Regatta Hattrick
Drei Regatten in kurzer Zeit, 500 gesurfte Kilometer, 15 Slaloms und 8 einstündige Speedheats. Lasse Brudek hat es ausprobiert.
Lasse Brudek hat innerhalb von zwei Wochen an drei Regatten teilgenommen. Hier erzählt er, wie es dazu kam, dass er beim Finale des Windsurfcups in Heiligenhafen, bei den Internationalen deutsche Meisterschaften im Speedsurfen auf Fehmarn und beim Racer of the Sea in Hemmelmark teilgenommen hat.
Als erstes ging es zum DWC nach Heiligenhafen, Saisonabschlussevent, Gesamtdauer vier Tage. Da sollte man meinen Wettfahrten ohne Ende… Nur leider hat Choppy Water zwar ein fantastisches Rahmenprogramm organisiert, aber der Vertrag mit dem Windgott schien nicht verlängert worden zu sein. Anfang der Woche war die Vorhersage noch so gut, dass ich sogar das Wavezeug eingepackt habe, über 20 Knoten am Samstag und Welle, es schien ein hervorragendes Event zu werden.
Am Mittwoch vor Ort angekommen brauchte ich erstmal eine kurze Eingewöhnungsphase, wie ich immer wieder verdränge, gibt es in der Ostsee Seegras und das riecht eben auch entsprechend. Leicht auflandiger Wind verteilte den Geruch so gut über unserem Fahrerlager, dass ich erst einen Moment brauchte, um einzuordnen, dass es nicht vom Toilettencontainer kam.
Donnerstag war dann der erste Wettkampftag, beim Skippersmeeting wurde schon auf das Yogaprogramm verwiesen, denn der Wind hielt sich wie schon erwähnt stark in Grenzen. Da ich aber sehr ungeduldig bin, riggte ich natürlich trotzdem auf und war vollends bereit loszulegen. Es folgte Startverschiebung, darauf dann Startverschiebung, darauf dann Startverschiebung...
Gegen 15 Uhr hielt ich es nicht mehr aus und bin aufs Wasser, man muss ja mal zeigen, dass es gehen würde, bei satten 8 Knoten. Spaß beiseite, Wettfahrten wären nicht drin gewesen, aber dafür ein schönes Fotoshooting mit viel Quatsch den man so mit 9 m2 machen oder auch nicht machen kann.
Freitag wurde es dann schon spannender, nicht das wir Wind gehabt hätten, aber Wettkampf gab es trotzdem. Sacklochturnier. Für alle, die es nicht kennen, man wirft kleine Sandsäcke auf ein 8 Meter entferntes Holzbrett. Um es dem DWC-Niveau ein wenig anzupassen, mit Auslosung von Heats, Live-Scoring und mit Preisgeld, einer Tüte Haribo. Der erste Heat lief für mich noch ganz gut, beim Halbfinale war dann leider meine kurze Karriere als Sacklochprofi vorbei.
Samstag gab es dann zwei Yogaeinheiten, ein gutes Buch und Zeit den „harten Wettkampfalltag“ auf sich wirken zu lassen…
Sonntag konnte es dann endlich losgehen, ich war direkt in Heat 1 am Start und konnte diesen für mich entscheiden, also Halbfinale. Vor diesem jedoch knackte es einmal doll in meinem Foil, ich dachte mir nichts Böses, es fuhr aber nicht mehr so gut wie vorher. Trotzdem reichte es im nächsten Heat für die Qualifikation für das A-Finale, welches ich als 7. beenden konnte.
Etwas merkte man dann doch den Speedunterschied zwischen den neuen Foils und dem IQ Foil aber mit einem besseren Start wäre trotzdem mehr drin gewesen. Nach der Elimination nochmal kurz die Befestigung von Foil zu Board gecheckt, alles gut. Zweite Elimination gleiches Spiel, gute Vorrunde, gutes Halbfinale, schlechter Start im A-Finale, beendet als 9. Und dann war das Event auch schon vorbei. Gesamtrang: 8.
Tja und last but not least folgte beim Abbau des Materials die Auflösung, warum mein Foil geknackt hatte, zwei der Schrauben von Fuselage zu Mast waren abgerissen, also auch kein Wunder, dass so locker wie die Fuselage dann auf dem Mast saß, das Foil nicht mehr so gut performt hat.
Dann hieß es Abreise und knapp 500km zurück an die Nordsee, Montag wieder ins Büro, mit dem Plan am Freitag nach der Arbeit nach Hemmelmark zum ROTS zu fahren.
Bis Mittwochnachmittag zu unserer allwöchentlichen Mittwochsregatta in Wilhemshaven stand dieser Plan auch noch. Da telefonierte ich dann mit meinem Vater, der mich nochmal auf die Windvorhersage für Donnerstag und Freitag auf Fehmarn aufmerksam machte. Dort fand aktuell die Speed-DM statt.
