Tsimari

Tsimari

Woife Strasser hat einen der besten griechischen Flachwasserspots erkundet.

Für viele ist ein Urlaub in Griechenland gleichbedeutend mit einem Inselurlaub. Naxos, Kreta oder Lesbos sind allseits bekannt und mit der kompletten touristischen Infrastruktur gesegnet. Wer jedoch Lust hat, touristisch weniger ausgetretenen Pfade zu erkunden, findet in Spots wie Tsimari ein willkommenes Kontrastprogramm.

Tsimari erstaunt. Die Landschaft erinnert an Brasilien, es gibt Flamingos und Pelikane in der Lagune. Am Strand kann man Ochsen begegnen. So wild, so gut. Wo aber liegt Tsimari? Am einfachsten findet man den Spot, wenn man auf einer Karte den nördlichsten Zipfel Siziliens anvisiert und dann in gerader Linie Richtung Osten schaut. Die gedachte Linie quert zunächst das ionische Meer, dann die Insel Kefalonia und trifft schließlich auf das griechische Festland. Genau hier liegt Tsimari.

Tsimari liegt genau da wo der Fluss Acheloos ins Meer mündet. Typisch für Flussmündungen sind jede Menge Sedimente in Bewegung. Fluss und Meer arbeiten gegeneinander und so entstand eine Lagunenlandschaft mit perfektem Flachwasser..

Eins aber vorweg: Damit Tsimari funktioniert wird eine Westwindlage benötigt. Die Thermik verstärkt sich dann dort auf 15 bis 20 Knoten, an guten Tagen auf 25 Knoten.

Tsimari

Tsimari bietet sich für diejenigen an, die mobil und ziemlich autark sind, denn der nächste Ort ist etwa. 20 Kilometer entfernt. Die Abgelegenheit sorgt für eine entspannte Atmosphäre. Wer nicht selbst kocht, kann am Abend in die pittoresk zusammengeschusterte Kantina an der Lagune gehen, wo griechische Senioren, Badegäste, Kiter und Surfer zusammen etwas trinken und leckeren griechischen Salat, selbstgemachten Pommes oder Souvlaki essen. Viel mehr gibt die Karte auch nicht her. Um so besser, dass das was es gibt, vorzüglich schmeckt.

Allein die Fahrt dorthin, über die Lagune von Mesolongi am Golf von Patras und den kleinen Ort Etoliko vorbei, versetzt uns in eine andere Zeit und wir fühlten uns wie auf einem anderen Kontinent. Die Lagunenstadt Mesolongi ist kaum auf Touristen ausgerichtet. Es gibt nur zwei Hotels und nur einige Privatunterkünfte, obwohl die 13.000-Einwohner-Gemeinde viel zu bieten hat: Kanufahrten und SUP-Touren bieten sich an, Flamingos inklusive. Auch Ausflüge mit dem Rad, die mitten durch die Inselwelt vor der Stadt und vorbei an den Fischerhütten bis ans offene Meer führen, sind interessant.

Ein über vier Kilometer langer Damm, auf dem sogar Radwege angelegt wurden, führt von Mesolongi hinüber zur Nehrung von Tourlida, die nach dem in der Lagune häufig vorkommenden Großen Brachvogel benannt ist. 
Äußerst urig sind auch die Fischerhütten, die auf Stelzen im Brackwasser stehen. Viele von ihnen dienen Einheimischen als Ferienhäuser.

Fährt man von Mesolongi Richtung Etoliko an der Lagune entlang, sieht man immer wieder Berge aus Salz. Von den Salinen profitieren auch Liebhaber eines exklusiven Badevergnügens: In einigen Wasserbecken ist der Salzgehalt des Wassers so hoch, dass man sich hier wie im Toten Meer ganz einfach aufs Wasser legen und Zeitung lesen kann. Duschen gibt es natürlich nicht – man bringt sich Süßwasser z.B. in Wasserflaschen mit.

Tsimari Windsurf Lagune

Unterwegs im Delta
Wie Mesolongi ist auch Etoliko mit 4300 Einwohnern ein Lagunenstädtchen. 
Wo nicht Mais, Baumwolle, Zitrusfrüchte und Oliven angebaut oder Rinder gehalten werden, überzieht Salzsteppe den Boden der trocken gefallenen Lagunen. In den Dörfern spielt der Tourismus überhaupt keine Rolle. In einfachen Tavernen wird man zu zweit samt Wein für 15 Euro satt. Übernachtungsmöglichkeiten findet man keine.


