Offene Landesmeisterschaft Windsurfer LT
Manchmal braucht es nur ein Brett und ein Segel um beim Windsurfen Spaß zu haben.

Offene Landesmeisterschaft Windsurfer LT

Spannend, schmerzvoll und fantastisch, so hat Lasse Brudek die offene niedersächsische Landesmeisterschaft in der Windsurfer LT Klasse am vergangenen Wochenende in Wilhelmshaven erlebt

Bereits am Freitag reisten Starterinnen und Starter aus Berlin, Hamburg und Oldenburg an, daneben waren auch zahlreiche Niederländerinnen und Niederländer am Start. Schon am Freitag fand ein kleines Training statt, um die Konkurrenz einzuschätzen und natürlich einfach um Spaß zu haben. Außerdem wurde der Kurs bereits gelegt und beim abendlichen gemeinsamen Grillen fleißig über die Windvorhersage für die nächsten Tage spekuliert.

Samstag ging es dann los. Ich (Lasse Brudek) war dieses Mal zu Hause wieder nicht nur in der Rolle des Teilnehmers - und des Heimfavoriten bei dem starken auswärtigen Teilnehmerfeld - sondern auch in der Rolle des Organisators, zwischenzeitlichen Bootsführers, Tonnenlegers, sowie Regattaleitung und Mädchen für alles...

Also kurzes Frühstück, Orga, Orga, Orga und um 11:30 das Skippersmeeting für den pünktlichen ersten Start um 13 Uhr. Mäßiger Wind aus West, was für den Kurs ähnliche Bedingungen brachte, wie im letzten Jahr bei der Deutschen Meisterschaft.

Nach einem guten Start lag ich nach der ersten Runde vorn, ließ mir jedoch in der zweiten Runde durch eine kleine - illegale - Behinderung durch Sam van Diepen die Führung wegschnappen und kam auf Platz zwei ins Ziel. Beste Dame in dem Rennen wurde Muriel Sudhoff auf Gesamtrang 12.

Die folgenden vier Rennen wurden vorne an der Spitze von ständigen Führungswechseln geprägt. Gekrönt vom letzten Rennen, in dem ich auf Platz drei liegend in Runde zwei noch 100 m Rückstand aufholen konnte und mich an der letzten Tonne bis auf einen Meter an den Führenden „rangearbeitet“ hatte. Auf der Zielkreuz blieb der Holländer Ron Hartog jedoch mit dem Messer zwischen den Zähnen zwei Meter vor mir und ich beendete das Rennen wieder auf Platz zwei.

Offene Landesmeisterschaft Windsurfer LT
Rund um den Globus sind Tausende mit viel Enthusiasmus in die Regattaszene rund um den Windsurfer LT involviert. In Wilhelmshaven fanden sich rund 30 Aktive zur Regatta zusammen.

Spannender hätte es im Zwischenergebnis auch nicht sein können, nach Wettkampftag eins auf Platz eins: Ron Hartog mit sechs Punkten, punktgleich lag ich auf Platz zwei, es zählt für die Platzierung das bessere Ergebnis in der letzten Wettfahrt. Und auf Platz drei: Sam van Diepen mit 13 Punkten.

In der Damenwertung nach Tag eins, 1. Muriel Sudhoff (4 Punkte), 2. Anna Bach (8 P.), 3. Ingrid van Overbek (9 P.)

Als die Anspannung des Tages von meinem Körper fiel, fing ein Bauchmuskelkrampf an, der nicht von diesem Planeten war. Die Rennen hatten mir wirklich alles abverlangt. Irgendwann konnte ich in Embriostellung einschlafen. Entsprechend war am nächsten Tag die Empfehlung meiner Freundin Muriel, nicht aufs Wasser zu gehen und den Titel einen Titel sein zu lassen. Doch ich redete mir ein einfach nicht so viel zu pumpen und trotzdem zu versuchen vorne mitzufahren. Spoiler - Pläne sind da, um sie umzuwerfen.

Nach einem grandiosen Frühstücksbuffet war der erste Strich, der mir dabei durch die Rechnung gemacht wurde, die Änderung des Tagesprogramms: keine normalen Rennen, sondern Marathonrennen - also längere Strecke und natürlich mehr Möglichkeiten zu pumpen.

