49. Langschlag Eckernförde - Damp

49. Langschlag

2022 findet der Langschlag Eckernförde - Damp zum 50. Mal statt. Alexander Achenbach gibt einen Rückblick auf die 49. Veranstaltung und macht Appetit auf das Jubiläum.

Schon lange hatte ich auf der Agenda, an dem legendären Langschlag Eckernförde - Damp teilzunehmen. Ich bin gerne mit dem Raceboard auf längeren Schlägen unterwegs, und viele alte Haudegen unseres Sports erzählten mir begeistert von der „Knochenregatta“ mit dem anschließenden rituellen Grünkohlessen.

Die traditionsreiche Veranstaltung wurde 2021 vom Surfclub Eckernförde unter der Regie von Thomas Schulz zum sehr beachtlichen 49. Mal ausgerufen, und dieses Jahr sollte es für mich auch passen. Bei schönstem Herbstwetter hieß es am 23. Oktober: Auf nach Eckernförde!

Durch das Raceboard am Wagen war ich leicht als potentieller Teilnehmer erkennbar und wurde nahe der DLRG-Station gleich zum Parkplatz herangewinkt. Hier war ich richtig: Bei einem Starterfeld von immerhin 30 Personen herrschte schon reges Treiben und ich konnte verstohlene Blicke auf die Ausrüstung der Mitstreiterinnen und Mitstreiter riskieren.

49. Langschlag Eckernförde / Damp

Gut, mit Ehrgeiz musste ich mich also nicht belasten, denn mit meinen 7 Quadratmetern hielt ich sozusagen nur ein Taschentuch in den Wind. Segel um 9m2 sind Standard in der Raceboardklasse. Und neben den modernen Raceboards von Unifiber, Starboard und Exocet, die eher wie Marschflugkörper anmuten, brachte ich mit meinem Mistral OneDesign einen echten Oldtimer an den Start.

Aber es geht beim Langschlag auch ausdrücklich nicht darum, mit zusammengebissenen Zähnen alle abzuhängen. Jede, jeder und alles kann mitsurfen, es geht um das gemeinsame Erlebnis und die Freude an der zurückgelegten Strecke. Auch Formulaboards mit Foil wurden gerüstet, genauso wie eine Fanatic Cobra aus 1983, sogar ein iSUP mit Segel wollte sich auf den Weg machen.

Nach dem Skippersmeeting am Kurstrand trötete Thomas um 11:15 Uhr dann zum Start. Los ging es, gemeinsam mit zwei Schlauchbooten der DLRG Eckernförde, die unser Regattafeld behüteten wie die Bordercollies ihre Herde. Kurs auf die offene See bei strahlender Sonne und klarer Luft, tiefblauer Himmel, ringsum unsere bunten Segel – fabelhaft.

Der Wind kam aus WNW und damit voll ablandig, laut Prognose durfte man mit 4-5 Windstärken rechnen. Mein Plan war, erst platt vor dem Wind in besser belüftete Gewässer zu gelangen, um dann das erste Zwischenziel Karlsminde mit einem Raumschotschlag zu erreichen. Ein Eiertanz ohnegleichen, bis man sich mit mehr Segeldruck besser stabilisieren konnte. Schnell lief der Schweiß – war der dicke Winterneo falsch gewählt?

49. Langschlag Eckernförde / Damp

Vorbei ging es an der Marinebasis, wo ich mir das Fotografieren sicherheitshalber verkniff, dann öffnete sich die Bucht weiter nach Nordost und die Uferlinie entfernte sich. Von den versprochenen 4 Windstärken war leider wenig zu spüren, gemütlich ging es voran, hier und dort pumpte sich jemand in kurze Gleitphasen. Die Foil-Fraktion hatte allerdings schon „abgehoben“ und war dem Hauptfeld weit entschwebt. Ein kleiner Windswell von achtern machte den Vorwindkurs noch unangenehmer und ich war froh, als ich den Campingplatz von Karlsminde raumschots ansteuern konnte.

