IWT Fiji Pro Invitational 2022

IWT Fiji Pro Invitational

Jane Seman und Camille Juban gewinnen den Wave Event auf Fidschi

Wellen vom Allerfeinsten - die IWT hatte den Tourstopp auf Fidschi perfekt terminiert. Vom 20. bis zum 30. August fand das Fiji Pro Invitational am Spot Cloudbreak westlich der Hauptinsel Viti Levu statt. 14 Pro Windsurfer und 3 Master waren in den Inselstaat im Südpazifik eingeladen, um sich an einem der besten Surfspots der Welt im Wellenabreiten zu messen. Wind zum Springen gibt es hier nicht - alle Airs sind Aerials beim Wellenritt und davon gab es nicht gerade wenige zu sehen.

Morgan Noireaux, Antoine Martin, Camille Juban, Bernd Roediger, Robby Swift, Liam und Björn Dunkerbeck, Russ Faurot, Federico Morisio und die Teahupoo Legende Charlie Boy traten bei den Männern an. Bei den Frauen nahmen Jessica Crisp, Angela Cochran, Jane Seman und Kate Barker am Contest der International Windsurfing Tour (IWT) teil. Komplettiert wurde das Feld von Kai Katchadourian, Paul Karaolides und Simeon Glasson, die sich mit Björn Dunkerbeck außerhalb der offiziellen Wertung ein Battle der Masters liefern wollten.

Camille Juban aus Guadeloupe, zweifacher Aloha Classic Champion und dreimalige Gewinner der IWT Tour, gewann den in sechs Heats ausgefahrenen Titel beim Fiji Pro vor dem Hawaiianer Morgan Noireaux und dem Briten Robby Swift. Bei den Frauen steckte die Australische Wave Meisterin Jane Seman ihr drei Konkurrentinnen in die Tasche, sie gewann vor Jessica Crisp und Angela Cochran, die sich punktgleich den zweiten Platz teilen.

IWT Fiji Pro 2022

Bernd Roediger schildert uns seinen Eindruck von der Reise nach Fidschi:

Im übertragenen Sinne sind wir alle letztlich auf der Suche nach einem perfekten, einzigartigen Erlebnis. Wir wollen einen grandiosen Tag unvergessen machen, indem wir ihn "episch" nennen, Worte wie "ripping" oder "firing" verwenden, aber in Wirklichkeit beschreiben (oder versuchen) wir das perfekte ästhetische Erlebnis zu vermitteln. Eine Windsurfreise ist ein Abenteuerroman und eine Romanze mit dem Meer.

Was ich an dieser Gruppe von Surfern so liebe, ist, dass keiner von uns die Rolle der Hauptperson beansprucht hat. Dieser Platz ist für Kurukuru Mailani, "Thunder from the Heavens", auch bekannt als Cloudbreak, reserviert. Eine wunderschöne Welle, die uns so viele ihrer Stimmungen vermittelt hat, die uns zu dieser Reise veranlasst hat.

Es fühlt sich so an, als wenn jeder von uns den Roman "Cloudbreak" gelesen hätte, die Zeilen verschlungen und nun bereit über die Geschichte zu diskutieren. Abschnitte, in denen die Wellen groß und furchteinflößend waren, epische Geschichten, in denen das Material gebrochen und zerfetzt wurde. Herrliche Momente des Glücks in massiven Tubes mit glasartiger Struktur, die Farbtöne wunderschöner Sonnenuntergänge, die Surfern und Windsurfern gleichermaßen eine romantische Kulisse bieten.

Fidschi war die Kulisse für meine Lieblingsgeschichte. Wenn ich mich umschaue und es mit Hawaii vergleiche, dann sehen Teile von Fidschi fast genauso aus wie zu Hause. Die Luft fühlt sich genauso an, konzentriert durch salzhaltige Feuchtigkeit, erwärmt durch die Fülle des äquatorialen Tageslichts, ein hervorragendes Medium, um ein wehendes Segel zu füllen und einen Druck auszuüben, der an eine sanfte mütterliche Hand erinnert. Und das Wasser hat das gleiche Gefühl, Gewalt und Schönheit in perfektem Gleichgewicht. Die gewaltigen Natureindrücke stehen im Verhältnis zur Schönheit der Erlebnisse.