Offene Landesmeisterschaft Windsurfer LT
Keep it simple: Der Windsurfer LT ist zwar ein einfach zu beherrschendes Board, auf dem Kurs wird aber um jeden Millimeter gekämpft. Fahrkönnen ist entscheidend.

Die Kreuz zur Tonne eins meisterte ich gut und kam als Erster rum. Zwar musste ich pumpen, um vorn zu bleiben, aber noch ging mein Plan den Bauch zu „schonen“ einigermaßen auf und ich konnte das Rennen für mich entscheiden. Zweiter wurde natürlich mit Ron Hartog mein härtester Konkurrent.

Muriel Sudhoff war wieder beste Dame in dem Rennen und im Gesamtfeld mit einer fantastischen Platzierung auf Rang sechs.

Den zweiten Strich durch meinen Plan der Schonung machte mir das zweite und somit letzte Rennen der Veranstaltung. Ich wusste ich liege einen Punkt vor Ron Hartog in der Gesamtwertung. Jedoch musste ich wieder vor ihm ins Ziel kommen, denn im umgekehrten Fall hätten wir wieder gleiche Punktzahl gehabt, das bessere letzte Rennen hätte entschieden und Ron hätte gewonnen...

Der Plan war beim Start alles zu geben und so früh wie möglich über die Linie zu fahren. Nur den Plan hatten die Anderen auch und es wurde die Flagge des Einzelrückrufs gezogen, ein Krimi! Denn man weiß: es hatte mindestens ein Surfer einen Frühstart, man weiß jedoch nicht wer. Es liegt im eigenen Ermessen das Risiko einer Disqualifikation und somit 34 Punkten einzugehen oder die Chancen auf den Sieg zu minimieren und erneut zur Startlinie zurückzufahren und neu zu starten.

Ich entschied mich für letzteres, denn eine Disqualifikation würde mich den Sieg kosten. Also Neustart als Letzter im Feld. Dafür erwischte ich jedoch einen fantastischen Winddreher und war an Boje eins bereits wieder auf Rang acht. Nun hieß es den Bauch schonen und den Sieg den Sieg sein lassen oder alles geben und unfassbare Schmerzen riskieren...

Natürlich riss ich an meinem Segel wie ein Irrer und kämpfte mich Stück für Stück weiter vor, immer mit dem Ziel an der letzten Tonne vor Ron zu sein, denn auf der Kreuz ins Ziel wusste ich wird ein Überholmanöver fast unmöglich. Meter für Meter und Schmerz für Schmerz kämpfte ich mich bis auf zwei Meter ran.

Ron versuchte natürlich mir den Weg abzuschneiden, um mich hinter sich zu halten, doch ich schaffte es irgendwie den Schmerz zu ignorieren und ihn kurz vor der Boje zu überholen. Doch damit fing das Verteidigen erst an, Ron packte alle Tricks aus, angetäuschte Wenden, schnelle Pumpschlänge, langsame lange Pumpschläge, unzählige Wenden, doch mit zwei Metern Vorsprung rettete ich mich - lauthals von einem Jubelschrei begleitet - über die Ziellinie und konnte den Titel des Landesmeisters einfahren.

Es folgte eine tolle Siegerehrung mit super begeisterten Teilnehmern - die im nächsten Jahr wiederkommen und zudem noch alle ihre weiteren Freunde mitbringen wollen - und der Abschluss des Events.

Da fiel das Aufräumen nach der Veranstaltung auch gar nicht mehr so schwer. Was für eine geile Veranstaltung bei uns zu Hause in Wilhelmshaven und alleine der Anblick der Regatta mit 30 ambitionierten Sportlerinnen und Sportlern, die über den See heizen, war einfach fantastisch! Nächstes Jahr wieder und vor allem noch größer!

Ergebnisse Herren/Overall:
1. Lasse Brudek (WHV)
2. Ron Hartog (NED)
3. Sam van Diepen (NED)

Ergebnisse Damen:
1. Muriel Sudfhoff (WHV)
2. Anna Bach (OL)
3. Ingrid van Overbek (NED)

07.10.2023 © DAILY DOSE  |  Text: Lasse Brudek  |  Fotos/Grafiken: Schwarzfotografien, Surfcompany