Am Strand hatte Thomas schon die Flagge des Surfclubs aufgehißt, die rollende Versorgungsstation in seinem Anhänger war vor Ort. Für heiße und kalte Getränke war gesorgt – und für die Universalernährung von Fahrtensurfern: Erdnuß-Karamel-Riegel. Nun war Zeit, sich die angespannten Gliedmaßen wieder zu lockern, in der Sonne zu sitzen und zu plaudern. Viele altgediente Surfer – und Surferinnen! – begleiteten die Fahrt an Land und schauten uns beim Anlanden zu. So traf ich Klaus, der mit 84 Jahren noch wöchentlich Regatten auf der Schlei surft – gegen Segelyachten, mit seinem eigenen Yardstick-Faktor. Eine distinguierte ältere Dame zeigte auf meinen Mistral: „Den hatte ich früher auch einmal!“

Auf dem nächsten Schlag nach Langholz erwies sich meine Taktik, zuerst die Uferabdeckung weit zu verlassen, als nachteilig. Unter den Nicht-Gleitenden war es jetzt von Vorteil, den kürzesten Weg in relativer Ufernähe zu nehmen. Gemächlich ging es bei 2-3 Windstärken voran, genug Zeit, die bewaldete Küste in den schönsten Herbstfarben zu genießen. Siehe da, die alte Fanatic Cobra neben mir zeigte eine erstaunliche Geschwindigkeit bei diesen Bedingungen.

Auch in Langholz warteten wieder Tee, Kaffee und Süßes auf uns. Nachdem alle „Schäfchen“ als sicher angekommen registriert wurden ging es auf zur letzten Etappe, nach Damp.

49. Langschlag Eckernförde / Damp

Der Wind nahm noch etwas ab und die Jungs und Mädels mit den großen Segeln zogen auf und davon. Nun zeigte es sich, daß mit geringerer Muskelarbeit (man konnte auf diesem Kurs etwas im Trapez fahren) die Kälte begann, durch den Winterneo zu kriechen. Nächstes Mal mit Unterzieh-Neo, das war klar. Die Küste schien sich endlos nach Nordnordosten weiterzuziehen, aber dann erschien hinter Booknis abrupt und unverkennbar die Skyline von Damp, dieser architektonischen Perle der Ostseeküste.

Nach 22 Kilometern erreichte unsere Flotte dann ihr Ziel, ein schöner Anblick für die Spaziergänger am Strand. Gerade angekommen traf ich auf Nico, der sich in Langholz noch in größter Gelassenheit einen weiteren Tee einschenkte, als ich schon wieder zum Start eilte. Ich dachte an die Geschichte vom Hasen und dem Igel, oder an Zauberei – aber er erklärte sich bescheiden damit, daß es für ihn weit draußen halt locker zur Gleitfahrt gereicht hatte.

Eigentlich war es schade, schon angekommen zu sein. Aber für diesen Tag sollte es gut sein. Schließlich sollten alle wieder rechtzeitig zum gemeinsamen Grünkohlessen nach Eckernförde zurückkommen. Ein großes Dankeschön ging dabei an das DLRG-Team. Die wackeren Helferinnen und Helfer, ohne die diese Fahrt nicht möglich wäre, revanchierten sich mit einem Lob an unsere Horde, da alle sehr gut aufeinander aufgepasst hatten und niemand am Ende des Feldes alleine „verhungern“ musste. So soll es sein. Zur Erinnerung erhielt ich den „Knochen“ aus Messing, mit eingravierter Jahreszahl der Teilnahme. Bei mir als Novizen steht eine „21“, bei einem Kameraden war schon fast kein Platz mehr auf dem Metall. Und auch für mich soll es hoffentlich nicht die letzte Langschlag gewesen sein.

Also, wenn im nächsten Oktober dann zum 50. Langschlag gerufen wird, kann ich nur raten: Holt die „langen Gurken“ wieder aus dem Schuppen und auf nach Eckernförde!

06.01.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Alexander Achenbach  |  Fotos/Grafiken: Alexander Achenbach, Christian Tillmanns, Thomas Schulz