkürzung (ca. 45 Minuten ab Matanzas), muss dann aber über eine amtliche Sanddüne und recht lang durch den Sand (4x4 only).

Topocalma ist der Spot, an dem der Wind am frühesten ankommt und oft auch am stärksten wird. Der Wind weht sideoff von links und nimmt in der Regel gegen Mittag sehr schnell stark zu, so dass man oft gleich ein 4,5er Segel fahren kann. Direkt am besten Peak, in Lee eines großen Felsens, ist der Wind teilweise verwirbelt und häufig recht böig. Belohnt wird man für eventuelles Herumeiern aber mit unglaublich cleanen Wellen, die sehr häufig 3m und größer werden. In Luv am Felsen brechen die Wellen extrem sauber und geordnet, mit viel Kraft und guten Sections für Aerials und Wavemoves (wenn man sich traut).

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Topocalma

Die Welle bricht auf einer Sandbank, hat besonders bei Ebbe ordentlich Punch und kann auch gerne mal den einen oder anderen Mast in die Material-Himmel schicken. Aufgrund der etwas aufwendigeren Anfahrt hat man den Spot oftmals beinahe für sich alleine. Wenn der Wind weiter zunimmt und zu stark wird, lohnt es sich, den Rückweg nach Matanzas anzutreten, und Pupuya, Roca oder Matanzas selber zu checken. In Topocalma gibt es nur Sand - es gibt keine Steine, die einem den Ein- oder Ausstieg erschweren. Somit findet man auch bei Materialbruch immer einen sicheren Ausstieg in Lee.

Pichilemu

Pichilemu ist eine echte Perle. Die Wellen sind die besten der ganzen Gegend. Deshalb ist der Spot auch sehr bekannt bei Wellenreitern. Die Stadt, ca. 100km von Matanzas entfernt (2 Stunden Anfahrt), liegt um eine Bucht, die sich nach Norden öffnet. Die Wellen drehen sehr stark um ein Riff und laufen dann extrem lange und in perfekter Richtung in die Bucht hinein. Sie brechen an der Riffkante, werden sehr steil, brechen aber nicht hohl. Zudem kann man mit einem weiten Bottom Turn immer schnell aus dem kritischen Teil herausfahren, so dass man sich selbst in großen Bedingungen recht sicher fühlt.

Pichilemu funktioniert nur, wenn in Matanzas sehr viel Wind angesagt ist. Hier weht der Wind deutlich schwächer, kommt sideoff- bis offshore und - und das ist die große Herausforderung - ist durch die Abdeckung der Stadt extrem böig, vor allem dicht unter Land. Das Rausfahren und Anlanden wird zu einer echten Wackelpartie. „Wobbel & Ride“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Insofern empfiehlt sich hier ein etwas größeres Board. Damit kann man in Pichilemu dann aber tatsächlich die perfekte Welle finden.

Etwas weiter südlich findet sich der Big Wave Spot Punta de Lobos - bei Big Wave Surfern berühmt berüchtigt. Der Spot liegt dicht unter Land, daher lohnt sich ein Abstecher alleine schon zum Anschauen, besonders bei guter Swellhöhe.

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Pichilemu

Puertecillo

Surfing only, aber das in Perfektion. Etwas nördlich von Topocalma liegt Puertecillo - einer der besten Wellenreitspots der Gegend, besonders wenn man nicht auf der Suche nach 3m Tubes ist. Gerade als Gelegenheitssurfer, Anfänger und Fortgeschrittener, findet man hier einen perfekten Pointbreak mit relativ langsamen und lange laufenden Links-Wellen. Man kann über das Riff fast bis in den Line-up laufen (Schuhe sind empfehlenswert), ins Wasser springen, und dann direkt die erste Welle nehmen. Zudem ist der Spot fast perfekt in der Windabdeckung, so dass die Wellen auch bei Wind noch sehr sauber bleiben.

Diese Perfektion ist natürlich nicht unbekannt, und so kann es in Puertecillo schnell voll werden. Wenn man aber die Randzeiten des Tages nutzt, kann man hier noch Sessions haben, bei denen man die Wellen nur mit den Robben und Delphinen teilt. Eine absolute Perle, für die alleine es sich schon lohnen würde, nach Chile zu fliegen.

17.06.2019 © DAILY DOSE  |  Text: Chris Hafer, Florian Luther  |  Fotos/Grafiken: Chris Hafer

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Puertecillo