Die Endrunde ist vorbei, die Ergebnisse stehen fest und der Wettbewerb neigt sich dem Ende zu. Diejenigen von uns, die noch nicht ihre Sachen gepackt haben und zum nächsten windigen Ziel weitergereist sind, sitzen zusammen und schwelgen in einer Woche gemeinsamer Erfahrung.

10 Männer und 4 Frauen, die von einem halben Dutzend IWT-Teammitgliedern und der Fiji Surf Co Crew unterstützt wurden. Alles Individuen, die in den Genuss einer Woche mit sechsstündigen Sessions im Cloudbreak-Lineup kamen. Insgesamt 882 Stunden Erfahrung und nur die begrenzte englische Sprache, um sie zu beschreiben (obwohl hier auch Italienisch, Spanisch, Französisch, Griechisch, Deutsch, Österreichisch, Fidschianisch und Hindi gesprochen wird).

Unabhängig vom Dialekt können Worte diesem Volumen, diesem Gewicht, dieser Tiefe der Erfahrung nicht gerecht werden.

Fiji Pro Invitational 2022

Die Person, die am ehesten im Mittelpunkt steht, ist Camille Juban. Ein stilvoller Surfer und Windsurfer, der es geschafft hat, während der gesamten Reise mit den größten Sets des Swells in Einklang zu sein. Seine Beziehung zu Kurukuru Mailani geht tiefer als die von uns anderen, sie haben eine gemeinsame Geschichte und das merkt man. Camille war von den ersten Windsurfsessions an unser inoffizieller Guide für diese Welle.

Wir alle stellten uns instinktiv hinter ihn, um zu beobachten, wie er mit der Welle umging. Es war sein vorheriger Trip nach Fidschi und seine Windsurferfahrungen am Spot Cloudbreak, die unsere Fantasie beflügelten und im Rahmen dieses Events an diesen Ort führten. Er hat diese Magie für uns jeden Tag neu erschaffen, obwohl es für uns Teilnehmer eine große Herausforderung war (und ein bisschen ärgerlich, weil er diese Welle so einfach aussehen ließ). Alle Teilnehmer waren sich einig, dass es ein Genuss war, Camille bei seinem Spiel zuzusehen.

Seine Leistung während des Finales war geradezu magisch. Wir hatten einen 40-minütigen Heat, aber Camille hatte uns schon nach wenigen gerittenen Wellen auf den Kampf um den zweiten Platz verwiesen. Die Bedingungen waren herausfordernd, chaotische Wellen und wechselnde Windrichtungen. Ich persönlich geriet geradezu ins Schwitzen, als ich versuchte in der wilden Brandung einen Rhythmus zu finden. Wenn man mich allein beobachtet hätte, hätte man gesehen, dass es ein ziemlich trostloser Tag war.

Aber wenn man Camille zusah, konnte man diese Bedingungen von ihrer besten Seite sehen, denn er seilte sich quasi ab in die saubersten Wellen mit den längsten und steilsten Wänden. Er fuhr tiefe Bottom Turns auf Wellen, die uns direkt vor der Nase wegzulaufen schienen. Und er startete seine Skyrocking-Aerials über die gefährlichsten flachen Riffabschnitte, die wir liebevoll als "Shish Kebabs" bezeichnen.

Viele meiner Latten sind dort gebrochen, auf diesem mürrischen Korallenfriedhof. Und ich habe dort viel Haut verloren bei meinen vergeblichen Versuchen, meine Ausrüstung vor dem Gröbsten zu bewahren. Wenn man es schafft, das Gefährliche, das Unzugängliche und das Verwirrende in etwas zu verwandeln, das Spaß macht und fesselt, dann hat man das Werk eines Künstlers vollbracht. Camille Juban beim Surfen in Cloudbreak zuzuschauen bedeutete 'Kunst in Bewegung' zu sehen.

