Surfparks im Gegenwind
Die Renderings, wie hier zum Surfpark in Krefeld, sehen aus der Sicht des Surfens vielversprechend aus. Für Umweltverbände sind die Projekte jedoch ein Grund zur Klage.

Surfparks im Gegenwind

Was Bordelle und Feldlerchen mit künstlichen Wellen zu tun haben...

Wellenreiten ist olympisch. Wellenreiten ist hip. Wenn es nach dem Willen von Investoren und Visionären gegangen wäre, wären die Surfparks in Stade, Werne und Krefeld längst im Bau.

Während die künstliche Welle in unmittelbarer Nähe des Flughafens München nach außen ohne juristisches Getöse realisiert wurde, stolpern andere Projekte in Deutschland über Vögel, Freudenhäuser und Formfehler.


Der BUND und Sache mit dem Vögeln: Surfpark Stade
In Stade wurde der Bau der künstlichen Welle vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg erneut gestoppt. Das 20-Millionen-Euro-Projekt findet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nicht gut und hat deshalb – erfolgreich – geklagt.

Der Bebauungsplan stolperte jedoch nicht über die Feldlerche und ihr Habitat, sondern über Bordelle und bordellartige Betriebe. Die hätten im B-Plan ausgeschlossen werden sollen, waren es aber nicht. Formfehler. - Ein anderer Knackpunkt war, dass die Auswirkungen auf das Landschaftsbild im B-Plan laut Gericht falsch eingeschätzt worden waren.

Dr. Tonja Mannstedt, BUND-Landesgeschäftsführerin: „(...) Auch wenn das Gericht seine Entscheidung primär nicht auf Natur- und Artenschutz begründet hat, so hat er doch die zahlreichen Fehler in der Abwägung für andere Belange, die vom BUND auch vorgetragen wurden, als so gravierend angesehen, dass der B-Plan keine Rechtswirksamkeit entfalten kann.“

Es besteht also weiterhin ein Baustopp.

Das Urteil könnte ihr hier nachlesen: voris.wolterskluwer-online.de/browse/document/5cafe5b4...


SURFWRLD Werne
In Werne sollte mit der SURFWRLD ein hybrides Konzept auf einer Industriebrache realisiert werden. Wissenschaft und angewandte Wellenreiterei sollten von den Wellen profitieren. Verschiedene Universitäten waren daran interessiert, die Wellen für die Forschung zu nutzen. Dazu hatte der Investor mit einer Förderung des Strukturstärkungsrats NRW gerechnet. Doch das Projekt wurde nicht in das Förderprogramm aufgenommen. Jetzt will sich die SURFWRLD stärker auf den sportlichen Teil konzentrieren.

Es wird umgeplant. Gebaut wird vorerst nicht.


Surfpark Krefeld
Auch die künstliche Welle in Krefeld, die bei der Umgestaltung eines Naherholungsgebietes entstehen soll, wird juristisch und mit starken Worten („Katastrophe für die Umwelt“) bekämpft.

Unter anderem hat eine Krefelder Ratsfrau nach einer gescheiterten Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Oberbürgermeister Frank Meyer und Stadtdirektor Markus Schön nun Klage gegen Meyer und Schön über eine spezialisierte Anwaltskanzlei einreichen lassen. Auch der BUND und die Bürgerbewegung BIENE kämpfen gegen das Projekt.

Auch hier wird in naher Zukunft nicht gebaut.


Fazit
Bei allen genannten Projekten lässt sich festhalten, dass die jeweils (regierende) Politik versucht, die Projekte zu erlauben. Umweltverbände und Gegner (oft Anwohnende) nutzen erfolgreich die vorhandenen juristischen Wege, um die Projekte direkt oder indirekt zu verhindern. Zwar klingt das Urteil zum B-Plan in Stade auf den ersten Blick kurios, aber natürlich decken die Umweltverbände als Gegenpol zu den Projektinitiatoren echte Fehler auf und hinterfragen die Argumente, die für einen Bau sprechen. Tragisch ist allerdings, dass bis zur Go- oder No-Go-Entscheidung viele Jahre vergehen.

29.11.2024 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Stadt Krefeld