Limnos: Wave-Spot Skandali

Limnos: Wave-Spot Skandali

Die Südküste der griechischen Insel wird vor allem im Winter von wilden Südwinden heimgesucht...

Wer »Limnos« hört, denkt meist an den Freeride-Spot Keros, der mit flachem, türkisfarbenem Wasser begeistert. Im Winter sieht die Sache anders aus. Tiefdruckgebiete ziehen über das Mittelmeer nach Osten und erreichen schließlich die Ägäis. Dann toben die Südwinde in ganz Griechenland, manchmal tagelang, und sorgen für gewaltige Wellen mit Wellenperioden, die 9-10 Sekunden erreichen können.

Während die Wellen wandern, nimmt ihre Kraft zu, und schließlich treffen sie auf die südlichen Felsküsten von Limnos und bieten dort ziemlich gute Windsurfbedingungen.

Limnos: Wave-Spot Skandali

Ankommen
Du verlässt Keros und fährst auf die Südostseite der Insel. Dann folgst du der Straße nach Skandali, dem letzten, am weitesten abgelegenen Dorf an der Südostküste von Limnos. Diese traditionellen Steinhausdörfer sind selbst im Sommer fast menschenleer. Im Winter wirken sie wie ausgestorben, da die wenigen älteren Einwohner meist im Haus bleiben. Es ist ein seltsames Gefühl, hier vorbeizufahren.

Am Ende der Straße schließt sich eine raue Schotterpiste an, die uns noch weiter an die Südküste führt. Du fährst an Steinmauern, Bienenstöcken, Ziegen und Kaninchen vorbei. Du winkst einem Schäfer, der vom Wetter eingeschüchtert zu sein scheint, ein »Hallo« zu. Kilometerweit siehst du nichts anderes. Auf einem Schild steht ‚Zelten und FKK verboten‘. Gott sei Dank ist Surfen erlaubt.

Dann fährst weitere 500m auf einer noch schlechteren Schotterpiste. Dann noch an einer Kapelle vorbei. Jetzt bist du angekommen. (N39.816251, E25.293616)

Limnos: Wave-Spot Skandali

Der Spot
Zu deiner Rechten, oberhalb der niedrigen Vegetation, siehst du massive Wellen, die sich an einem Riff brechen. Der Wind weht sideshore. Die Temperaturen sind aufgrund des südlichen Wetterphänomens warm. Aufriggen kann man auf einer kleinen, mit Gras bewachsene Ebene, die durch die Kirche und den Hügel vor dem Wind geschützt ist.

Rauskommen
Der Start ist relativ einfach und erfolgt über einen flachen Felsen. Normalerweise reicht der Wind aus, um dich sofort ins Gleiten zu bringen, so dass du genug Geschwindigkeit hast, um das Weißwasser zu passieren. Natürlich ist wie bei allen Wellenspots das Timing wichtig. Sideshore-Wind erleichtert das queren der Impact-Zone.

Limnos: Wave-Spot Skandali

Die Welle
Die Wellen laufen für Mittelmeerverhältnisse ziemlich gut. Die logo- bis masthohen Brecher fordern sind aber nichts für Rookies. Wer es drauf hat kann verschiedene Sections zu einem einzigen Ritt verbinden.

Essen
Es gibt keine bessere Art und Weise, eine Surfsession zu feiern, als in einer lokalen Taverne (nur wenige haben im Winter geöffnet) einzukehren und Kraft zu tanken. Nudeln, Hühner- und Kanincheneintopf, lokaler Käse und frische Salate schmecken mit einem Glas Biowein besonders gut.

Limnos: Wave-Spot Skandali

Lohnt es sich, eine Reise zu planen?
Jetzt kommt der schwierige Teil. Südwinde sind willkürlich. In manchen Wintern kommen mehr Tiefdruckgebiete vorbei, in anderen weniger. Die Vorhersage kann sich kurzfristig ändern.

Die Surfstationen sind geschlossen, es gibt dann kein Leihmaterial. Werden die Fähren während des Sturms fahren? Wahrscheinlich nicht. Wenn Du also mit dem Auto anreist, solltest du 1-2 Tage vor dem Tiefdruckgebiet auf Limnos sein und eine flexible Abreise haben. Fliegen die Flugzeuge? Ja. Kann das jeweilige Flugzeug sperriges Windsurfmaterial transportieren? Fragezeichen. Man muss vorher anrufen, um das zu klären.

Der Spot ist also im Winter nur mit etwas Glück und Hartnäckigkeit zu erreichen.

14.02.2023 © DAILY DOSE  |  Text: Rick Krystallis  |  Fotos/Grafiken: Athanasios Lampridis