Bis zu dem Zeitpunkt jedoch mit ähnlich wenig Wind wie in Heiligenhafen, also hatten noch keine Runs stattgefunden. Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit, dann war klar, der Abend besteht aus Packen, Arbeit für die nächsten Tage vorholen und die Nacht durchfahren. Gesagt, getan. Ich kam Donnerstag in aller früh gegen 5 Uhr in Orth an und nach etwa zwei Stunden Schlaf, dem dann gefolgten Frühstück, Aufriggen und Skippersmeeting ging es auch schon los.
Erster Heat, Dauer eine Stunde, mit dem Ziel, zwischen den abgesteckten Bojenketten die höchstmögliche Durchschnittsgeschwindigkeit über 250m zu erreichen. Was ich jedoch vollkommen unterschätzt hatte?! Meinen Endgegner, Seegras! Als einziger im Feld ohne Seegrasfinne war es eine Katastrophe, das vom Boden hochwachsende Seegras gab einem nicht die Möglichkeiten, die es sonst so gibt, springen damit es abgeht, rückwärtsfahren, usw. Es war ein reines Überleben von Acker zu Acker…
Wie ein Wunder jedoch lag der Bojenkurs so, dass zumindest dort meist Durchkommen möglich war und mir einige gute Runs ermöglichte. Im Laufe des Tages schafften wir insgesamt 4 Heats, mit so stark zunehmendem Wind, dass ich von 7,0 auf 5,6 m2 wechseln konnte. Tagestopspeed 36 Knoten. Jedoch mit der Bilanz, dass die 4 Stunden fahren mit dem Seegras, so unspaßig waren, dass ich mir sicher war am nächsten Tag nicht mehr aufs Wasser zu gehen.
Nun schaffte das mein Ego aber natürlich nicht und so wurde am Freitag wie gewohnt wieder aufgeriggt, mit einem entscheidenden Unterschied. Als ich mich wieder fragte, wie ich den Tag ohne Seegrasfinne überleben sollte, sprach mich Uwe-Sören an, ob ich denn so lebensmüde sein wollte, ohne Seegrasfinne rauszugehen, oder ob er mir eine leihen sollte. An dieser Stelle ganz vielen Dank dafür.
Ich brauchte zwar ein wenig, mich auf die Finne einzustellen aber der Fun war wieder da. Bei ähnlichem Wind wie dem Vortag brachten wir wieder 4 Heats je einer Stunde zu Stande. Segelgrößen wieder 5,6 und 7,0 m2. Spannend dabei, durch das nicht vorhandene Live Scoring, wusste ich nie, wo ich stehe. Die Ergebnistabelle war eine Wundertüte. Am Ende dann mit Platz 11 knapp die Top-Ten verpasst. Für meine erste Teilnahme bei der deutschen Meisterschaft im Speedsurfen für mich hoch zufriedenstellend und ich habe in Anschluss zur Veranstaltung dann Uwe-Sören auch gleich die Finne abgekauft, damit ich mit guter Laune mal wieder mitfahren kann. Gegen 22 Uhr ging es dann auch schon weiter Richtung Hemmelmark, um den Eventhattrick komplett zu machen.
Mit nicht viel mehr Schlaf und als vor der Speed-DM und jedoch merklich müderen Oberschenkeln, gab es nur eine kurze Verschnaufpause, der Wind frischte in Hemmelmark nicht sofort auf, doch gegen Mittag konnten wir die ersten Slaloms starten, mit wieder relativ wenig Wind, dafür natürlich wieder mit viel Seegras.
Meine Starts waren deutlich besser als die der A-Finals beim DWC und so konnte ich jede Wettfahrt in den Top-3 beenden, gegen die etwas schnelleren Foils von Fabi Wolf und Lars Poggemann, hatte ich jedoch größtenteils das Nachsehen und musste mich spätestens an Tonne zwei wieder hinten anreihen.
Das gleiche Bild gab es an Tag 2, wo wir wieder 4 Rennen back-to-back durchziehen konnten, ein Rennen Platz 2, alle weiteren 3, dann Platz 3. Am Ende hieß es dann für mich Platz 3 in der Gesamtrangliste, also Podium und – man glaubt es kaum beim Windsurfen – mit 50€ Preisgeld.
Wie immer ein fantastisch von Leon und Olli organisiertes Event und ein gelungener Abschluss des Regatta-Hattricks.
Nun folgt aber erstmal eine kurze Pause, bis zum Bundeligafinale am Dümmer See Ende des Monats...
21.09.2024 © DAILY DOSE | Text: Lasse Brudek | Fotos/Grafiken: Choppy Water / Jens Scholz, Frithjof Blaasch / bulgenslag.de, Momentify Media