Bei Katohi zweigt eine Straße zu den Ausgrabungen von Oiniades ab. Folgt man der schmalen Straße, weiter in Richtung Meer, kommt man nach etwa 10 Kilometern Fahrt durch Salzwiesen, Brackwasser und sumpfige Weiden ans Meer. Im Sommer stehen im Brackwasser Flamingos. Kleine Wellblechsiedlungen dienen Fischern und Wochenendurlaubern als primitiver Unterschlupf. Irgendwann endet die Straße und wer sich am Ufer entlang nach links hält, kommt ins improvisiert wirkende Ferienhausgebiet von Dioni.

Tsimari Beach

Anreise:
- München über Balkanroute ca. 2000 km
- Von Tsimari nach Piräus zum Hafen 285 km / ca. 3.5 Stunden

Link zu Google Maps: www.google.de/maps/...

Tsimari

Der Spot:
Tsimari ist eine ca. 300 m breite und ca. 1,3 km lange Salzwasserlagune, die durch einen flachen ca. 50 m breiten Strandstreifen vom Meer abgetrennt ist. Der aus westlicher Richtung kommende Wind weht ungehindert über die Lagune. Der Clou an Tsimari ist, dass die Lagune an der windzugewandten Seite mindestens brusttief ist und so kann man sehr nah am Ufer in super glattem Wasser surfen.

Nach Lee wird das Wasser immer flacher, trotzdem sind 2/3 der Breite auch mit größeren Finnen nutzbar. Der Untergrund ist sandig, einige wenige Hindernisse sind gekennzeichnet.

Surfen kann man genauso gut auf dem offenen Meer, allerdings eher in Kabbelwasser. Bei stärkerem Wind, kann es durch die wechselnden Sandbänke, auch mal ein Meter Welle sein. Im Spätsommer gibt es dort vermehrt Seegras.

Theoretisch könnte auch in der Süßwasserlagune des Achelos gesurft werden, wenn das nicht der Hotspot der Kiter wäre. Das ungeschriebene Gesetz in Tsimari ist, dass Kiten in der Süßwasserlagune und Windsurfen in der Salzwasserlagune stattfindet. Vielleicht funktioniert das deshalb so gut, weil Tsimari im Niemandsland liegt.

Beachtet werden sollte, dass sich der Strandstreifen durch die unterschiedlichen Windbedingungen verändert. Teils sind die Streifen fest und man kann sie mit dem Auto befahren und parken. Es empfiehlt sich das zu überprüfen, da sonst Festfahren droht. Ansonsten kann an der Straße geparkt werden und starten kann man überall.

Tsimari

Wind und Wetter:
Tsimari ist von Mai bis September ein Thermikspot. Die westliche Thermik (ca. 3-4 Tage die Woche) hat ca. 8-12 Knoten, setzt ab dem späten Mittag ein. Wenn eine Westwindlage dazu kommt, die meist zwei bis drei Tage anhält, dann wird sie ab Mittag bis zur Dämmerung auf 15-25 Knoten verstärkt. An guten Tagen, wenn die reine Thermik sehr spät einsetzt, also etwa gegen 17 Uhr, können es auch für 2-3 Stunden 10-17 kn sein. Der Wind ist in der Regel nicht böig.

Gute Monate sind Juni und September, weil da die Meltemi-Phasen im nördlichen Griechenland schwach sind. Wenn in der normalen Windvorhersage 8 bis 14 Knoten und die Superforecast 15-20 Knoten aus westlicher Richtung vorhersagt, dann kann mit sehr guten Bedingungen gerechnet werden.

Ab Mitternacht setzt leichter Ostwind ein, der in der Früh abflaut. Das ermöglicht eine angenehme Temperatur zum Schlafen. Bei wenig Wind wird es in den Sommermonaten sehr warm. Es gibt dann abends und nachts viele Mücken. In den Sommermonaten reicht ein Shorty vollkommen. Vielen reicht auch Boardshort und Lycra.

Im Frühjahr und im Herbst / Winter gibt es auch Westwind mit bis zu 30 Knoten. Bei guten Bedingungen trifft man die Surfzene aus Patras / Drepano.

Wetterlinks:
windy.app/de/forecast2/spot/375603/Dioni+tsimari/statistics
de.windfinder.com/forecast/tsimari

08.06.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns, Woife Strasser  |  Fotos/Grafiken: Carola, Woife Strasser

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