Ich bin gleichzeitig begeistert und zufrieden damit, wie gut das Windsurfen die Kraft und Anmut von Kurukuru Mailani vermittelt hat. Nur beim Windsurfen kann man den Wind und das Wasser spüren, wenn sie an einem Surfbreak auf eine so intime Weise zusammenkommen, dass man die Unterschiede fühlen, lesen und dann mit ihnen sprechen kann. Cloudbreak ist eine Welle, zu der Surfer aus der ganzen Welt angereist sind, um von ihr zu lernen, sie zu spüren und mit ihr vertraut zu werden.

Fiji Pro 2022

Die vorherrschende Windrichtung spielt mit dem Verlauf des Riffs vor Viti Levu und erzeugt Barrels, die sich geradezu schlangenförmig entlang Korallenformationen auftürmen.

So wie die Dicke eines Seils bestimmt, wie eng es sich wickeln lässt, so verändern auch die Größe und die Stärke der Dünung, wie eng sich eine Welle an ein bestimmtes Riff anschmiegt und es umkurvt. Je größer Cloudbreak wurde, desto gerader und breiter brachen die Wellen und endeten im tiefen Wasser, da die Kraft des Wassers nicht mehr auf die flacheren Teile des Riffs übertragen werden konnte.

Es war faszinierend zu sehen, wie viel Wellenenergie ungebrochen und ungeritten in den tieferen Riffpass entweichen konnte. Dadurch verwandelte sich die Welle von einer hohlen, dünnlippigen Rennstrecke, die sich in den Wind beugte, in eine schwerfällige, knurrende und dickwandige Mühle, die tonnenweise Wasser über ihren eigenen Körper wuchtete, um in aufeinanderfolgenden Abschnitten von spuckendem Aufruhr umhüllt zu werden.

Auch Kai Katchadorian hatte einen klaren Plan für seine Wellenritte im Finale des Masters. Eigentlich hatte er einen klaren Plan für all das, was ihn auf den Fidschi-Inseln erwartete. So wie Camille in die Wellen von Cloudbreak sowohl als Surfer als auch als Windsurfer eintauchte, reizt auch Kai beide Sportarten bis zum Maximum aus. Kais Intensität ist kein Geheimnis für jeden, der Windsurfen als Wettkampfsport betreibt. Er ist ein leidenschaftlicher Geist, der sich auf jedes Element des Sports konzentriert.

Fidschi war eine Erfahrung, nach der er sich lange gesehnt hatte und die ihm lange verwehrt geblieben war, und er hatte sich vorgenommen, das Beste aus jedem Augenblick hier zu machen. Er trank den zeremoniellen "Kava" mit ernster Ehrfurcht, stand jeden Morgen mit der Sonne auf, um die Beschaffenheit der Wolken zu lesen und sie zu bestimmen, um sie den Winden des Tages zuzuordnen. Kai kannte die Vorhersage, die günstigen Bedingungen und die Gezeiten schon lange, bevor er sein Board aufs Wasser setzte. Intension bestimmt sein Surfen und Leben. Er nennt zwar mich "Samurai", aber die Denkweise eines Kriegers ist eigentlich die von Kai.

Hätte mir jemand vor sechs Monaten, als ich den Trip meines Lebens auf den Kapverden hinter mir hatte, gesagt, dass ich hier sitzen und mich im Ausklang einer lebensverändernden Woche auf den Fidschi-Inseln sonnen würde, hätte ich ihm geglaubt. Windsurfen in Wellen war schon - und wird auch immer - ein Ticket sein, mit dem sich die Schönheit der Welt entdecken lässt.

03.09.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Bernd Roediger, Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: IWT / Sofie Louca

2022er IWT Tourstopp auf Fidschi