System 002 - The Ocean Cleanup
Das System 002 wird geschleppt und verfügt über einen abgewandelten Auffangbehälter.

Kurswechsel: The Ocean Cleanup

Müll aus dem Meer zu fischen ist nicht einfach. Mit dem System 002 testet das Ocean Cleanup Project ein abgewandeltes Konzept.

Seit 2013 versucht The Ocean Cleanup Konzepte zu entwickeln, mit denen Kunststoffmüll aus dem Meer gefischt werden soll. Die größten Erfolge verzeichnete das Projekt allerdings bisher mit dem „Interceptor“, einer schwimmenden Plattform, die Kunststoffmüll aus Flüssen extrahiert.

Die Flussreinigung funktioniert so reibungslos, weil die Sammelplattformen fest verankert sind. Die Strömung treibt den Müll direkt in den Sammelmechanismus und kann dort sortiert werden. Im Meer ist die Angelegenheit ungleich schwieriger. Zwar konzentriert sich der Müll an bestimmten Punkten in den Ozeanen, die größten Konzentrationen von Müll befinden sich aber fernab vom Ufer in sehr tiefem Wasser. Die Strömung ist schwächer als im Fluss und die Plattform kann auch nicht verankert werden.

Bisher wurde versucht, mit einer Art Unterwasserbremsfallschirm für die notwendige Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem frei treibenden Sammelmechanismus und dem im Meer treibendem Müll herzustellen. Das hat nur ungenügend funktioniert, da die Strömungen in der Tiefe oft nicht die richtige Richtung hatten und auch wechselten, so dass bereits gesammelter Müll wieder aus den Sammelnetzen getrieben wurde. Auch ein System, das über den Wind versuchte, die Geschwindigkeitsdifferenz zum im Meer schwimmenden Müll herzustellen, war zwar prinzipiell erfolgreich, ließ sich aber nicht ausreichend skalieren. The Ocean Projekt hat als Ziel definiert 90% des Plastikmülls aus dem Meer zu fischen.

Das System 002 setzt nun darauf, dass die Sammelnetze kontrolliert bewegt (gezogen) werden. Im Testmodus erfolgt das bei den nächsten Versionen über Schiffe. Hierbei soll gelernt werden, wie groß die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem Sammelsystem und dem Müll sein muss, damit das System möglichst effizient arbeitet. Auch für die entstehenden Kosten spielt die Effizienz eine große Rolle. The Ocean Project rechnet mit Euro pro Kilo Plastikmüll. Es wird damit gerechnet, dass sich das System etwa halb so schnell wie ein Fußgänger bewegen muss.

In 120 Stunden wurden beim Test des Systems 8,2 Tonnen Müll eingesammelt.
In 120 Stunden wurden beim Test des neuen Systems 8,2 Tonnen Müll eingesammelt.

Wenn die Umweltverträglichkeit des Systems garantiert ist und die Effizienz bestätigt ist, können die Müllsammler laut The Ocean Project auch durch autonome oder teilautonome Antriebe bewegt werden.

Einer der Gründe, die dafür sprechen, das schon vorhandene Plastik oberflächennah aus den strömungsbedingten Konzentrationspunkten wie dem Great Pacific Garbage Patch zu fischen ist, dass sich der dort schwimmende Plastikmüll zersetzt. Das so entstehende Mikroplastik verteilt sich dann dreidimensional und kann dann nicht mehr aus dem Meer geholt werden. Dieses Mikroplastik kann dann in die Nahrungskette gelangen.

Das heißt: Auch wenn der Plastikmüll in Zukunft vermieden würde, so gibt es jetzt ein relativ kleines Zeitfenster, um den im Meer akkumulierenden Müll zu entsorgen, bevor die Partikel zu klein sind, um extrahiert zu werden.

The Ocean Cleanup wurde von dem Niederländer Bojan Slat gegründet. Bei der Gründung war Slat 18 Jahre alt.

Weitere Infos: theoceancleanup.com/

10.09.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: The Ocean Cleanup