Ein Roadtrip in Dänemarks Norden - Hirtshals, Klitmøller & Hanstholm
Kjul bei Hirtshals

Ein Roadtrip in Dänemarks Norden

Hirtshals, Klitmøller & Hanstholm

Mitte Mai starteten Klaus und ich einen mehrtägigen Trip in den Norden Dänemarks. Windsurf- und Wingfoil-Ausrüstung war mit an Bord und beides sollte zum Einsatz kommen.

Ein sehr weit nördlich durchziehendes Tiefdruckgebiet lockte uns in die Region von Hirtshals. Der erste Blick an den Strand in Kjul zeigte starken aber böigen Wind und kleine Wellen.

Bei Windrichtungen unterhalb von 270° (Westwind) sind die weiter östlich liegenden Spots der Tannis Bucht die bessere Wahl, da sich die Küste dort in einem leichten Bogen nach Nordwesten ausrichtet und Südwest sideshore von links wehen kann.

Die Strandauffahrt in Tversted
In Tversted wurde aufgeriggt

Bei den an diesem Tag wehenden 7-8 Beaufort aus WSW war der Strand von Tversted unser Ziel. 3.6er aufriggen, durch den Sandsturm zwischen den Dünen der Strandauffahrt kämpfen und dann in der Brandungszone austoben. Ein kleiner Shorebreak an der ersten Sandbank, eine richtig hohl brechende Welle an der zweiten und viel Strömung zwischen den Dünungswellen weiter draußen.

Nach einer Stunde beschlossen wir den Spot zu wechseln, da die Ausbeute an Sprüngen und Wellenritten nicht so war wie erhofft.

Der Parkplatz am Uggerby Strand
Kopfhohe Wellen am Strand von Uggerby

Etwas weiter links könnten die Wellen sauberer laufen, also auf nach Uggerby. Dort kann man - wie an allen Spots der Region - direkt auf dem Strand parken, wir bevorzugten aber den windgeschützteren Parkplatz oberhalb der Dünen.

Die Wellen sahen hier von Land aus betrachtet deutlich länger aus, der Wind wehte einen Tick schrägablandig. Wieder wurden die 3.6er Segel aufgezogen und das Wasser geentert. Tatsächlich waren lange Wellen dabei, auf denen man mehrere Turns fahren konnte.

Windsurfen am Uggerby Strand
Ruppiger Wind, aber gute Wellen am Uggerby Strand

Gegen Mittag türmten sich in Luv die ersten dunklen Regenwolken auf und der Wind wurde zunehmen ruppiger. Heftige Böen wechselten sich mit Phasen ab, bei denen man nicht ins Gleiten kam. Dann beendete einsetzender Dauerregen diese Session.

Im Verlauf der nächsten Tage sollte der Wind zurück auf Südwest drehen und deutlich abnehmen. Bei dieser Windrichtung ist vor allem Klitmøller interessant, an dessen Muschelriff dann saubere Wellen brechen.

Auch Wingen kann man dort perfekt in den eher runden Wellen in Lee vom Riff, oder weiter rechts in der Bucht in der sogenannten Waschstraße. Dort laufen soft brechende Dünungswellen bis nach Klitrosen. Aber Achtung: bei SW weht der Wind schrägablandig. Die Bucht öffnet sich in einem langen Bogen, so dass man bei einem Materialdefekt zwar wieder an Land gelangt, aber meist erst hunderte Meter in Lee.

Der Strandparkplatz in Klitmøller
Leichter Wind in Klitmøller - Ready for Winging

Bei Süd sieht das ganze schon anders aus. Dann wartet in Lee nur die offene Nordsee und es gab in den zurückliegenden Jahren schon viele Rettungsaktionen. Wingen sollte man dann hier vermeiden (wie grundsätzlich bei ablandig wehendem Wind).

Der Freitag präsentierte sich als perfekter Tag zum Wingfoilen. Glattes Wasser, 3-4 Baufort und überbrechende Dünungswellen. Klaus ging mit 4.4er Wing aufs Wasser und schnappte sich eine Welle nach der anderen.

Wingfoilen in Cold Hawaii
Wingfoilen in der Bucht vor Klitmøller

Dann aber passierte das, was man vermeiden sollte. Der Wing riss sich bei einem Sturz vom Arm los und wurde vom Wind sofort nach Lee verblasen. Keine Chance ihn schwimmend einzuholen. Welcher Tag war heute noch? Freitag der 13. Mai 2022.

Mit einem Blick in die Tiefe der Bucht konnte man abschätzen, dass der Wing irgendwo auf dem rund zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Klitmøller und Hanstholm antreiben würde.

Wellen abreiten beim Wingfoilen
Und dann riss sich der Wing los...

Eine lange Straße durch die Dünenlandschaft verbindet beide Orte, also ab in den Wagen und die Search & Rescue Mission starten.

Klaus blieb direkt im Neo, um den Wing aus den Fluten fischen zu können. Aber erstmal mussten wir das gute Stück sichten - die orange Farbe würde das Wiederfinden erleichtern... hoffentlich.

Eine Viertelstunde war vergangen und wir parkten den Wagen gut vier Kilometer hinter Klitmøller auf dem Randstreifen, nutzten einen Trampelpfad durch die Dünen bis zum Strand und... entdeckten den Wing auf dem Wasser.

Der Wing treibt durch die Bucht
Search & Rescue Mission vier Kilometer weiter nördlich

Gut 100 Meter vom Ufer entfernt schlug er Loopings in den Wellen, würde aber bald weiter rechts angetrieben werden.

Einen kurzen Strandspaziergang später konnte Klaus den unversehrten Wing aus dem Shorebreak fischen - eine gelungene Rettungsaktion.

Fazit: den festen Sitz der Wing-Leash am Arm kontrollieren. Oft setzt sich das Klettband mit Algen oder Pflanzenresten zu und hält dann weniger gut. Dieses Mal ist es gut ausgegangen und Klaus war kurze Zeit später für eine zweite Session auf dem Wasser. Hier unten seht ihr ein Video von diesem Tag...

Abends nahm der Wind dann deutlich zu und eine Stunde vor Dunkelheit war es noch richtig gut zum Windsurfen am Muschelriff. Zeit zum Fotografieren blieb da leider nicht.

Der nächste Morgen - eine Early Bird Session in Hanstholm stand an, denn der Wind sollte nur früh morgens aus Westnordwest wehen. Um 6 Uhr waren wir auf dem Wasser, anfangs alleine, dann mit nur einer handvoll anderen Surfern.

Windsurfen in Hanstholm am Spot Middles
Der Samstagvormittag in Hanstholm

Es wehte deutlich länger als erwartet und so wurde es bald voller auf dem Wasser. Auch für eine zweite Session am Mittag reichte der Wind noch aus, dann stand die Heimreise an.

10.06.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall

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